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Nachricht vom 25.01.2017    

Genossenschaftsverband ehrt Kulturerbe-Macher

Sie waren die Aktivposten bei der Bewerbung der Genossenschaftsidee für das Immaterielle Kulturerbe der Menschheit - und sie haben es geschafft: Werner Böhnke und Josef Zolk. Beide erhielten am Dienstagabend in Weyerbusch die Ehrenmedaille des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbandes in Gold für diesen Erfolg, den sie sich gleichwohl nicht alleine auf die Fahnen schreiben wollen. Auch hier gilt Raiffeisens „Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele.“

Werner Böhnke (links) und Josef Zolk erhielten die Ehrenmedaille des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbandes in Gold. (Fotos: Andreas Schultheis)

Weyerbusch. Wer die Nachrichtenlage am gestrigen Nachmittag, dem 24. Januar, verfolgt hatte, der hatte berechtigte Zweifel, ob Ministerpräsidentin Malu Dreyer am Abend nach Weyerbusch kommen würde. Und in der Tat: Der Verzicht Sigmar Gabriels auf SPD-Vorsitz und mögliche Kanzlerkandidatur verlangte ihre Anwesenheit beim SPD-Parteipräsidium in Berlin. Eigentlich hatte sie in Weyerbusch eine Laudatio halten wollen. Anlass war die Verleihung der Ehrenmedaille in Gold des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbandes (RWGV) an Werner Böhnke und Josef Zolk, Vorsitzender und stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft und wesentliche Motoren bei der erfolgreichen Bewerbung der Genossenschaftsidee zur Aufnahme in das Immaterielle Weltkulturerbe der Menschheit durch die UNSESCO vor knapp zwei Monaten.

Der Ritterschlag für die Genossenschaftsidee
Malu Dreyers Laudatio überbrachte nunmehr Michael Schué, Wirtschaftsreferent der Mainzer Staatskanzlei. Dem Engagement von Böhnke und Zolk sei es zu verdanken, „ dass Genossenschaftsidee und -praxis nun auch international zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit gehören. Damit werden die Menschen in den Genossenschaften weltweit gewürdigt und das Genossenschaftsmodell erhält quasi den verdienten Ritterschlag.“ Genossenschaften stünden für ein Konzept, das von innerer Demokratie lebe. Diese brauche es heute mehr denn je. Außerdem hatte Schué das Versprechen Dreyers mitgebracht, den Termin mit den Genossenschaftlern alsbald nachzuholen.

RWGV-Vorstandsvorsitzender Ralf W. Barkey hatte zuvor bereits deutlich gemacht, dass die UNESCO-Entscheidung im November 2016 ohne die Arbeit und den Einsatz Böhnkes und Zolks nicht denkbar und möglich gewesen wäre - stets flankiert vom Engagement auch auf Seiten der Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft. Mit der Verleihung seiner höchsten Auszeichnung würdige der RWGV Personen und Institutionen, die sich in besonderer Weise um die Förderung des Genossenschaftsgedankens verdient gemacht hätten. Genossenschaften, das beweisen laut Barkey allein in Deutschland rund 23 Millionen Mitglieder, seien aktueller, lebendiger und moderner denn je. Ihre einfache Botschaft laute unter anderem, das eigene Schicksal selbst in die Hand zu nehmen statt sich in Versorgungsmentalität einzurichten. Barkey schloss mit einem Appell des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama, wonach das wichtigste Amt das des aktiven Bürgers in der Gesellschaft sei. Auch hierfür stünden Genossenschaften.

Medaillenverleihung in Weyerbusch
Es war ein Stelldichein der Genossenschaftswelt an diesem winterlichen Dienstagabend in Weyerbusch, dort wo Raiffeisen selbst den Grundstein seines Wirkens legte. Gerhard Hofmann, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) und Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), gehörten ebenso zu den Gästen wie die Vertreter zahlreicher Volks- und Raiffeisenbanken aus der Region sowie die Bürgermeister und Ortsbürgermeister aus dem Raiffeisenland. Dietmar Winhold, Ortsbürgermeister von Weyerbusch, hatte für Böhnke und Zolk noch eine weitere Ehrung parat: Er übergab die Ehrenmedaille der Ortsgemeinde, in der Raiffeisen einst selbst als Bürgermeister wirkte. Manfred Nüssel nutzte die Gelegenheit, die „Westerwälder Erklärung der Genossenschaften“ zu präsentieren: Unter dem Titel „Mehr Raiffeisen wagen“ definieren BVR, RWGV, die DZ Bank-Gruppe, der Deutsche Raiffeisenverband und der Deutsche Genossenschafts- und Raiffeisenverband acht Ziele, um Wirtschaft und Gesellschaft mit der Kraft der Genossenschaften zu verbessern. (Der AK-Kurier wird hierzu separat berichten.)



Genossenschaften stehen für Maß und Mitte
Werner Böhnke, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der DZ Bank, und Josef Zolk, ehemals Bürgermeister von Flammersfeld, wurden auch am Abend ihrer Auszeichnung nicht müde, für Raiffeisen und die Genossenschaftsidee zu werben. „Wo immer Sie Gelegenheit haben, auf die Raiffeisen-Bewegung hinzuweisen, zögern Sie nicht, es zu tun. Die Grundprinzipien der Genossenschaft stellen heute wie gestern ein tragfähiges Fundament für selbstbestimmtes Wirtschaften dar,“ so Böhnke. Genossenschaften seien angesichts ausschweifender ökonomischer Verfehlungen ein Garant für Maß und Mitte. Und an Josef Zolk und die Mitstreiter bei der UNESCO-Bewerbung gerichtet galt einmal mehr das Raiffeisen-Zitat: „Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele.“ Josef Zolk erinnerte an die entscheidenden Stunden der UNESCO-Tagung im vergangenen November in Addis Abeba in Äthiopien. „Ich war überwältigt. Die breite internationale Zustimmung wegen des anerkannten Wertes des Genossenschaftsgedankens zu spüren und zu erleben, das war eine der schönsten und sicher auch wichtigsten Erfahrungen, die ich machen durfte.“ Das Kribbeln am Rücken kehre zurück, wenn er an die Wortmeldung der indischen Vertreterin zurückdenke, die den Deutschen gedankt habe für die Genossenschaftsidee, von der in Indien rund 230 Millionen Genossenschaftsmitglieder tagtäglich profitierten. Beide wiesen auf die Kampagne der Raiffeisen-Gesellschaft anlässlich des Jubiläumsjahres 2018 hin - das Raiffeisenjahr erinnert an seinen 200. Geburtstag. Was Raiffeisen und sein Nachwirken vom dann ebenfalls 200jährigen Rheinland-Pfälzer Karl Marx unterscheidet, machte Zolk in einem einzigen Satz deutlich: „Er schrieb nicht das Kapital. Er nahm es in die Pflicht.“ (as)


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