Fünf Unternehmen mit Innovationspreis ausgezeichnet
Verbesserte Babynahrung, ein intelligentes Heizsystem, ein neuartiger Luftfilter, eine neue Produktionsmethode für Speiseeis oder ein Stromsensor für E-Ladesäulen – die Preisträger des Innovationspreises 2018 beeindrucken durch ihre Forschungs- und Entwicklungsleistungen. Wirtschaftsstaatssekretärin Daniela Schmitt übergab die Preise am Mittwoch in Koblenz.
Region. „Die Unternehmen in Rheinland-Pfalz wenden sich verstärkt den Themen Digitalisierung zu, dies wird auch bei den Anmeldungen zum Innovationspreis deutlich“, dieses Fazit zogen Wirtschaftsstaatssekretärin Daniela Schmitt, Susanne Szczesny-Oßing, Präsidentin der IHK Koblenz und Kurt Krautscheid, Präsident der Handwerkskammer Koblenz anlässlich der Verleihung des Innovationspreises 2018 in der Industrie- und Handelskammer Koblenz.
Der Preis wird gemeinsam vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau und den Arbeitsgemeinschaften der Industrie- und Handelskammern bzw. der Handwerkskammern vergeben und ist mit 40.000 Euro dotiert.
Staatssekretärin Schmitt, die den Sonderpreis von Wirtschaftsminister Dr. Volker Wissing – in diesem Jahr in der Kategorie „Innovative Jungunternehmen“ – übergab, hob die hohe Relevanz von Gründungen für das gesamte Wirtschaftsleben hervor. „Gründer beleben mit neuen Produkten und Geschäftsideen den Wettbewerb und schaffen zukunftsfähige Arbeitsplätze. Dies können wir auch an den Preisträgern und den Bewerbern sehen. Sie haben Verfahren oder Geschäftsmodelle entwickelt, die vor 30 Jahren noch undenkbar waren – weil die technologischen Voraussetzungen weder vorhanden noch absehbar waren. Erst durch die heutige Digitalisierung im Alltag wurden diese möglich. Auch deshalb kommt der Digitalisierung eine hohe Bedeutung bei.“
Ausgezeichnet wurden im Gebiet der Kuriere:
Kategorie „Unternehmen“: Jennewein Biotechnologie GmbH, Rheinbreitbach für
Humane Milch-Oligosaccharide als Nahrungsergänzungsmittel.
Die WHO empfiehlt, Kinder bis zum 6. Monat ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren. Doch es gibt Mütter, die ihr Kind nicht mit Muttermilch ernähren können und auf Säuglingsnahrung zurückgreifen müssen. Diese ist zwar heutzutage auf die Bedürfnisse der Säuglinge zugeschnitten, doch es fehlen darin wesentliche Bestandteile der Muttermilch wie zum Beispiel humane Milch-Oligosaccharide (HMO), die den drittgrößten Anteil der löslichen Bestandteile in der Muttermilch darstellen.
Die Jennewein Biotechnologie GmbH hat seit seiner Gründung im Jahr 2005 ein innovatives Verfahren entwickelt, das es ermöglicht, humane Milch-Oligosaccharide, speziell 2‘-Fucosyllactose humanidentisch in industriellem Maßstab herzustellen. Hierfür hat das Unternehmen einen einzigartigen fermentativen Produktionsprozess entwickelt, der sich auf wissenschaftliche Forschung stützt. Internationale Studien belegen dass 2‘-Fucosyllactose Säuglinge zum Beispiel vor Infektionen schützen, sich positiv auf ihre Darmflora auswirken und ihre neuronale Entwicklung unterstützen.
Diese positiven Eigenschaften können sich aber auch auf erwachsene Konsumenten auswirken indem sie etwa ihre Immunabwehr stärken oder vor Norovireninfektionen schützen. Vermarktet wird die von Jennewein hergestellte 2‘-Fucosyllactose unter dem Markennamen Mum‘ s Sweet Secret.
