Kreiswaldbauverein Neuwied im Nationalpark Hunsrück-Hochwald
Schon früh am Morgen um 6:45 Uhr trafen sich am Mittwoch, dem 23. August, mehr als 50 Teilnehmer der diesjährigen Lehrfahrt des Kreiswaldbauvereins Neuwied in Linz an ihrem Ausflugsbus, um zu einer ganztägigen Exkursion in den Nationalpark Hunsrück-Hochwald zu starten. Die Vorsitzende Dr. Gisela Born-Siebicke dankte insbesondere dem Vorstandskollegen Uwe Werner für die engagierte Vorbereitung dieser Tagesfahrt.
Neuwied. Bei gutem Reisewetter erreichte die Exkursion nach eineinhalbstündiger Fahrt über das Rheintal und die Hunsrückhöhenstraße den ersten grenzüberschreitenden Nationalpark von Rheinland-Pfalz und dem Saarland in der Nähe von Birkenfeld. Zertifizierte Nationalparkführer erläuterten Lage und Zielsetzung dieses Schutzgebietes, welches fast ausschließlich auf Staatswald in einer Größe von 10.000 Hektar 2015 entstanden ist. Es umfasst eine typische Mittelgebirgslandschaft, die am Erbeskopf über 800 Meter Höhenlage erreicht. Hohe jährliche Niederschläge von bis zu 1.100 Millimeter bei einer Jahresdurchschnittstemperatur von nur 7 bis 8 Grad bestimmen die Natur des Nationalparks. Altholzreiche Buchenwälder mit eingestreuten Hangmooren, den sogenannten Brüchern, sind typisch für diesen Landschaftstyp. Noch dominieren aber Nadelwaldbestände diese alte Kulturlandschaft, die bereits unter Kelten und Römern intensiv land- und forstwirtschaftlich, aber auch für den Erzabbau, die Eisengewinnung und -weiterverarbeitung genutzt wurde.
Da es sich bei dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald um einen Entwicklungsnationalpark handelt, wird es interessant sein, welche Baumartenzusammensetzung nach 30 oder 40 Jahren erreicht sein wird. Insbesondere wird es die Frage sein, ob sich die Buche in den Höhenlagen ab 600 Meter tatsächlich gegen die Fichte durchsetzen kann. Auf großes Interesse bei den Waldbäuerinnen und Waldbauern aus Neuwied fanden auch die Erläuterungen zur Entwicklung der Rot-, Schwarz- und Rehwildbestände im Nationalpark sowie im umgreifenden Naturpark Hunsrück. Auch Wildkatze und Schwarzstorch sind dort heimisch, ergänzt um viele Arten, die Moore und Waldwiesen besiedeln, wie etwa Wollgras, Narzissen und Arnika. Gerade das Erlebnis dieser vielfältigen Fauna und Flora soll den Tourismus und die regionale Entwicklung im Hunsrück ankurbeln. Wie sich dieses Ziel mit steigenden Besucherzahlen, vor allem Wanderern, Radfahren und Reiten mit dem Naturschutzanliegen des Nationalparks verbinden lässt, das wird wohl die große Herausforderung für die neue Nationalparkverwaltung.
Die Exkursionsteilnehmer konnten sich in Birkenfeld und den umliegenden Nachbargemeinden davon überzeugen, dass die Angebote für Tages- und Kurzurlauber mittlerweile sehr attraktiv sind. Nicht nur gut ausgebaute Wanderwege, sondern auch Restaurants mit regionalen Produkten und die Besichtigungsmöglichkeit zahlreicher Kulturdenkmäler laden zum Verweilen ein. Genau davon machten die Waldbauern aus Neuwied ausgiebig Gebrauch, um sich über die waldbaulich durchaus konfliktträchtige Ausweisung von Schutzgebieten auszutauschen, aber auch Vergleiche zwischen artenreichen und nachhaltig genutzten Privatwäldern mit unter Schutz gestellten Wäldern anzustellen.
Ergänzt wurde die Waldbauexkursion durch einen Besuch in dem Edelsteinhaus Hess in Kirschweiler. Hier konnten sich die Besucher in den ausgedehnten Schau- und Verkaufsräumen über die Vielfalt und die hohe Handwerkskunst dieses wichtigen Wirtschaftszweiges der Region mit Weltgeltung durch eigenes Erleben überzeugen. Bei einer fachmännischen Führung erlebten sie anschaulich mit, wie aus einem unscheinbaren Rohling ein funkelnder Edelstein entsteht. Dass die Besucher und Besucherinnen das Edelsteinhaus mit fröhlichem Sinn verließen, lag sicher nicht nur an dem Gastgeschenk, das der Hausherr jedem Besucher überreichte.
Eine rege Diskussion des Erlebten bestimmte die Heimfahrt bis nach Neuwied und Linz bei einem erfreulich angenehmen Sommerabend.
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