Wiedereinstieg - zurück ins Berufsleben
Die Rückkehr in die Arbeitswelt nach einer längeren Unterbrechung durch die Familienarbeit wie Erziehungszeit oder der Pflege von Angehörigen ist für Frauen mit vielen Fragen verbunden: Welcher Job lässt sich mit der Familie vereinbaren? Habe ich nicht längst den Anschluss verpasst? Und: Traue ich mir Kinder UND Beruf überhaupt zu? Projekt in Neuwied und Montabaur unterstützt Frauen nach der Familien- oder Pflegezeit.
Neuwied/Montabaur. Das Coachingprojekt „Comeback – Perspektive Wiedereinstieg“ des Fachanbieters für Frauenprojekte „Bildung Aktiv“ (BIAK) in Kooperation mit dem Verein „Familie & Beruf e.V.“ aus Altenkirchen bietet Hilfe bei der Orientierung in dieser Lebensphase. Es begleitet Berufsrückkehrerinnen auf ihrem Weg in einen neuen Job. Das von der Agentur für Arbeit geförderte Projekt an den Standorten Neuwied und Montabaur ist in der Region einmalig, bestätigen die Projektbeteiligten.
Das Seminar ist speziell auf die Bedürfnisse der Frauen zugeschnitten. Mit jeder Teilnehmerin wird ein individueller Kursplan entwickelt. Bausteine wie Potenzialcheck, Bewerbungsstrategien, Selbstmarketing und Kommunikation stehen auf der Agenda. In Kleingruppen von maximal acht Teilnehmerinnen finden an zwei Präsenztagen in der Woche Gruppenworkshops oder Einzelberatungen statt. Neben klassischem Bewerbungstraining stehen auch Workshops zur Stimmbildung oder eine Farb- und Stilberatung auf dem Programm. Sechs Monate kann das Angebot genutzt werde. Ein Einstieg ist flexibel möglich.
„Eigentlich ist der Name Comeback falsch“, erklärt Sylvia Schifano, Geschäftsführerin von „Bildung Aktiv“. „Ob Zeiten der Kindererziehung oder Phasen zur Pflege von Angehörigen – die Frauen waren nie weg. Sie waren immer da - nur halt nicht in einem Beschäftigungsverhältnis mit Entgelt. Comeback steht vielmehr für einen Neuanfang und eine neue Lebensphase, in der Frauen wieder durchstarten“, so Schifano und erklärt auch, dass sie bewusst gängige Begriffe wie Familienpause oder Erziehungsurlaub meidet. „Frauen während der Familienarbeit haben gelernt organisiert und strukturiert in Perspektiven zu planen. Familienarbeit ist eine berufliche Station. Von Urlaub oder Pause kann da nicht die Rede sein“.
Perspektiven ausloten, schauen was geht und was passt - sieht auch Wiebke Birk-Engel, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Neuwieder Arbeitsagentur als einen wichtigen Schwerpunkt der Maßnahme.
„Der Arbeitsmarkt braucht diese Frauen! Nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Demografischen Wandels und dem jetzt bereits spürbaren Fachkräftemangels sind sie die Fachkräfte, die händeringend gesucht werden. Viele Frauen wollen aber gar nicht mehr in den alten Job zurück, sondern sich in neuen Bereichen ausprobieren. Hier ist dann häufig eine Weiterbildung oder Qualifizierung der erste Schritt. Auch da helfen wir weiter und suchen mit den Frauen ein passendes Angebot und beraten zu Finanzierungsmöglichkeiten“, erklärt Birk-Engel.
Eine Kursteilnehmerin bringt ihre Situation deutlich auf den Punkt: „Ich kann was, was nicht alle können. Auf mich wartet noch jemand, aber wo?“. Die 57-Jährige ist eigentlich Lehrerin, möchte aber nach langer Unterbrechung nicht mehr in den Schuldienst zurückkehren und ist jetzt auf der Suche nach neuen Herausforderungen. „Es gibt Dinge, die ich nicht kann – aber es gibt auch Dinge, die ich nicht will. Was ich will ist genauso wichtig wie die Erkenntnis was ich nicht will. Es ist eine spannende Phase, in der ich jetzt bin. Die Unterbrechung ist auch eine große Chance, was ganz neues zu machen. Aus einem laufenden System auszubrechen“.
Eine andere Teilnehmerin, Mutter einer vierjährigen Tochter, will in den alten Job zurück, möchte aber für den Wiedereinstieg gut gerüstet sein. „Auch der Rest der Familie muss dahinter stehen. Das fängt schon hier in der Maßnahme an, wenn ich zum Beispiel meinem Mann klar mache, dass er für die Seminarzeiten mit einspringen muss, wenn es darum geht die Kleine zum Kindergarten zu bringen oder abzuholen. Das ist ein guter Testlauf hier“, erklärt die junge Frau.
So unterschiedlich die Berufsbiografien und die neuen Pläne der Teilnehmerinnen auch sind – eines haben sie alle gemeinsam: Sie wollen wieder zurück ins Berufsleben und dafür gut vorbereitet sein.
Aktuell sind in der Neuwieder Maßnahme noch einige Plätze frei. Wer Interesse hat kann sich direkt an „Bildung aktiv“ wenden. Sylvia Schifano ist unter: 02684 – 977151 erreichbar. Der Einstieg ist bis 31. Oktober möglich.
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