Durch Abwechslung für tiergerechte Haltung im Zoo Neuwied gesorgt
Der Tiger wuchtet sich den Baum hoch und schlägt seine Pranken in eine dort befestigte Kuhhaut. „Beschäftigung ist eins der wichtigsten Elemente der modernen Tierhaltung im Zoo“, erklärt Mirko Thiel, Zoodirektor des Zoo Neuwied, anlässlich des Welttierschutztages.
Neuwied. „In der Wildbahn verbringen die Tiere einen Großteil ihrer Zeit mit Nahrungssuche. Diese Zeit entfällt bei der Haltung in Zoos und muss deshalb artgemäß und zoopädagogisch sinnvoll ersetzt werden“, fährt er fort. Im größten Zoo in Rheinland-Pfalz werden beispielsweise für die Löwen Duftspuren im Gehege gelegt oder das Obst für die Schimpansen in einer Eisbombe versteckt. Analog zum Leben in der Wildbahn muss sich das Tier mental und körperlich anstrengen, um an sein Futter zu gelangen. So wird es animiert, sein artgemäßes Verhalten auszuleben.
Abwechslung bedeutet auch das regelmäßige, sogenannte „Medical Training“ (medizinisches Training), dass die tierischen Bewohner der 70 wissenschaftlich geführten Mitgliederzoos des Verbandes der Zoologischen Gärten durchlaufen. Damit wird ihnen Stress zum Beispiel bei medizinischen Behandlungen genommen. Mit Hilfe von positiven Verstärkern, die je nach Vorliebe des Individuums Futter, Streicheleinheiten oder Spiel sein können, lassen sich zum Beispiel Seehunde freiwillig Augentropfen verabreichen und Katzenbären den Gesundheitszustand kontrollieren. Häufig finden Trainingseinheiten während der kommentierten Fütterungen statt. Die Zoobesucher erfahren dabei Wissenswertes über die Tiere und die Bedrohungsfaktoren ihrer Artgenossen im Freiland.
Durch den täglichen Umgang mit den Tieren kommt den Tierpflegern eine besonders wichtige Bedeutung für die Sicherstellung des Wohlbefindens ihrer Schützlinge zu. In früheren Zeiten der Menagerien ging es rein um den Lebenserhalt der Tiere. Mit Begründung der modernen Tiergärtnerei rückten Zucht und Aufzucht in den Mittelpunkt. Seitdem liegt das Hauptaugenmerk auf dem Wohlergehen der Tiere. Haltungsformen entwickelten sich vom gefliesten Käfig hin zum strukturierten Ausschnitt aus dem Lebensraum der Tiere, in dem mehrere Arten gemeinsam gezeigt werden. So zum Beispiel auf der Afrikawiese im Zoo Neuwied, wo sich Watussirinder, Sitatunga, Streifengnus und Strauße einen Lebensraum teilen. Mittlerweile können in Zoos fast alle Tierarten vermehrt und lange gesund gehalten werden. Regelmäßig tauschen sich daher die Zoos, darunter auch der Zoo Neuwied, mit Wissenschaftlern über innovative Tierschutzmaßnahmen aus.
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