Kochparty beim Verein für Menschen mit Behinderung
Wie lässt sich eine unterhaltsame Kochshow veranstalten, an der junge Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gleichermaßen Spaß haben? Das war die Frage, der eine Gruppe von Neuwieder Firmlingen nachging. Mit Erfolg. Die Pfarreiengemeinschaft Neuwied veranstaltete das genussvolle, Türen öffnende Projekt jetzt gemeinsam mit dem Verein für Menschen mit Behinderung (VMB).
Neuwied. Ein Blick in die Räumlichkeiten des VMB: Die Vorbereitungen für die Kochshow sind im vollen Gange. „Oh, das ist anstrengend“, „Ist da überhaupt was drin in meinem Glas?“, „Was? Man muss ja höllisch aufpassen, wer gerade spricht, bist du das?“ Jana, David, Damian, Kerstin und ihre Mit-Firmlinge geraten ins Schwitzen. Damit sie sich besser einfühlen können, was es eigentlich bedeutet, zum Beispiel eine Sehstörung oder eine Schwerhörigkeit zu haben, bekamen die nicht beeinträchtigten jungen Leute der Pfarreiengemeinschaft Utensilien aus dem Simulationskoffer: Brillen mit „Röhrenblick“, die nur auf einem Auge ein winziges Sichtfensterchen freigeben, Kopfhörer, die nur noch laute Töne ans Ohr kommen lassen oder Brillen mit einer Folie, durch die sich die Dinge nur noch wie durch dichten Nebel erahnen lassen – so sehen Menschen mit Makuladegeneration.
Sobald sie sich ein wenig an ihre „Beeinträchtigung“ gewöhnt haben, fangen die elf jungen Leute an zu arbeiten. Ihr Auftrag: Eine Kochshow à la „Grill den Henssler“ vorbereiten. Dabei sollen sie überlegen, was gekocht werden soll, was dafür gebraucht wird, welche Deko passt und - vor allem - wie die Jugendlichen mit Behinderung eingebunden werden können.
„Wir brauchen Platz für Rollstühle“, überlegt sich Selina. „Gegenstände wie Schöpflöffel können wir mit Papiertüchern umwickeln oder den Griff durch ein Stück Schlauch stecken, dann ist alles größer und besser zu fassen“, schlagen David und Jana vor. Andere Einfälle sind: Mithilfe von Stickern größere Grammangaben auf die Messbecher schreiben oder eine sprechende Waage nutzen oder sich schlicht neben die beeinträchtigten Jugendlichen setzen und sie erzählen lassen, was sie brauchen. Am Ende sind Diplom-Sozialpädagogin Sandra Schunk und Nadja Sarwar vom VMB sehr zufrieden – alles wird aufgenommen in die To-do-Liste.
„Was soll ich dir tun?“, heißt das Projekt der katholischen Pfarreiengemeinschaft St. Matthias Neuwied in Kooperation mit dem VMB. Und es ist eine von vielen guten Ideen. Denn zur Vorbereitung auf die Firmung stehen zahlreiche verschiedene Aktivitäten auf dem Plan – u.a. „Refugee welcome?“ im Café Asyl, eine Bolivienkleidersammlung, das Kennenlernen der Brüdergemeinschaft von Taizé oder eine Radtour zu Orten der Begegnung mit einer spirituellen Gemeinschaft.
„Ich habe mich für das Projekt mit dem VMB entschieden, weil ich die Idee einfach schön finde“, sagt Cedric. Von Martina Malkusch-Witte, Mutter einer Tochter mit Down-Syndrom, kam die Initialzündung zum integrativen Event. Die Organisatoren der Firmvorbereitung, Gemeindereferent Hermann-Josef Schneider und Kaplan Oliver Seis, waren gleich mit im Boot. Vier Treffen fanden insgesamt statt mit Vorbereitung und Nachbesprechung.
Fazit: „Wir fanden´s toll“, resümieren Michael und Lea. Viele Eindrücke gab es in ein Leben mit Handicap, das jetzt nicht mehr fremd ist, sondern einfach nur ein bisschen anders. Gemeinsamkeiten konnten entdeckt werden, Beeinträchtigungen sind in den Hintergrund gerückt. Sandra Schunk und Nadja Sarwar sind überzeugt: „Es sollte mehr solcher integrativen Events geben!“ Der Verein für Menschen mit Behinderung in Neuwied unterstützt Familien mit behinderten Kindern und Jugendlichen. Er bietet den jungen Menschen zahlreiche Freizeitmöglichkeiten an, die sie fördern und die Eltern entlasten. Infos unter www.vmb-neuwied.de.
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