Werbung

Nachricht vom 04.08.2016    

Barocke Farbenpracht lockt in den Abteigarten

Er ist ohnehin ein Kleinod in der Region, der Garten in der ehemaligen Prämonstratenser-Abtei Rommersdorf Doch für das Barockjahr hat er sich besonders feingemacht. Gartenmeister Johannes Blum hat gemeinsam mit Auszubildenden die Anlage rund um den Brunnen neu gestaltet – mit bunt blühenden Pflanzen, die für die Barockzeit typisch waren.

Gartenmeister Johannes Blum hat den Barockgarten der Abtei Rommersdorf mit farbenprächtigen Blumen bepflanzt. Foto: Pressebüro Neuwied

Neuwied-Heimbach-Weis. Damals erlebte die Gartenkunst, aufbauend auf die in der Renaissance gemachten Erfahrungen, eine neue Blüte. Allerorten versuchten weltliche und geistliche Herrscher, sich mit Anlagen zu übertrumpfen, in denen die jüngsten Errungenschaften aus der Neuen Welt erblühten. Doch eines hatten sie alle gemeinsam: Die Gärten von Versailles galten als großes – und nur schwer zu kopierendes – Vorbild. „Um immer wieder neue Farbtupfer präsentieren zu können, bezahlten die Königs- und Fürstenhäuser, die Bistümer und Abteien Pflanzensammler, die sich in den Kolonien auf die Suche nach bislang Unentdecktem machten“, weiß Blum.

Er hat sich seit Beginn des Jahres eingelesen in die Welt der Barockgärten, die im Original meist auch von einer Vielzahl großer Statuen „bevölkert“ waren. Die findet man in Heimbach-Weis nun nicht, doch dafür entdeckt der Besucher anderes, was für die Barockzeit typisch war. „Die Längs- und Querschnitte dieser Anlagen waren immer spiegelgleich, viele Beete verfügten zudem über eigene Brunnen“, berichtet der Mann aus Gladbach. An diese Symmetrie hat er sich auch bei der Bepflanzung der vier Beete rund um den großen Brunnen im Abteigarten gehalten, mit der die Gärtner Ende Mai/Anfang Juni begannen. „Dafür habe ich speziell Pflanzen ausgesucht, die während der Barockepoche ihren Weg nach Deutschland gefunden haben“, berichtet der Experte, „und zudem solche, die im Sommer blühen.“

Darunter befindet sich zum Beispiel die herrlich schimmernde Blaulilie, die ihre Heimat in Südafrika hat. Sie wurde 1625 erstmals in Europa angepflanzt. Gegen Ende jenes Jahrhunderts konnte die Pflanze dann auch in Deutschland bewundert werden, in einem Garten in Leipzig. Nicht alle Gartenblumen sind Exoten wie die Mauretanische Malve oder die Canna indica aus Peru. Zu sehen sind auch einige mittlerweile „banalen“ Pflanzen, die jeder kennt, wie Antirrhimun majus, das schlichte Löwenmäulchen, oder Tropaeolum majus, hier besser bekannt als Kapuzinerkresse. Beide kamen Ende des 16. Jahrhunderts in die Hände deutscher Gärtner. Ins Auge fallen auch exotische Gemüsesorten, die sich schon in Renaissance-Gärten großer Beliebtheit erfreuten, darunter der sehr dekorative rotblättrige Grünkohl. An einem der Beete erleichtern „Namensschilder“ die Orientierung. „Es weiß ja nicht jeder, dass sich hinter der hoch trabenden Bezeichnung Lobelia erinus Männertreu verbirgt“, meint Blum lachend.



NR-Kurier Newsletter: So sind Sie immer bestens informiert

Täglich um 20 Uhr kostenlos die aktuellsten Nachrichten, Veranstaltungen und Stellenangebote der Region bequem ins Postfach.

