Wie teuer wird die Brex?
Bei einer Reaktivierung der Bahnstrecke muss die Stadt Bendorf mit Kosten in Höhe von rund 1,6 Millionen Euro rechnen. Am 13. September entscheidet der Bendorfer Stadtrat darüber, ob sich die Stadt an den Kosten einer Wiederbelebung der Brexbachtalbahn beteiligen soll. Wichtig wird für die Ratsmitglieder sein, welche Ausgaben auf die Stadt zukommen, wenn wieder Züge auf den Gleisen rollen.
Bendorf. Der Verein Brexbachtalbahn und die Eifelbahn Verkehrsgesellschaft aus Linz geben die Gesamtkosten für eine Reaktivierung des Streckenabschnitts zwischen Engers und Grenzau mit rund 2,7 Millionen Euro an. Nach ihrer Darstellung wird das Land Rheinland-Pfalz davon 85 Prozent durch ein Förderprogramm übernehmen. Die restlichen 400.000 Euro sollen unter den Anliegerkommunen aufgeteilt werden, so dass die Stadt Bendorf etwa 80.000 Euro tragen müsste.
Die Verwaltung kommt bei einer Überprüfung der Zahlen zu einem anderen Ergebnis: soll die Bahn reaktiviert werden, muss die Stadt mindestens 1,6 Millionen Euro investieren.
Der Grund liegt darin, dass Verein und Bahnunternehmen die Fördergelder bisher falsch berechnet haben. Nach der Verwaltungsvorschrift "VV NE-Bahnen" des Landes Rheinland-Pfalz können große Teile der vom Bahnunternehmen und Verein vorgelegten Kostenaufstellung nicht gefördert werden.
So übernimmt das Land weder die Kosten für die Bahnsteige, noch für den Einbau der Weiche in Engers oder den Bau einer Straßenunterführung am B 42-Kreisel. Auch die bei der Sanierung anfallenden Architekten- und Ingenieurhonorare werden nur zur Hälfte gefördert.
Alleine die Unterführung - ähnlich dem Koblenzer Saarkreisel - wird die Stadt mindestens 800.000 Euro kosten. Der Bau ist unumgänglich, da die Brauereistraße über die bereits vorher bestehende Bahnstrecke angelegt wurde. Nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz müssen neue Straßen, die über Bahnlinien gebaut werden, Straßenüber- oder unterführungen aufweisen, wenn Züge auf der Strecke fahren. Im Klartext heißt das: Kommt die Bahn, kommt die Unterführung.
Der Wiedereinbau der Weiche in Engers, die neu zu bauenden Bahnsteige und der neu berechnete Eigenanteil der Stadt ergeben Ausgaben von weiteren 800.000 Euro. Hinzu kommen 50.000 Euro für verschiedene Gutachten und Konzepte, die benötigt werden, um überhaupt einen Förderantrag beim Innenministerium stellen zu können. Wenn die Stadt die Strecke für geschätzte 350.000 Euro kauft, muss die Kommune insgesamt sogar 2 Millionen Euro aufbringen.
Weitere finanzielle Risiken nicht auszuschließen
Die Verwaltung hat für die Berechnung die Beträge herangezogen, die die Eifelbahn Verkehrsgesellschaft angegeben hat. Eine genaue Ermittlung der tatsächlichen Baukosten liegt bislang allerdings nicht vor.
Im Jahr 2015 untersuchte das Ingenieurbüro Grontmij die Angaben des Bahnunternehmens auf Plausibilität. Die Ingenieure nahmen viele Brücken und Tunnel der Strecke "in Augenschein" und kamen zu dem Ergebnis, dass "es möglich ist, dass weitere signifikante Schäden vorhanden sind, die in der Zusammenstellung nicht berücksichtigt wurden."
In einem Schreiben an die Verwaltung stellt der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz klar, dass es sich der Plausibilitätsprüfung lediglich um eine "Machbarkeitsstudie" handelt. Für einen Förderantrag müssen auch eine statische Prüfung der über hundert Jahre alten Bauwerke vorliegen sowie eine Analyse der Bausubstanz. Steigen dabei die Kosten, steigen auch die Ausgaben der Stadt.
Und wenn nach Baubeginn festgestellt wird, dass eine Brücke stärker beschädigt ist, als zuvor angenommen, wird das Land die zusätzlichen Sanierungskosten nicht übernehmen. Auch hier muss Bendorf selbst zahlen.
Infobox:
Alle wichtigen Dokumente wie Schreiben von Ministerien, die Vorlagen der Stadtratssitzung und des Wirtschaftsausschusses sowie alle wichtigen Fragen rund um das Thema "Brex" können unter der Rubrik "Stadt und Bürger" auf www.bendorf.de heruntergeladen werden.