Bären zeigten zu spät ihr wahres Gesicht
Es dauerte lange, bis Fans und Mannschaft des EHC „Die Bären" 2016 am Sonntagabend Lunte rochen. Neuwied lag schnell 0:2, nach 40 Minuten sogar mit 1:5 hinten – und doch witterten die Neuwieder im Derby der Eishockey-Regionalliga West gegen die EG Diez-Limburg plötzlich ihre Chance. Nicht ein-, zwei- oder dreimal – gleich viermal reduzierten sie im Schlussabschnitt den Rückstand, aber reichen sollte es gegen die Rockets vom Heckenweg zum ersten Mal in dieser Saison in einem Heimspiel nicht, weil der Tabellenzweite immer wieder selbst zur Stelle war, wenn Neuwied anfragte, ob es vielleicht noch ein dramatischer Abend werden könnte.
Neuwied. Mit 5:8 unterlagen die Bären ihrem Nachbarn und mussten das Wochenende nach der Freitagniederlage bei Meister Hamm punktlos abschließen.
Apropos Hamm: Der Lokalvergleich erinnerte frappierend an die Bären-Partie zwei Tage zuvor. Wieder fanden die Neuwieder nicht gut rein, wieder lagen sie zeitig hinten und wieder zeigten sie spät ihre Qualitäten – zu spät. „Am Freitag hatten wir als Erklärung für den schlechten Start die schweren Beine nach der langen Busfahrt, aber diesmal weiß ich nicht, woran es lag", rätselte Interimstrainer Carsten Billigmann. Die Gastgeber blieben ihren ersten gefährlichen Schuss auf Constantin Schönfelder noch schuldig, da hatte Philipp Maier schon zweimal eingelocht (3., 6.). In einer Reihe mit Florian Böhm und Julian Grund zeigte der vierte und neueste Baustein im mehrteiligen Limburger Nachrüstungsprozess, warum er vor kurzem noch eine Klasse höher am Timmendorfer Strand spielte.
Der EHC verkürzte im Powerplay zwar durch Martin Brabec (7.), kam aber weiterhin nicht in Fahrt. Leidenschaft und Emotion fanden erst verspätet Einzug ins EHC-Spiel. Auch im zweiten Drittel nicht, in dem die Gäste auf- und davonzogen. Verteidiger Tim Ansink setzte einen Handgelenkschuss in die Maschen (23.) und leitete dann Joey Davies' 1:4 mit einem Traumpass über die halbe Eisfläche ein (31.). Als Pierre Wex und Florian Böhm in Unterzahl einen Zwei-gegen-null-Konter zum 1:5 nutzten (36.), schienen die Bären erlegt zu sein. Gegentor Nummer sechs verhinderte Felix Köllejan, indem er einen Davies-Penalty entschärfte (40.).
„Ich habe in der Kabine an das Herz der Spieler appelliert", schilderte Billigmann seinen Versuch eines Weckrufs. Der zeigte Wirkung. Martin Brabec in Unterzahl (43.) und Michael Jamieson (49.) verkürzten. „Aber die EGDL hat mit ihren Spielern eine so große Effektivität an den Tag gelegt, die es uns nicht ermöglichte, noch einmal heranzukommen. Auch wenn die Möglichkeiten da waren", so der EHC-Interimscoach. Dominik Kley (55.) und Moritz Schug (57.) legten zum 4:6 und 5:7 nach, aber Joey Davies (50.), Julian Grund (56.) und noch einmal Davies mit einem Empty Net Goal (60.) hielten dagegen. Der letzte Eindruck, der seitens des EHC blieb, machte deutlich, dass sich die Neuwieder Mannschaft nicht hängen ließ und trotz des aussichtslosen Rückstands ihr Herz in beide Hände nahm. Billigmann: „Im letzten Drittel waren es plötzlich wieder die Bären, die wir kennen. Es stellt sich nur die Frage, warum wir das nicht über 60 Minuten abrufen konnten."
Dass die Gegner der Diezer und Limburger momentan viel Hartgummi ins Tor gedroschen bekommt, ist nichts Neues. Die Raketen erzielten in den letzten 180 Ligaminuten nunmehr 22 Treffer. „Das war heute eine Leistung, die wir seit vier, fünf Begegnungen konstant aufs Eis bringen", freute sich Gästecoach Arno Lörsch nach einem „für die Zuschauer interessanten Spiel". Diese nach und nach zusammentransferierte EGDL-Mannschaft muss in der zweiten Saisonhälfte und den Play-offs mit ihrer Qualität den Anspruch haben, um die Meisterschaft mitzuspielen.
Neuwied: Köllejan (Schaffrath) – Hellmann, Schütz, Neubert, D. Schlicht, Wichterich, Morys, Neumann – Fröhlich, Sting, S. Asbach, Kley, Jamieson, Müller, Brabec, Herbel, Etzel, Hamann, Schug.
Diez-Limburg: Schönfelder (Groos) – Löwing, Schophuis, Ansink, Kärkäs, Krämer – Niestroj, Davies, Bruch, Fischer, Firsanov, Wex, Bauscher, Mainzer, Böhm, Kail, Grund, Flemming, P. Maier, M. Maier.
Schiedsrichter: Markus Eberl.
Zuschauer: 673.
Strafminuten: 16 + Disziplinarstrafen gegen Sting und Etzel : 14.
Tore: 0:1 Philipp Maier (Böhm, Wex) 3', 0:2 Philipp Maier (Grund, Böhm) 6', 1:2 Martin Brabec (Hamann, Fröhlich) 7', 1:3 Tim Ansink (Fischer, Firsanov) 23', 1:4 Joey Davies (Ansink, Schophuis) 31', 1:5 Pierre Wex (Grund, Böhm) 36', 2:5 Martin Brabec 43', 3:5 Michael Jamieson (Etzel, Brabec), 3:6 Joey Davies (Fischer, Grund) 50', 4:6 Dominik Kley (Hamann, Brabec) 55', 4:7 Julian Grund (Fischer, P. Maier) 56', 5:7 Moritz Schug (Fröhlich, D. Schlicht) 57', 5:8 Joey Davies 60'.
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