Migrationsbeirat informiert sich im Josef-Ecker-Stift
Neuwied ist für Menschen aus unterschiedlichsten Nationen und Kulturkreisen eine Heimat geworden. Die meisten werden nach Erreichen des Rentenalters wohl in der Deichstadt bleiben. Experten weisen darauf hin, dass es Auswirkungen auf die Pflegesituation haben wird, wenn zu Pflegende und Betreuer aus unterschiedlichen Kulturkreisen stammen. Daher informierte sich nun die Arbeitsgruppe „Senioren und Gesundheit“ des Integrationsbeirats im Josef-Ecker-Stift über „Pflege im interkulturellen Kontext“.
Neuwied. In der Einrichtung leben mittlerweile Senioren aus sieben verschiedenen Nationen. Sozialdezernent Michael Mang begleitete die Zusammenkunft mit Fachleuten aus der Pflegebranche mit großem Interesse. Einrichtungsleiter Siegfried Hartinger, Pflegedienstleiterin Angelika Seifert und Mitglieder des Pflegeteams, die den Beiratsmitgliedern auf einem Rundgang die verschiedenen Unterbringungsmöglichkeiten und Angebote des Stifts näherbrachten, berichteten über ihre Erfahrungen mit der Pflege von Menschen aus anderen Kulturkreisen. Die Fachleute machten deutlich, dass Pflegeeinrichtungen bislang noch wenig Erfahrung mit dem Thema haben, da Senioren mit Migrationshintergrund zumeist noch innerhalb der (Groß)Familie betreut werden.
Doch die Zahlen werden steigen. Umso wichtiger sei es daher, junge Leute, die multikulturelle Erfahrung mitbringen, für die Arbeit in der Pflege zu gewinnen. Das Josef-Ecker-Stift geht da durchaus beispielgebend voran, haben einige Mitarbeiter doch türkische, kasachische und syrische Wurzeln. Eine Tatsache, die Sozialdezernent Mang lobte: „Es ist wichtig, wenn der Arbeitgeber Konzepte aufgreift und umsetzt, die die Pflege in eine interkulturelle und kultursensible Zusammenarbeit einbetten. Mitarbeiter, die in dieser Hinsicht tätig sind, verdienen volle Unterstützung. In dieser Beziehung arbeitet das Josef-Ecker-Stift vorbildlich.“
Für die Mitglieder des Migrationsbeirats besonders interessant waren die Berichte aus erster Hand, die darlegten, wie Pflege und Betreuung von Menschen mit Migrationshintergrund im Alltag zusammengebracht werden. Beispielhaft waren die Ausführungen von Cagil Mercan. Sie ist türkische Muslima und hatte schon ihr Freiwilliges Soziales Jahr im Josef-Ecker-Stift abgeleistet. Obwohl sie gewohnt ist, auf die Wünsche aller Bewohner einzugehen, sah sie es als besondere Herausforderung an, als es galt, eine strenggläubige Muslima zu pflegen. „Ich bin in Deutschland aufgewachsen und musste mich erst an die religiösen Vorschriften gewöhnen, die man beim Waschen und anderen Ritualen beachten muss“, erläuterte Mercan. Doch nach wenigen Tagen kannte sie die Bedürfnisse der Bewohnerin sehr genau. Was die Pflege erleichterte, war auch die Tatsache, dass sie als Kopftuchträgerin rasch das Vertrauen der muslimischen Familienmitglieder der zu Betreuenden fand. Denn Mercan weiß: „Die enge Kooperation mit den Angehörigen ist von großer Bedeutung, da bei Muslimen, aber auch bei strenggläubigen Christen die Familienbande noch sehr eng ist.“
Auch das Thema, inwieweit Männer muslimischer Frauen betreuen können, kam zur Sprache. Kein Problem, meinte Cagil Mercan, da Pfleger in den Augen der Muslime als eine Art Arzt betrachtet werden. Ihr Fazit: „Betreuung und Pflege haben im Team gut funktioniert. Man muss eigentlich nur offen bleiben für kulturelle Unterschiede und seine Arbeit so ausrichten, dass man auf den Einzelnen und dessen Bedürfnisse eingeht.“ Dann ist es gleich, ob zu Pflegende aus Kasachstan, aus Syrien, der Türkei oder aus Deutschland kommt.
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