Gedenken an die Pogromnacht im Kreis Neuwied
So kalt und regnerisch wie am heutigen Tag, an dem sich die Nacht zum 78. Mal jährt, muss es auch damals gewesen sein.“ Mit diesen Worten begann das Gedenken an die Opfer der Pogromnacht, welches am Abend des 10. Novembers an der Örtlichkeit des früheren Gotteshauses in Puderbach stattfand.
Puderbach/Dierdorf/Neuwied. Während der Gedenkveranstaltung auf dem heutigen Parkplatz der Sparkasse, zu der rund 25 Besucher erschienen, stand selbstverständlich die damalige Geschichte im Vordergrund, an deren inhaltliche Aktualität mit dem Austeilen einer Pressemeldung erinnert wurde. In dieser wurde über die Erstellung einer Liste mit jüdischen Einrichtungen, höchstwahrscheinlich in schlechter Absicht, berichtet. Verbandsbürgermeister Volker Mendel betonte die Tatsache, dass die wiederholte Erzählung der vergangenen Taten wichtig wäre, um sich auch in Bezug auf die heutige Zeit daran zu erinnern, dass so etwas nie wieder geschehen dürfe.
Landrat Rainer Kaul, der ebenfalls erschienen war und sich herzlich für die Einladung bedankte, verwies in diesem Zusammenhang auch auf den Aspekt, dass für Demokratie und Freiheit aller auch in der heutigen Zeit täglich mit Worten gekämpft werden müsse. Mehrmals an diesem Abend erwähnt wurden auch die sogenannten „Stolpersteine“, welche als mit Namen gravierte Messingsteine an die Opfer jener schicksalshaften Nacht erinnern sollen. Ortsbürgermeister Manfred Pees gab die Zusage, dass diesen Steinen im Rat mehrheitlich zugestimmt wurde und sie sich bald in der Produktion befinden würden.
Vor der abschließenden Lesung der Namen aller bekannten Opfer, welche die nun schon im 5. Jahr stattfindende Gedenkfeier abschließen sollte, wurde die Ringparabel von Lessing vorgelesen. Diese handelt von einem Vater, der einem seiner drei Söhne seinen Ring vererben soll. Da er sich aber nicht entscheiden kann und möchte, lässt er zwei identische Duplikate anfertigen. Nach seinem Tod gibt es Streit zwischen den Brüdern, welcher von einem weisen Richter geschlichtet wird. Diese kurze Geschichte sollte den Anwesenden erneut aufzeigen: Wie auch die Ringe in der Parabel, sind alle Religionen gleich, und ein Streit um die „einzig wahre“ ist ohne Sinn, da in allen der gleiche Grundgedanke steckt.
Auch in anderen Orten im Kreis Neuwied wurde an die Pogromnacht erinnert. In Dierdorf traf man sich an der alten Stadtmauer, dort erinnert eine Tafel an den Standort des jüdischen Gotteshauses. Es war eine ökumenische Andacht. Bürgermeister Rasbach erinnerte an die Bedeutung des Tages für die Stadt Dierdorf. Die Konfirmanden trugen Fürbitten vor.
In Neuwied trafen sich Bewohner, Schüler, Pfarrer Werner Zupp, OB Nikolaus Roth und Kantor Dr. Jürgen Ries von der Jüdischen Gemeinde in der Synagogengasse, um an die schrecklichen Vorkommnisse in der Reichskristallnacht zu gedenken. Lara Jane Schumacher/woti
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