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Nachricht vom 12.10.2016    

Lehrfahrt des Kreiswaldbauvereins Neuwied

Mehr als 50 Teilnehmer der diesjährigen Großen Lehrfahrt des Kreiswaldbauvereins Neuwied konnte die Vorsitzende, Dr. Gisela Born-Siebicke, zusammen mit Ihrem Vorstandskollegen Markus Haardt, der diese Lehrfahrt organisiert hatte, begrüßen.

Instandsetzung von Wegen gehört zur Waldbewirtschaftung. Fotos: Privat

Neuwied. Bereits früh am Morgen um 7 Uhr starteten die Teilnehmer in Linz am Rhein und fuhren ins benachbarte Bergische Land in die Nähe von Gummersbach. Ziel war zunächst die Aggertalsperre, die sowohl der Energiegewinnung als auch dem Hochwasserschutz dient, und danach das Regionalforstamt Bergisches Land mit seinen besonderen Voraussetzungen des Waldbaus bei extrem hohen Niederschlägen.

Die Teilnehmer der Lehrfahrt waren beeindruckt vom Bauwerk der 45-Meter hohen Staumauer und den verschiedenen Möglichkeiten, die im Einzugsgebiet anfallenden Regenmengen von mehr als 1.000 Liter pro Quadratmeter pro Jahr durch ein 20,5 Millionen Kubikmeter großes Stauvolumen in einen hochwasserfreien und kontinuierlichen Wasserabfluss der Agger zu verwandeln. Schon dabei wurde deutlich, dass der hohe Waldanteil im Einzugsgebiet der Aggertalsperre wesentlich dazu beiträgt, den Zufluss zu verstetigen und die Bodenspeicherung von Wasser zu verbessern. Dabei spielt auch die Brauchwasserversorgung für Industrie und Gewerbe am Unterlauf eine große Rolle.

Im Regionalforstamt Bergisches Land empfing der stellvertretende Leiter Kai Bönig die Gäste aus dem Nachbarland. Erstaunt erfuhren die Teilnehmer, dass es sich dabei – trotz der Boden- und Klimaverhältnisse – um ein Laubholzforstamt handelt. Der Laubholzanteil beträgt mittlerweile 61 Prozent. Durch den Orkan Kyrill zur Jahrtausendwende und einiger Folgestürme wurden die Fichtenreinbestände erheblich reduziert. In der Folge hat das Forstamt den aktiven Waldumbau zu Mischbeständen intensiv begleitet.

Von den 76.000 Hektar des Forstamtes entfallen heute je 20 Prozent auf Eiche und Buche, 33 Prozent auf die Fichte und auf die sonstigen Laubhölzer 15 Prozent. Mittlerweile sind 80 Prozent der Bestände Mischwälder, zwei Drittel davon mit Mehrschichtigkeit im Bestandsaufbau. Diese Waldstruktur trägt in besonderer Weise dazu bei, hohe Niederschläge auf der einen Seite wirtschaftlich in gute Ertragsleistungen umzusetzen, auf der anderen Seite aber die Speicherkapazität der Böden zu sichern.



Im Forstbetriebsbezirk Strombach, einem von insgesamt 26 Forstbetriebsbezirken des Regionalforstamtes Bergisches Land, dominiert noch die Fichte mit einem Anteil am Holzboden in Höhe von circa zwei Drittel. Der zuständige Revierleiter Herr Michael Cescotti betreut hier die Forstbetriebsgemeinschaft Gimborn, in der 390 Waldbesitzer mit 1.622 Hektar organisiert sind. Das sind mehr als Dreiviertel des Privatwaldes, 310 Betriebe liegen in der Größenklasse bis 5 Hektar, nur vier Mitgliedsbetriebe sind über 50 Hektar groß. Die Waldbesitzer des Kreises Neuwied konnten feststellen, dass bei annähernd vergleichbaren Waldstrukturen im Bergischen Land mehr private Waldbesitzer die Zusammenarbeit in Forstbetriebsgemeinschaften gesucht haben als im Norden von Rheinland-Pfalz.

Eine effiziente Waldbewirtschaftung bei kleinteiliger Besitzstruktur ist nur bei kostengünstiger Beförsterung mit überbetrieblicher Wegeerschließung möglich. Dazu ist die enge Kooperation der kleinen Waldbesitzer in Forstbetriebsgemeinschaften unabdingbar, aber auch eine nachhaltige Betreuung durch das staatliche Forstamt. Die Teilnehmer fühlten sich in ihrer aktuellen Forderung bestärkt, in Rheinland-Pfalz die ortsnahe Betreuung durch das Forstamt zu erhalten und auszubauen.

Waldbilder zu den Themen Aufforstung und Baumartenwahl, Kulturpflege und Schädlingsbekämpfung und Wegebau gaben interessante Einblicke in die forstliche Arbeit von Förster Michael Cescotti und der FBG Strombach. Die Teilnehmer der Lehrfahrt waren von Wald- und Wasserwirtschaft im Bergischen Land beeindruckt und tauschten intensiv ihre Erfahrungen bei einer zünftigen Einkehr zum Abschluss der Lehrfahrt. Nichts unterstützt die eigenen waldbaulichen Entscheidungen so nachhaltig, wie die persönliche Anschauung in einem vergleichbaren Revier.


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