Forum ländlicher Raum - Prof. Dr. Karl Broich war zu Gast
In Anlehnung an den internationalen Tag der Patientensicherheit lockte das Forum Vertreter von Selbsthilfegruppen aus dem gesamten Landkreis Neuwied in die Terrassenhalle der Asbacher Kamillus-Klinik. Gastredner war der Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn, Prof. Dr. Karl Broich.
Asbach. Wie wichtig das Thema „Multimedikation“ ist, zeigte sich sowohl beim Vortrag, als auch bei der anschließend engagiert geführten Diskussion. Gemeinsam den sicheren Umgang mit Arzneimitteln zu fördern, müsse das Ziel von Patienten, Ärzten und Apothekern sein. Von Multimedikation liegt vor, wenn ein Patient mehrere, ab vier bis fünf, Medikamente einnimmt. Mit der Anzahl der gleichzeitig angewendeten Medikamente steige auch die Gefahr für Arzneimittelrisiken wie beispielsweise Neben- oder Wechselwirkungen.
„Die wirken sich mitunter ganz erheblich mit negativen Befunden auf Körperorgane, so Leber oder die Nieren, aus“, warnte Professor Broich. Auch Therapien mit falsch eingeschätzten und eingesetzten freiverkäuflichen Präparaten, wie Johanniskraut, führten, insbesondere in Kombination mit Blutverdünnungsmitteln, oft zu gravierenden Nebenwirkungen. Risikofaktoren für unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind: Alter, Multimorbidität, eingeschränkte Nierenfunktion, Polymedikation, Arzneimittelinteraktionen, Medikamente wie Antihypertensiva (blutdrucksenkende Arzneimittel), Neuroeleptika, Nicht-steroidale Entzündungshemmer (NSAID), Antikoagulantien/ Thrombozytenaggregationshemmer.
Da Menschen immer älter würden, führe das auch zu Multimorbidität. Dabei sind die häufigsten Krankheitsbilder im Alter: Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes und metabolisches Syndrom, psychiatrische Erkrankungen, gastrointestinale Erkrankungen, obstruktive Lungenerkrankungen, ophthalmologische Erkrankungen (Glaucom), Infektionen, Neoplasien. „Auch hier weise ich zu den Wechselwirkungen darauf hin, dass etwa die Hälfte aller Arzneistoffe über die Leber ausgeschieden wird“, äußerte der Referent.
Es gelte unbedingt darauf zu achten und einzuhalten, welche Medikamente man kombinieren darf. Dosierungsfehler machten hierbei den Hauptanteil aus. Zudem würden zu viele Medikamente wegen Nebenwirkungen anderer Medikamente verabreicht. Professor Broich und Erwin Rüddel befürworteten unisono die stärkere Kommunikation der Akteure im Gesundheitswesen.
„Das neue eHealth-Gesetz schafft hierfür die Grundlage, gleichwohl für eine individualisierte Medizin. Denn das Gesundheitssystem wird sich zum Vorteil der Patienten immer individueller entwickeln“, sagte der Gesundheitspolitiker Rüddel. Auch beim komplexen sehr interessanten wichtigen Thema Multimedikation verstehe der Patient Zusammenhänge nicht mehr. „Weniger ist oft mehr“, betonte Professor Broich mit Hinweis auf den ab 1. Oktober den Patienten, die mindestens drei verordnete Medikamente gleichzeitig einnehmen, verbindlich zustehenden Medikationsplan.
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