Migrationsbeirat machte sich im „Kinderschiff“ schlau
Fast 95 Prozent der Kinder, die in der Kita „Kinderschiff“ auf die Schule vorbereitet werden, haben einen Migrationshintergrund. Das stellt Erzieherinnen vor spezielle Herausforderungen. Spracherwerb ist gerade für Kinder mit Migrationshintergrund der Schlüssel zum späteren Erfolg. Welche Anstrengungen für frühkindlichen Spracherwerb in Neuwied unternommen werden, das interessiert nicht zuletzt die Arbeitsgruppe „Kita/Schule/Ausbildung“ des Migrationsbeirates der Stadt Neuwied.
Neuwied. Daher besuchte sie mit Dezernent Michael Mang die Kindertagesstätte „Kinderschiff“ an den Goethe-Anlagen. Und dass aus gutem Grund, betreuen die dort tätigen zehn Erzieherinnen 75 Kinder, von denen 71 einen Migrationshintergrund haben. 26 Nationen üben an Bord des Kinderschiffs das friedvolle Miteinander ein. Klar ist, dass dabei oft ein babylonisches Sprachgewirr herrscht. Das wiederum führt jedoch nicht zum Einsturz des Gebäudes wie beim Turmbau zu Babel, sondern dazu, dass zwischenmenschliche Brücken gebaut werden. Nicht umsonst betonte Jugenddezernent Mang: „An dieser Kita wird Integration gelebt.“
Voraussetzung dafür, dass das funktioniert, ist ein schlüssiges Sprachförderkonzept – und viel Engegement seitens der Erzieherinnen, der Eltern und nicht zuletzt er Kinder. Die AG des Beirats konnte sich davon überzeugen, dass das Kinderschiff in dieser Beziehung voll auf Kurs liegt. Dafür gibt es gleich mehrere Gründe: So gehören zwei- und mehrsprachige Kinderbücher zum Standardprogramm der Kita-Bibliothek, auf Mehrsprachigkeit trifft man allerorten. So hängt ein kleines Wörterbuch an der Wand, das die wichtigsten Vokabeln in neun Sprachen auflistet.
Auch stammen drei der Erzieherinnen aus Russland und der Türkei. Deren Sprachkompetenz und interkulturelles Verständnis ist natürlich auch für diejenigen Eltern von Bedeutung, deren Deutsch noch ausbaufähig ist.
„Wir stehen mit den Eltern in engem Austausch“, berichtete die stellvertretende Kita-Leiterin Julia Hannappel. Diejeinigen Väter und Mütter, die des Deutschen mächtig sind, leisten viel Übersetzungsarbeit, auch sorgen Lesestunden in der Landessprache und gemeinsame Kochabende für Annäherung und Austausch. Und bei Erzieherinnen wie Isa Hübner ist die Bereitschaft vorhanden, sich Alltagsphrasen beispielweise auf Türkisch anzueignen.
Doch viel wichtiger als diese informellen Zusammenkünfte, sind die offiziellen Anstrengungen. Wie Beigeordneter Mang erläuterte, legt die Stadt großen Wert auf Sprachförderung. Das führt dazu, dass im Kinderschiff momentan durch Bundesprogramme wie „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ und Landesaktivitäten zusätzliche Sprachförderkräfte installiert werden konnten, die mehrere Intensivkurse geben. Zum Bedauern von Mang sind die jeweiligen Programme häufig befristet. „Wir wissen, dass nur intensive Sprachförderung den sanften Übergang zur Grundschule gewährleistet. Daher wäre eine langfristige Perspektive wichtig“, sagte der Sozialdezernent. Dass dem Kinderschiff eine besondere Bedeutung zukommt, verdeutlichte Raffaele Zampella, der Sprecher der AG. „Das Kinderschiff war vor acht Jahren eine der ersten Sprachförder-Kitas im Land. Die Programme haben dort also Tradition.“ Zampella reagierte erfreut darauf, dass die Eltern sich aktiv an der Kita-Arbeit beteiligen, hat indes einen Wunsch: „Dieses Engagement müsste bei Schuleintritt fortgesetzt werden. Leider registrieren wir aber, dass dies nicht geschieht. Offensichtlich gibt es noch gewisse Hürden. Die müssen wir abbauen.“
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