"Freymaurer-Zeitung": In 230 Jahre alten Nachrichten blättern
Nur wenige Monate hielt sich Ende des 18. Jahrhunderts in Neuwied mit der "Freymaurer-Zeitung" ein ganz ungewöhnliches Blatt auf dem Zeitungsmarkt. Dessen Geheimnisse sind nun auch online einsehbar und enthüllen viel über die Ziele und Aufgaben des Freimaurer-Ordens.
Neuwied. „... Nachrichten aus verschiedenen Gegenden im In- und Auslande pflegen nicht übereinstimmend zu seyn. In zweifelhaften Fällen sollte man es wenigstens sich immer zur Regel machen, eher zu hoffen als zu fürchten. Wahr ists, die vornehmsten Mächte Europens sind vielleicht noch nie so misstrauisch gegen einander gewesen, als gegenwärtig...“ Ein Zitat aus den politischen Nachrichten der Neuwieder Freymaurer-Zeitung vom Dezember 1786, das durchaus auch auf die Neuzeit übertragen werden könnte…
Von Dezember 1786 bis Oktober 1787 erschien zweimal wöchentlich die „Freymaurer-Zeitung“ im Verlag Ludwig Gehra. Gehra, Schwiegersohn des Druckers Johann Balthasar Haupt, war Mitglied der Freimaurerloge „Caroline zu den drei Pfauen“. Die einzige noch vorhandene komplette Sammlung dieser Zeitung ist jetzt im Besitz des Neuwieder Stadtarchivs, wurde digitalisiert und ist nun online einsehbar. Eine Fundgrube nicht nur für Historiker.
Ende des 18. Jahrhunderts hatten Zeitungen nicht das uns heute bekannte Format, sondern waren etwa so groß wie Buchseiten. Derjenige, der die gesammelten Zeitungsausgaben der Freymaurer Zeitung vor dem Untergang gerettet hat, hat alle Exemplare in ein Buch mit Ledereinband binden lassen. Herausgeber des Blattes waren vier Mitglieder des Illuminatenordens, der zur Neuwieder Freimaurerloge gehörte. Aufgabe der Freymaurer-Zeitung sollte die Aufklärung der Öffentlichkeit über Ziele und Aufgaben des Freimaurerordens sein. So heißt es in der Ausgabe vom 15. Januar 1787 „Ein fast allgemein bekannter, obgleich nicht immer in seiner ganzen Wichtigkeit gefühlter Zweck unserer Verbindung ist, die Scheidewand niederzureißen, welche Religionen, Stände und Staaten unter den Menschen verursacht haben. Ein großer erhabener Zweck, meine Brüder, der, wenn er auch der einzige wäre, es schon verdiente, dass die wichtigsten Menschen sich zu unserer Friedensfahne gesellten.“
Alle erschienen Zeitungen sind zweigeteilt – einmal gab es ausführliche Informationen über die Freimaurer, dann auch interessante politische Nachrichten, die von Korrespondenten aus aller Welt zusammengetragen wurden. Dass diese Nachrichten nun für jedermann einsehbar sind, begrüßt ganz besonders Neuwieds Beigeordneter Michael Mang, Dezernent für Schulen und das Stadtarchiv. „Dass Historische Dokumente Dank der digitalen Medien für jeden offen stehen, ist eine tolle Sache. Nicht zuletzt für unsere Schulen, die so einen viel lebendigeren und intensiveren Geschichtsunterricht gestalten können.“
Zu finden ist die Neuwieder Freymaurer-Zeitung über diesen Link: www.neuwied.de/freimaurerzeitung.html
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