Barock festlich wiederbelebt in Engers
Das wunderschöne barocke Jagd- und Lustschloss Engers am Rhein ist Anlass und Kulisse für das alle zwei Jahre stattfindende prächtige Barockfest. Beim Historischen „Engerser Convent“ am 20./21. August lässt der Kulturverein Bewohner und Gäste eine Zeitreise mit allen Sinnen in die Barockzeit antreten.
Neuwied-Engers. In diesem Jahr startete das Fest am Samstag, 20. August im Gartensaal mit Rheinblick mit einem musikalisch umrahmten Frühmahl mit dem Kurfürsten. Nach der offiziellen Festeröffnung ließ der Kurfürst sein Volk unterhalten. Dazu war im Schlosshof die größte Holzspielesammlung Europas im XXL-Format aufgebaut. Dieses unterhaltsame Angebot nutzten Adlige, Militaristen und Privatleute ständeverbindend gemeinsam und hatten viel Vergnügen dabei. Im Schloss wurde anschaulich die Herstellung von Schokolade demonstriert, die in der Barockzeit für Europa entdeckt wurde und in Mode kam.
Musik spielte für den genusssüchtigen barocken Adel eine große Rolle und begünstigte daher eine Reihe heute noch sehr populärer Musiker. Deren Kompositionen brachten die „KOmilites“ in einem großen Open-Air-Konzert virtuos zu Gehör. Das Blechbläserquintett, bestehend aus ehemaligen und aktiven Militärmusikern des Heeresmusikkorps Koblenz, spielten in klassischer Besetzung: Trompeten, Horn, Posaune und Tuba. Unterhaltsam moderierte Tuba-Bläser Dr. Werner Wengenroth.
Der Kurfürst mit seinem prächtig gewandeten Gefolge und Gästen unterhielten sich und die Zuschauer mit Gesang und barocken Tänzen bei einem historischen Fest.
Auf dem Marktplatz und vor dem schön renovierten historischen Rathaus duftete es nach Gesottenem und Gebratenem sowie alkoholhaltigen Getränken. Gaukler unterhielten das kleine und große Volk und Handwerker demonstrierten ihre Fertigkeit. An Verkaufsständen wurde Dekoratives und Nützliches feilgeboten. Das muskelbetriebene Riesenrad frequentierten nicht nur Kinder, Gewichtsunterschiede wurden mit Sandsäcken ausgeglichen.
In der Alten Schlossstraße herrschte soldatisches Lagerleben, in und vor den Schänken trafen sich Preußen, Franzosen und Sachsen zu friedlichen Trinkgelagen. Auf der Bühne am Marktplatz wurde Unterhaltung für Kinder geboten, dagegen fanden im Diana-Saal des Schlosses und in der Pfarrkirche St. Martin Kirchenkonzerte statt.
Der Höhepunkt des Barockfests war die alljährlich stattfindende Historische Pestprozession. In einem Historienspiel wurde deren Entstehung dargestellt: Die Pest, die der Dreißigjährige Krieg im Gefolge hatte, hatte auch die Bevölkerung von Engers fast ausgerottet. Als nur noch fünf Familien existierten, schworen diese dem heiligen Sebastianus, eine kleine Dankeskapelle zu errichten, falls sie vom Schwarzen Tod verschont würden. Das Gelübde hatte Erfolg, aus Steinen der Stadtmauer erbauten die Überlebenden 1662 die Sankt Sebastianus Kapelle. An die Überlieferung wird bis in Gegenwart erinnert, indem der Kurfürst, Gefolge und adlige Gäste mit Vertretern der Geistlichkeit in einem Schweigemarsch zu der kleinen Kapelle ziehen, um dort eine Dankkerze zu entzünden.
Der mystisch wirkende Pestzug wurde begleitet von vielen schweigenden Zuschauern. Nachdem er in das Schloss zurückgekehrt war, setzte ein großes Höhenfeuerwerk den optischen und akustischen Schlussakkord des Festsamstags.
Am Sonntag, 21. August geht es beim größten Barockfest in Rheinland-Pfalz ab 11.15 Uhr weiter mit Unterhaltung und Historie in Engers am Rhein. Programm unter http://www.engerserconvent.de. (htv)
Video von Wolfgang Tischler
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