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Nachricht vom 12.01.2018    

Der Kampf gegen den Drogen-Ring im Westerwald – Fördert das Internet kriminelle Energie?

Sabine Bätzing-Lichtenthäler, die ehemalige Drogenbeauftragte der Bundesregierung und gebürtige Altenkirchenerin, wäre sicherlich stolz: Nach monatelangen Ermittlungen ist im Oktober vergangenen Jahres dem Rauschgiftkommissariat der Kriminalinspektion Montabaur ein Schlag gegen Drogenhändler aus dem Westerwald gelungen. Bereits seit Oktober 2016 wurde gegen zwei Männer und eine Frau aus der Verbandsgemeinde Westerburg umfangreich ermittelt, weil sie im Verdacht standen, Betäubungsmittel, hauptsächlich Amphetamine, in nicht geringer Menge herzustellen und damit Handel zu treiben.

Maßloser Drogen-Konsum kann zur Obdachlosigkeit führen – besonders gefährdet ist die Jugend. Quelle: pixabay.com © rebcenter-moscow

Bei insgesamt zehn zeitgleichen Wohnungsdurchsuchungen Ende Juli 2017 wurden fünf Untersuchungshaftbefehle vollstreckt sowie eine weitere Person aufgrund der aufgefundenen Menge an Betäubungsmitteln vorläufig festgenommen. Die Polizei stellte bei ihren Hausdurchsuchungen beachtliche Mengen an Rauschgift sicher: Darunter fünf Kilo Amphetamin, 57 Gramm Kokain, etwa zwei Kilo Cannabis, 880 Gramm Ecstasy, 33 LSD-Trips und mehrere Liter Amphetamin-Öl. Der Verkaufswert der sichergestellten Drogen wird dabei auf mehr als 50 000 Euro geschätzt. Dieser Schlag gegen den Drogen-Ring im Westerwald war jedoch kein Einzelfall.

Was wäre womöglich mit diesen Drogen passiert, wären sie nicht von der Polizei beschlagnahmt worden? Sie wären vermutlich im sogenannten „Darknet“ gelandet – einem Bereich im Internet, den nur die wenigsten von Ihnen kennen. Denn auf einem solchen Markt im „Darknet“ lassen sich nicht nur illegale Arzneimittel und Drogen kaufen, sondern auch Waffen mitsamt Munition aller Art und noch vieles mehr. Sie können sich das Internet wie einen Eisberg vorstellen, von welchem oberhalb der Wasseroberfläche nur etwa 10 Prozent zu sehen sind, wohingegen die übrigen 90 Prozent im Wasser verborgen bleiben. Alles unterhalb des Wasserspiegels kann hierbei als „Deep Web“ bezeichnet werden – die besonders schwer einzusehenden Stellen als „Darknet“. Das „Deep Web“ ist ein Bereich des Internets, der von gewöhnlichen Suchmaschinen wie Google teilweise nicht erfasst werden kann, wohingegen das „Darknet“ sogar vollständig verschlüsselt ist. In derartigen Gefilden des Internets ist ein anonymes Surfen absolute Grundvoraussetzung: Ein Nutzer muss sich den sogenannten „Zwiebelbrowser“ von Tor installieren, um dorthin gelangen zu können. Da es im „Darknet“ keine zentralen Server gibt, ist es für einen Außenstehenden oft recht schwer, in die dortigen exklusiven Kreise und Netzwerke zu gelangen.

Die Wahrheit ist eine bittere Pille: „Früher musste man sich beim Kauf von Drogen und ganz besonders Waffen in unangenehme und unsichere Situationen begeben, heute bestellt man sie online und hat sie am nächsten Tag im Briefkasten“, so formuliert es Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk von der Zentralstelle zur Bekämpfung von Internetkriminalität. Bezahlt wird hierbei mit einer sogenannten „Kryptowährung“, also einer virtuellen Währung, die gegen echtes Geld im Internet erworben werden kann. Hierzu zählen neben „Bitcoin“, der bekanntesten Online-Währung, unter anderem noch „Ethereum“ und „Litecoin“. Da eine sichere Verschlüsselung auf allen Ebenen der Transaktion die wichtigste Bedingung für die Aufrechterhaltung des Systems von digitalen Währungen ist, kann auf zahlreichen Plattformen des „Deep Webs“ und des „Darknets“ mit Bitcoin und Co. problemlos gehandelt werden. Und wer genau hinsieht, wird erstaunt sein: Nicht nur Kriminelle, sondern auch spekulative Investoren, PC-Nerds und Whistleblower, darunter auch politische Exilanten, vertrauen auf virtuelle Währungen.



Virtuelle Zahlungsmittel entsprechen ganz den Anforderungen der Zeit. Nie war es bequemer und einfacher, im Internet seinen Geschäften nachzugehen – mit einem virtuellen Geldbeutel beziehungsweise einem sogenannten „Wallet“ kann kinderleicht mit Bitcoins oder Anteilen davon bezahlt werden. Kapitalanleger können auf diese Weise in eine Start-up-Firma am anderen Ende der Welt investieren. Ebenso haben politische Aktivisten die Möglichkeit, der Notenbank-Politik ihres jeweiligen Staates aus dem Weg zu gehen und so unabhängig Handel zu betreiben. Doch auch der gewöhnliche Internet-User hat viele Nutzungsvorteile wie beispielweise sich über lieferando.de eine Pizza zu bestellen und dann einfach mit Bitcoins zu bezahlen. Da der Kurs für einen Bitcoin unbeständig ist und sich derzeit auf etwa 11.459 Euro (Stand: 11. Januar 2018) beläuft, ist es für jeden Bitcoin-Einsteiger ratsam, mit einem geringen finanziellen Einsatz bei einer Bitcoin-Verlosung teilzunehmen. Wer hier den Jackpot knackt, kommt flink an Dutzende Bitcoins.

Das „Deep Web“ beziehungsweise das „Darknet“ kann weder als eindeutig schädlich noch als ausdrücklich dienlich für die Menschheit bezeichnet werden. Fakt ist: Der Verkauf von Drogen und Rauschgift wird dadurch zwar erleichtert, jedoch bietet dieses Segment des Internets auch nicht zu unterschätzende Freiheiten – insbesondere den Andersdenkenden und Verfolgten weltweit. Für diese Ambivalenz steht symbolisch das Internet-Kollektiv „Anonymous“. Niemand weiß genau, welche Einzelpersonen und Gruppen zu dieser Online-Gruppierung dazugehören – selbst untereinander wissen die Mitglieder nicht viel voneinander. Fest steht jedoch, dass sie sich allesamt dafür einsetzen, Webseiten gezielt zu „hacken“ und auf diese Weise ergaunerte Daten zu veröffentlichen, um so ihre eigenen Vorstellungen von „richtig“ und „falsch“ zu demonstrieren. Auf welchem schmalen Grat zwischen Selbstjustiz und Verantwortungsgefühl „Anonymous“ und auch viele andere Internet-Nutzer hierbei wandern, zeigt abschließend dieses Video, in welchem „Anonymous“ den Verantwortlichen für die Terror-Anschläge in Paris im November 2015 wortwörtlich „den Krieg erklärt“:




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