Der Gartenmeister weiß auch noch eine weitere interessante Geschichte aus jener Zeit zu berichten: Keimfreies Wasser war damals quasi unbekannt. Es zu benutzen galt eher als gefährlich. Das hatte natürlich Auswirkungen auf die Hygiene, regelmäßiges Waschen war nicht unbedingt an der Tagesordnung. Die Folge war, dass es meist nicht gerade sehr fein roch, auch nicht in den Herrschaftshäusern. Um dem Odeur zu Leibe zu rücken, stellten die Bediensteten stark duftende Blumen wie Geranien und Zitruspflanzen in die Zimmer des Adels, zudem entwickelten Spezialisten Parfums, die sich durch „schwere Düfte“ auszeichneten. Zehn dieser Herausforderungen an den Geruchssinn kann man im Abteigarten „zur Nase nehmen“. Dabei empfiehlt es sich, beim ersten Mal eher dezent einzuatmen. Im Barock liebte man es eben etwas deftiger.

Barock mit allen fünf Sinnen – Neuwied in der Barockregion: Das sind unterschiedliche Veranstaltungen wie Ausstellungen, Feste und Konzerte ganz im Zeichen des Barockzeitalters. Dessen Hang zu Pracht und Opulenz einerseits, Fantasie und Innovationsfreude andererseits stellt das Amt für Stadtmarketing mit dieser Reihe in den nächsten Wochen und Monaten vor. Mehr dazu: www.neuwied.de/barock.html



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Neuwied mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Lokales: Neuwied & Umgebung

Jetzt Fan der NR-Kurier.de Lokalausgabe Neuwied auf Facebook werden!


Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Region


Massenkarambolage auf winterglatter Autobahn: Sieben Fahrzeuge betroffen

Region. Gegen 23 Uhr kam es zwischen den Anschlussstellen Ransbach-Baumbach und Dierdorf zu einem Verkehrsunfall mit sieben ...

Mehr als nur Action und Streben nach dem Kick

Kreis Neuwied. Als aktuelles Gemeinschaftsprojekt wird ab 2025 eine neue Ausbildung zur Erlebnispädagogin/zum Erlebnispädagogen ...

Kürbiskunstaktion begeisterte Besucher

Neuwied. Im Rahmen einer parallelen Gewinnspielaktion schmückten Kürbisse besonderer Sorten die Schaufenster der innerstädtischen ...

Enkelglück: Großeltern werden und sein

Puderbach. Mit der Geburt des ersten Enkelkindes vollzieht sich ein Generationenwechsel - die Eltern werden zu Großeltern, ...

Netzwerktreffen des "Naturpark Netzwerk Naturschutz" in Waldbreitbach

Waldbreitbach. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand der Vortrag von Günter Hahn, erfahrener Biologe und ehemaliger Biotopbetreuer ...

Apfel oder Kapsel - Verbraucherzentrale klärt auf, was wirklich in Nahrungsergänzungsmitteln steckt

Region. In diesem 90-minütigen Web-Seminar gibt Katrin Deußen, Ernährungsexpertin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, ...

Weitere Artikel


Beim Innenstadtrundgang neue Seiten Neuwieds entdecken

Neuwied. Wer weiß schon, dass es in Neuwied nicht nur ein Brauhaus, sondern auch eine Brennerei gab? Und dass das Alte Zollhaus ...

37 “Neue“ beim Hauptzollamt Koblenz

Region. Das Hauptzollamt Koblenz ist seit dem 1. Januar offiziell Ausbildungshauptzollamt und stellt selbst die Nachwuchskräfte ...

Motocross Ohlenberg: Freier Eintritt für die Nachbarschaft

Ohlenberg. Um dieses Event so erfolgreich durchzuführen, ist allerdings nicht nur die Unterstützung des Clubs und dessen ...

Spanische Klänge in Neuwied-Engers

Neuwied-Engers. Begleitet wird er durch den Percussionisten Dieter Wüster-Lindenau, der zu den Klängen der Gitarre die rhythmische ...

Ein Ausblick über den Rhein und ein Blick ins Glas

Neuwied. Der Weg durch ehemalige Weinberge bietet herrliche Panoramablicke ins Mittelrheintal. Bei einer kleinen, stilvollen ...

Ibbingsplatz wieder in einen ansprechenden Zustand versetzen

Neuwied-Oberbieber. Vor gut einem Jahr freuten sich die Oberbieberer über die abgeschlossene Umgestaltung des Ibbingsplatzes ...

Werbung