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Nachricht vom 21.02.2018    

Planungsfehler an Deichtreppe beschäftigen Planungsausschuss

Nach der fehlgeschlagenen Stabilisierung der Kaimauer am Deichgelände gibt es nun auch Schwierigkeiten mit dem Bau der großen Freitreppe unterhalb der Deichkrone. Dr. Etscheidt von der „Bürgerliste Ich tu´s“ hat ihre Fraktionskollegen zu einer Informationsveranstaltung eingeladen, um die Problematik zu besprechen.

Das Deichvorgelände ist und bleibt Gesprächsthema. Foto: Wolfgang Tischler

Neuwied. Wie im Planungsausschuss bekannt wurde, hat die für die Bauleitung verantwortliche Fa. Bierbaum.Aichele vergessen, die Rheintiefe auszuloten und ist deshalb von einer höheren Lage des Rheinbetts ausgegangen. Beim Rammen der Spundwand wurde deutlich, dass diese auf wesentlicher Länge bis zu 1,60 Meter tiefer liegt als angenommen. Dadurch können die Fundamente für die Treppe nicht so gebaut werden wie geplant. Die Firma schlägt nun drei Varianten vor, um Ihren Fehler auszubügeln.

Variante 1
Um die Untiefen auszugleichen, möchte die beauftragte Firma nun entlang der gesamten Spundwand Unterwasserbeton einbauen, auf die sie die tragenden Treppenteile legen möchte. Mehrkosten: rund 115.000 Euro. Dipl. Ing. Rolf Hirth, der als Spezialist für Wasserbau unter anderem verantwortlich war für den Rheinhafen in Andernach und den Geysiranleger in Namedy und nun im Ruhestand ist, sieht bei dieser vermeintlichen Lösung mehrere Probleme auf die Stadt zukommen.

„Wenn man nicht genau wusste, wo der tragende Boden beginnt, ist die sogenannte Einspanntiefe der Spundwand vermutlich zu gering. Damit kann sie weniger Last auffangen. Diese vergrößert sich aber enorm, wenn Lasten wie der Beton zusätzlich gegen die Spundwand drücken“, erklärt Hirth, der bei der „Bürgerliste Ich tu´s“ aktiv ist. Zudem muss man bei dieser Variante warten, bis der Rheinpegel einen Niedrigwasserstand erreicht, um mit dem Einbau der erforderlichen Trägerplatten auf dem Beton fortfahren zu können. Diese Trägerplatten nehmen die Zahnbalken auf, auf denen die Treppe ruht. Das kann bei entsprechend hohen Wasserständen sehr lange dauern und teuer werden, denn die ausführende Baufirma kann Stillstandszeiten berechnen. Hirth warnt davor, den Unterwasserbeton einzubringen, bevor die Statik der Spundwand überprüft wurde. „Sollte sie nicht tief genug gesetzt worden sein, kann man sie noch nachrammen. Dies geht nicht mehr, wenn der Beton vorher eingebaut wurde“.

Variante 2
Die Fa. Bierbaum.Aichele hat noch zwei weitere Varianten vorgeschlagen, die aber weder von ihr noch von der Stadtverwaltung favorisiert werden. Dabei bieten sie deutliche Vorteile. Die erste sieht das Setzen von übereinander liegenden Betonringen vor, die im konstruktiv erforderlichen Abstand von fünf Metern eingebracht werden müssten. Sie werden von der Kiessohle aufwärts mit Unterwasserbeton gefüllt, um das durch den Kies aufsteigende Rheinwasser zu verhindern und können dann ausgepumpt werden. Vorteile dieser Variante liegen darin, dass wesentlich weniger Material verbraucht wird und dass innerhalb der ausgepumpten Ringe auch bei höherem Wasserstand weitergearbeitet werden kann. Zum Setzen der Trägerplatten muss nicht auf Niedrigwasser gewartet werden.

Variante 3
Als dritte Variante hat die Firma das Rammen von Stahlrohren vorgestellt, die ähnlich funktionieren wie die Betonringe und ähnliche Vorteile haben. Sie können aber tiefer gerammt werden als die Betonringe liegen und leiten das Gewicht der Treppe besser in den Untergrund ab, was die vielleicht zu schwach berechnete Spundwand entlasten würde. Diese wird bei dieser dritten Variante eigentlich gar nicht mehr gebraucht und hätte ergo auch nicht gebaut werden müssen.



Variante „ Hirth“
Rolf Hirth selbst favorisiert die Auflage der Treppe direkt auf die Spundwand. „Das Setzen der Spundwand hat Kosten verursacht, also sollten wir sie auch nutzen“ erklärt er seine Motivation für diese Variante. Der große Vorteil liegt darin, dass das Gewicht nicht gegen Wand drückt, sondern von oben vertikal in den Boden abgeleitet wird. Zudem wären keine weiteren Kosten für zusätzliche Fundamente hinter der Spundwand nötig. Es müssten also nicht Unmengen von Beton in den Rhein eingebracht werden. Wenn die letzte Treppenstufe auf der Wand zu liegen kommt statt mit Abstand davor, ist die Spundwand – im Gegensatz zu allen anderen Varianten – auch nicht mehr von oben sichtbar, sondern die Treppe geht nahtlos in den Rhein über. Zudem muss man auch hierbei nicht auf Niedrigwasser warten.

„Bei der Frage, welche Variante besser geeignet ist, um unsere Treppe bei möglichst geringen Mehrkosten zügig weiterbauen zu können, muss man also die Stabilität der Spundwand, die reinen Baukosten einer Varianten und die möglichen Stillstandzeiten im Auge behalten“, fasst Dr. Etscheidt zusammen, die sich schon seit Ihrem Vorsitz in der Bürgerinitiative „Weiden bleiben“ mit den Bauwerken am Deichgelände beschäftigt.

Informationsgespräch mit allen Fraktionen

Die letzte Entscheidung, welche Variante gewählt wird, liegt bei den Mitgliedern des Planungsausschusses. Deshalb hatte Dr. Etscheidt von der Bürgerliste Ich tu´s als Mitglied des Ausschusses Vertreter aller Fraktionen zu einem Informationsabend mit dem Spezialisten eingeladen. „Jedem obliegt die Pflicht, sich sachkundig zu machen vor einer Abstimmung, alleine schon, um die richtigen Fragen stellen zu können“, erklärt sie ihre Initiative. Dass jede Fraktion ein Mitglied entsandte zeigt, wie ernst die Lage genommen wird. Enttäuscht war Dr. Etscheidt, weil trotz Einladung kein Vertreter der Stadtverwaltung erschien.

„Bei den Informationen über die einzelnen Varianten, deren Vorschlag durch den Planungsfehler erst nötig wurde, handelt es sich um Spezialwissen, dass man von der Verwaltung nicht erwarten darf. Erwartet hätte ich allerdings ein Interesse daran, wie man möglichst zügig weiterbauen sowie Kosten und Schaden von der Stadt fernhalten kann“, wundert sich die Stadträtin. „Man sollte sich als Verwaltung nicht einseitig den Beratungen eines Planers ausliefern, der schon bei der Kaimauersanierung und der Ufergestaltung in Irlich keine guten Ergebnisse geliefert hat“, mahnt Dr. Etscheidt. „Nicht immer hat man das Glück, einen Experten wie Herrn Hirth in der Stadt zu haben, der sein Wissen völlig uneigennützig zur Verfügung stellt“, fährt sie fort. „Die Chance, sich die Problematik von ihm erklären zu lassen, hat die Verwaltung leider vertan“, sagte Dr. Jutta Etscheidt abschließend.


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