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Nachricht vom 07.02.2018    

Zootier des Jahres 2018 – die Scharnierschildkröte

Das „Zootier des Jahres 2018“ ist die Scharnierschildkröte. Einige asiatische Schildkrötenarten sind im Freiland bereits ausgerottet oder nur noch in geringen Beständen vorhanden. Dieses Schicksal teilen auch die Vertreter der Gattung der Scharnierschildkröten (Cuora spp.), zu der 13 Arten zählen. Vor allem der Lebensraumverlust, besonders aber der exzessive Handel als Nahrungsmittel oder als vermeintliche Medizin macht den Beständen der Scharnierschildkröten sehr zu schaffen. Auch der Zoo Neuwied betreibt Artenschutz.

Die Scharnierschildkröte.

Neuwied. Um auf die Gefährdung dieser Schildkrötenarten aufmerksam zu machen, wählte die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz e.V. (ZGAP) die Scharnierschildkröte zum „Zootier des Jahres 2018“. Dadurch werden die Nachzuchtbemühungen in Zoologischen Gärten und Schutzprojekte in den südostasiatischen Ursprungsländern zum Fortbestand besonders betroffener Arten unterstützt.

In Zusammenarbeit mit der „Deutschen Tierpark-Gesellschaft e.V.“ (DTG), dem „Verband der Zoologischen Gärten e.V.“ (VdZ) und der „Gemeinschaft der Zooförderer e.V.“ (GDZ) werben die teilnehmenden Zoos, Zoo-Freundeskreise, Naturschutzorganisationen und andere Partner verbandsübergreifend für den Erhalt dieser gefährdeten Tierarten. Vor allem aber sammeln sie Geld um mit konkreten Maßnahmen zum Erhalt dieser Schildkröten beizutragen.

Bei der Wahl zum jeweiligen „Zootier des Jahres“ berücksichtigt die ZGAP Tierarten, deren Bedrohung bisher nicht im Fokus der Öffentlichkeit steht. Schon mehrfach wurden Arten unbeachtet ausgerottet – einfach, weil das Wissen über sie nicht ausreichend war oder weil die dringende Notwendigkeit, sich für ihren Erhalt einzusetzen nicht genug Anklang in Naturschutzkreisen und in den Medien fand. Das soll sich mit der Ernennung zum „Zootier des Jahres 2018“ für die Scharnierschildkröten ändern.

Die Kampagne „Zootier des Jahres“ hat das Ziel, die Artenschutzarbeit der Zoos mit den Bemühungen von Projektteams vor Ort zu vereinen, um so die Ausrottung der im Fokus stehenden bedrohten Arten möglichst effektiv zu verhindern. Ohne den Einsatz vieler Zoos und Tierparks, als treibende Kraft der Erhaltungszuchten und wichtige Bildungsorte mit Millionen von Besuchern jährlich, wäre das Überleben vieler Tierarten nicht möglich. Wichtige Beispiele zeugen vom Erfolg, den die Zoos auf dem Gebiet des Artenschutzes bereits erzielten: mehr als 50 Tierarten waren in der Natur ausgerottet und konnten in Menschenhand gerettet werden.

Schildkröten sind weithin bekannte und beliebte Tiere. Doch nur wenige Menschen kennen die hauptsächlichen Ursachen für die Bedrohung vieler Schildkrötenarten: das Absammeln aus der Natur für den lokalen und internationalen Wildtierhandel macht sie zu einer der gefährdetsten Wirbeltiergruppen. Je seltener Schildkrötenarten werden, desto höhere Preise werden für die noch verbleibenden Individuen gezahlt. Die Entnahme der Schildkröten aus der Natur bewirkte, dass einzelne Arten nur noch aus der Haltung in menschlicher Obhut bekannt sind und schon lange nicht mehr in freier Wildbahn beobachtet werden konnten. Zoos und Tierparks setzen sich für den Schutz bedrohter Lebensräume ein (in situ-Schutz) und sind zudem die wichtigsten Akteure, um Erhaltungszuchten bedrohter Arten aufzubauen und langfristig zu sichern (ex situ-Schutz). Teilweise kann nur durch diese Erhaltungszucht in Menschenhand die endgültige Ausrottung von Tierarten verhindert werden, bis sich die Freilandsituation durch parallellaufende Schutzbestrebungen wieder stabilisiert.

Auch der Zoo Neuwied unterstützt diese Aktion. „Wir freuen uns, als Teil der Zoogemeinschaft etwas für den Schutz der Scharnierschildkröten bewegen zu können!“, so Zoodirektor Mirko Thiel. „Wir hoffen, dass viele unserer Besucher diese faszinierende Tierart mit einer Spende unterstützen und sich so für das Überleben der Scharnierschildkröten einsetzen. Mit einem Motivplakat und zwei Schutzprojektplakaten machen wir an verschiedenen Stellen bei uns auf das Thema aufmerksam. Auch wenn wir keine Scharnierschildkröten halten, machen wir uns mit der Haltung von Dickkopfschildkröten ebenfalls stark für unbekannte Schildkrötenarten. Die Schwarze Dickkopfschildkröte wird deutschlandweit einzigartig im Zoo Neuwied gehalten.“

Für die Aktion „Zootier des Jahres 2018“ wurden zwei sehr wichtige Scharnierschildkröten-Schutzprojekte ausgewählt. Zum einen ein Nachzuchtprojekt im Internationalen Zentrum für Schildkrötenzucht (IZS) im Allwetterzoo Münster, das momentan neun Scharnierschildkrötenarten züchtet und zum anderen ein Projekt, das für den Erhalt von Scharnierschildkröten in Kambodscha eintritt.



