Lotsen ebnen schwerbehinderten Menschen den Weg in Beruf
Es gibt viele Gründe, warum es für manche Menschen schwerer ist als für andere, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Ein besonders bitterer ist die Schwerbehinderung. Denn egal, ob angeboren oder erworben: Behinderte Menschen haben es oft ohnehin nicht leicht, wenn sie ein weitgehend unabhängiges Leben führen wollen. Damit dies zumindest bei der Jobsuche etwas einfacher klappt, gibt es seit einigen Monaten die so genannten Inklusionslotsen.
Neuwied/Montabaur. Unter dem Motto „Hand in Hand zum Job!“ setzen das Heinrich-Haus Neuwied, das Diakonische Werk Westerwald, die Barmherzigen Brüder Saffig, die Caritas Dienste und Arbeit gGmbH Betzdorf, die gemeinnützige Bethesda-St. Martin GmbH das Lotsenprojekt im nördlichen Rheinland-Pfalz um. Auftraggeber sind Arbeitsagenturen und Jobcenter, gefördert wird das Ganze vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Eine Kooperation mit Vorbildcharakter, meint Projektkoordinator Jürgen Illigens vom Integrationsfachdienst des Neuwieder Heinrich-Hauses.
„In der Vergangenheit haben wir immer wieder die Erfahrung gemacht, dass gerade die Integration schwerbehinderter Menschen eine sehr komplexe Aufgabe ist, die einen ganzen Strauß an Unterstützungsangeboten benötigt - vor allem, wenn man kein Strohfeuer entfachen, sondern eine nachhaltige Entwicklung in Gang setzen will. Deshalb lag es nahe, bei diesem Projekt die Kräfte - sprich die reichen Erfahrungen, die jeder von uns in den letzten Jahrzehnten auf diesem Arbeitsfeld gesammelt hat - zu bündeln. Deshalb haben wir uns als Bietergemeinschaft um das vom Bundesarbeitsministerium geförderte Projekt beworben – und mit unserem Konzept überzeugt.“
Die Vorteile, die es für einen behinderten Menschen mit sich bringt, wenn er bei der Jobsuche von einem Inklusionslotsen unterstützt wird, liegen für Illigens und seine Mitstreiter auf der Hand. „Der Inklusionslotse ist Ansprechpartner und Begleiter für alle Fragen rund um die Jobsuche. Aber natürlich lässt sich das Thema Arbeit im konkreten Fall kaum von anderen Lebensfeldern trennen. Deshalb spielt der ganzheitliche Ansatz in unserem Konzept eine wichtige Rolle.“ Inklusionslotsen und Betreuten steht darum ein ganzes Netz an Helfern und Unterstützungsangeboten zur Seite: Dazu gehören Psychologen, Pädagogen und Betriebsakquisiteure, die den Kontakt zu Arbeitgebern herstellen, aber auch die Hilfsangebote der einzelnen Träger – wie etwa Familien, Sucht- oder Schuldnerberatung. „Was im Einzelnen tatsächlich benötigt wird, ist natürlich sehr verschieden und wird individuell abgestimmt. Und selbstverständlich gibt es einen engen Austausch mit den beteiligten Arbeitsagenturen und Jobcentern.“
Allerdings gehe es nicht darum, behinderten Menschen einen großen Teil ihre Probleme abzunehmen, stellt der Experte klar. „Das wollen wir ausdrücklich nicht. Wie helfen ihnen, einen Weg zu finden. Aber unser oberstes Gebot ist Hilfe zur Selbsthilfe. Die behinderten Menschen sollen ja gerade ein weitgehend unabhängiges und eigenständiges Leben führen können. Das bedeutet auch, dass wir keine Hilfe aufdrängen. Der Betreute entscheidet, welches unserer Angebote er annehmen will - und welches nicht.“
Angesiedelt ist das Projekt an den Standorten in Altenkirchen, Andernach, Lahnstein, Mayen und Montabaur: Dort kümmern sich jeweils zwei Inklusionslotsen, ein Betriebsakquisiteur und ein Psychologe um die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Betreuung ist in verschiedene Phasen untergliedert und dauert in der Regel ein halbes Jahr. Nach der Vermittlung in Arbeit kann bis zu einem weiteren halben Jahr nachbetreut werden, um den Arbeitsplatz zu sichern. Die Zahl der Teilnehmer ist zurzeit je Standort auf 15 begrenzt.
Nähere Informationen zum Inklusionstosen gibt es über die Reha-Betreuer der Arbeitsagenturen und Jobcenter. Kostenlose Servicenummer: 0800 – 4 55 55 00.
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