Kategorie „Unternehmen“: Georg Maschinentechnik GmbH & Co. KG, Neitersen für „Industrie 4.0“.
In der Industrie laufen viele zuverlässige Maschinen, die ein hohes Lebensalter aufweisen. Sie sind häufig noch mit analogen Signaltechniken oder älteren digitalen Steuerungen und Bildschirmen ausgerüstet, die im digitalen Zeitalter nicht den Ansprüchen einer „Industrie 4.0“ genügt. Ein Beispiel: Konventionelle ältere Sensoren kennen bei einem Filter nur zwei Zustände: nutzbar/verschmutzt. Er wird erst ausgewechselt, wenn er seine Funktion nicht mehr erfüllt. Damit ist eine ungeplante Instandhaltung verbunden, die in der Industrie 4.0 zunehmend überholt ist. Sie wird durch das Konzept der „Predictive Maintenance“ abgelöst, einer proaktiven Wartung von Maschinen. Neu ist dabei nicht die Anzeige von Zwischenzuständen, sondern deren Kommunikation über die Maschinengrenze hinaus - im Sinne Cyber-Physischer-Systeme.
Die „Georg Maschinentechnik GmbH & Co. KG“ hat dafür den „Edge Data Analyzer“ (EDA) entwickelt, der für vielfältigen weiteren Nutzen steht: Kunden sind mit ihm in der Lage, einen bestehenden Maschinenpark zu digitalisieren - ohne erprobte Technik austauschen zu müssen. Das ist der große Pluspunkt des EDA, der u. a. für die „Predictive Maintenance“, Rezepturverwaltung, Logistik und Kommunikation zum Einsatz kommt. Das hält die Ausfallzeiten niedrig und entlastet als Assistenzsystem Entscheidungsträger. Der EDA gibt rechtzeitig eine Prognose ab, wann z. B. ein Filter verstopft sein wird - und informiert automatisch die Abteilungen Instandhaltung und Beschaffung. Dabei will der EDA-Hersteller kein Geschäft mit den Daten machen. Vielmehr verkauft er sein Produkt und passt die Software an die Bedürfnisse des Kunden an - ganz im Sinne dessen digitaler Zukunft und Aspekten der Datensicherheit.
Kategorie „Kooperation“: Stree Protec UG haftungsbeschränkt, Marienhausen in Kooperation mit Philippine GmbH & Co. Technische Kunststoffe KG, Lahnstein für "Kein Beton mehr auf der Straße".
Kleine Erfindung mit großer Wirkung - das ist der Stree Protec UG gelungen. Das Problem: Seit Jahrzehnten verlieren Betonmischwagen einen geringen Teil ihrer Ladung, etwa auf der Fahrt von der Baustelle ins Werk. Das liegt an der so genannten „Schwenkschurre“, die Ähnlichkeit mit einer Dachrinne hat. Statt Wasser abzuleiten, ist sie am Fahrzeugheck befestigt, um den Beton gezielt aus der Mischtrommel fließen zu lassen - etwa zum Gießen einer Bodenplatte.
Aber bisher blieb immer etwas Beton in der „Schwenkschurre“ zurück, der bei der Rückfahrt auf die Straße fallen konnte. Das gefährdete Motorradfahrer, war ökologisch bedenklich - und bedeutete erhebliche Kosten, weil die Eigentümer der Betonmischwagen für die Reinigung aufkommen mussten.
Die innovative Lösung: Die Stree Protec UG entwickelte einen abnehmbaren Verschluss aus Kunststoff, und zwar in Form eines halbrunden „Tubberware-Deckels“, der die „Schwenkschurre“ verschließt. So fällt kein Beton mehr auf die Straße. Zur Markt- und Serienreife brachte die UG ihren Auslaufschutz in Kooperation mit der Philippine GmbH & Co. Technische Kunststoffe KG. Dieses Unternehmen fand u. a. den richtigen Kunststoff: betonsäure- und witterungsresistent. Ein Beispiel für gelungene Zusammenarbeit, um ein altes Problem einfach aus der Welt zu schaffen.
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