Die beiden Projekte im Überblick:
Internationales Zentrum für Schildkrötenschutz (IZS) – Münster, Deutschland

Das Internationale Zentrum für Schildkrötenschutz (IZS) im Allwetterzoo Münster bedeutet für viele Schildkrötenarten die Chance auf eine Rettung in letzter Minute. Schildkröten, insbesondere die Scharnierschildkröten, sind traditionell Bestandteil der chinesischen Medizin und Küche. Die wenigen Zuchtanlagen in Südostasien können den stetig steigenden Bedarf bei weitem nicht decken. Inzwischen werden daher im gesamten südostasiatischen Raum und mittlerweile weit darüber hinaus - bis hin nach Südamerika und Afrika - Schildkröten der Natur entnommen, um die Nachfrage der südostasiatischen Märkte zu decken.

Jährlich werden so viele Millionen Individuen - darunter auch stark bedrohte Arten - auf den Märkten zum Verkauf angeboten. Fast alle relevanten Arten stehen kurz vor der Ausrottung oder werden in ihren natürlichen Lebensräumen gar nicht mehr gefunden.

Da von vielen Arten nur noch wenige Individuen existieren, wurde im Jahr 2003 das Internationale Zentrum für Schildkrötenschutz als Erhaltungszuchtstation eingeweiht. Das Zentrum ist ein Gemeinschaftsprojekt des Allwetterzoos, der ZGAP und der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde e.V. (DGHT). Ziel ist die Erhaltung und Vermehrung akut bedrohter südostasiatischer Schildkrötenarten, der Aufbau stabiler Populationen für Erhaltungszuchten inklusive des langfristigen Zieles, die Arten in der Natur zu stabilisieren und „best practice“ Erkenntnisse über ihre Haltung und Zucht zu sammeln und zu veröffentlichen.

Der Schwerpunkt der Zuchtbemühungen, unter der fachlichen Anleitung der ausgewiesenen Experten Elmar und Ingrid Meier, liegt auf der Gattung Cuora, den Scharnierschildkröten. Von den 13 bekannten Arten werden neun im Zentrum so erfolgreich gezüchtet, dass Tiere bereits an andere Institutionen und Haltungen abgegeben werden konnten, um weitere Zuchtgruppen aufzubauen. Herausragend sind die Erfolge bei der Zhous-Scharnierschildkröte (Cuora zhoui), von der 70 Prozent des bekannten Weltbestandes in Münster geboren wurde und mittlerweile die weltweit erste F2-Generation geschlüpft ist.

Angkor Centre for Conservation of Biodiversity (ACCB) - Kambodscha
Das Angkor Centre for Conservation of Biodiversity (ACCB) wurde 2003 als eine der ersten Artenschutzstationen in Kambodscha gegründet. Unweit der berühmten Tempelanlage von Angkor Wat gelegen widmet es sich der Aufnahme und Pflege ausgewählter einheimischer Tiere und, sofern möglich, deren späteren Auswilderung unter Einhaltung entsprechender internationaler Standards. Es dient zudem als Schulungs- und Weiterbildungszentrum für die lokale Bevölkerung, Schüler, Studenten, Angestellte der Naturschutzbehörden und Besucher. Ziel ist es, das Umweltbewusstsein zu steigern und Kompetenzen im Bereich Naturschutz- und Umweltmanagement aufzubauen sowie die nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen zu fördern. Auch die Durchführung von in situ-Naturschutzmaßnahmen und naturschutzrelevanter (Freiland-)Forschung in Kambodscha, sowie die Bereitstellung von Informationen für das zukünftige Management der Naturschutzgebiete zählt zu den Aufgaben.

Eine der Arten, die sehr erfolgreich im ACCB unter naturnahen Bedingungen gezüchtet wird, ist die Amboina-Scharnierschildkröte (Cuora amboinensis). Da bereits über 100 Jungtiere großgezogen wurden, kann nun darüber nachgedacht werden, die Tiere in einem gut geschützten Gebiet unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten auszuwildern.

Durch die Unterstützung der „Zootier des Jahres“-Kampagne sollen möglichst gute Bedingungen für die Auswilderung und das anschließende Monitoring der Tiere geschaffen werden.

Viele weitere Informationen und Links sind auf www.zootierdesjahres.de zu finden. Helfen Sie jetzt. Die Schildkröten brauchen jede Unterstützung und Ihre Spende. Spendenkonto: Volksbank im Unterland, BIC: GENODES1VLS
IBAN: DE21620632630054550041, Verwendung: Zootier des Jahres



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