Moritz Schug zieht den Kobras den Zahn
Treffen sich der Trainer und einer seiner Stürmer nach erledigter Eishockey-Arbeit im VIP-Raum des Eisstadions am Büffet. Da können Coach und Spieler zum Beispiel das gerade beendete Spiel analysieren, oder es gibt Szenen, die das widerspiegeln, was zuvor auf dem Eis passiert war. Daniel Benske, der Übungsleiter des EHC „Die Bären" 2016, gibt Moritz Schug zwischen Pizza, Baguette und Dessert mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht einen Klaps mit, der offensichtlich macht, dass dieser Moritz Schug seinem Trainer an diesem Abend viel Freude bereitet hat.
Neuwied. Vier Tore erzielte der Neuwieder Angreifer im dritten Play-off-Viertelfinale zwischen den Bären und den Dinslakener Kobras in der Eishockey-Regionalliga West. Vier Mal Schug, das machte zwei Drittel des 6:4-Erfolgs der Deichstädter aus, die die 0:7-Niederlage aus Spiel zwei am vergangenen Wochenende ausblendeten und am Sonntag ab 19 Uhr – dann wieder Dinslaken - mit einem dritten Sieg den Einzug ins Halbfinale perfekt machen können. „Jetzt wollen wir das Ding schnell klarmachen", formuliert Benske das Ziel für den zweiten Teil des Wochenendes.
Die Bären bewiesen vor 861 Zuschauern ein dickes Fell. Denn nach der fünf Tage zuvor erlebten Enttäuschung und einem frühen 0:2-Rückstand muss man erst einmal zurückkommen in so einer wichtigen Partie wie dieser. „Wir haben in den ersten zehn Minuten nicht gut reingefunden und besaßen kein Schussglück", analysierte Benske. Weil Dinslaken eine Mannschaft ist, die nicht viele Torchancen braucht, führten die Kobras schnell mit 2:0. Kevin Wilson von der linken (7.) und Michal Plichta von der rechten Seite (10.) ließen die EHC-Fans kurzzeitig ins Grübeln kommen, ob es noch etwas werden würde mit dem zweiten Sieg der Bären.
Ja, es sollte etwas werden. Weil der Fehlstart die Deichstädter nicht schockte, sondern sie viel mehr aufweckte. Schlagartig war das Benske-Team präsent, setzte sich mit der Brabec-Reihe erstmals in dieser Partie in der Dinslakener Zone fest. Der Bereich der Eisfläche, auf dem sich der Großteil der verbleibenden Zeit im ersten Drittel abspielen sollte. Moritz Schug verkürzte aus dem Zentrum (13.), und der Angreifer mit der Rückennummer 96 legte im Powerplay nach (18.), nachdem zuvor der vermeintliche Ausgleich von Willi Hamann wegen Torraumabseits keine Anerkennung gefunden hatte (15.). Die Uhren waren auf null gestellt.
„Wir kamen nach zehn Minuten deutlich besser in die Zweikämpfe und konnten die neutrale Zone besser kontrollieren", erkannte der Bären-Coach, was sich zugunsten seines Teams änderte. Das blieb auch im zweiten Drittel am Drücker und drehte das Ergebnis durch Martin Brabec (25.) und Schugs dritten Streich (26.). Brabec war nach überstandener Grippe aufs Eis zurückgekehrt, biss trotz der krankheitsbedingten Schwächung auf die Zähne, stellte sich in den Dienst des Teams und belohnte sich selbst. Andere waren nicht einsatzfähig: Sven Schlicht von der Grippewelle niedergerafft flach, auch sein gesperrter Zwillingsbruder Dennis, Patrik Morys und Karl Neubert fehlten vom Neuwieder Stammaufgebot. Die Deichstädter rückten noch näher zusammen und fanden im Teamgeist den Schlüssel zum Sieg. „Nach dem 2:2 haben wir das Spiel bestimmt und am Ende auch mit einer souveränen, guten Leistung verdient gewonnen", lobte Benske.
Die Giftschlangen blieben, wie man sie kennt, auch im siebten Saisonspiel gegen den EHC ein unangenehmer Gegner, der nicht locker lässt. So verkürzte Kevin Wilson (28.) genauso wie Michal Plichta (52.) nachdem Schug zum vierten Mal Felix Zerbe überwunden hatte (44.). Die Partie stand wieder Spitz' auf Knopf. Die Einheimischen konnten mehrere Überzahlsituationen nicht nutzen, um den Erfolg in trockene Tücher zu wickeln, sodass die Dramatik andauerte. Felix Köllejan verhinderte mit einer starken Parade gegen Alexander Brinkmann den Ausgleich (56.) – eine ganz wichtige Tat des Neuwieder Schlussmanns.
Und dann kam dieser Play-off-Mythos zur Geltung, dass Spieler, die sich häufig im Schatten anderer bewegen und unter Wert wegkommen, in ganz wichtigen Situationen wie Kalle aus der Kiste in Rampenlicht treten: Unzählige Zweikämpfe hat Daniel Pering seit seinem Wechsel im Januar aus Neuss nach Neuwied für sich entschieden, genauso häufig stand er in der Abwehr genau an der richtigen Stelle, nur ein Scorerpunkt war dem 33-jährigen Defensivstrategen in sieben Begegnungen noch nicht vergönnt – bis zu dieser 58. Minute, als Pering von der rechten Seite abzog und das Icehouse in Ekstase versetzte. Das Tor zum 6:4-Endstand brachte dem EHC das Halbfinale einen großen Schritt näher. Den letzten Schritt, will man am Sonntag gehen.
Neuwied: Köllejan (Schaffrath) – Pering, Hellmann, Schütz, Wichterich, Neumann – Fröhlich, S. Asbach, Kley, Jamieson, Müller, Hohmann, Brabec, B. Asbach, Herbel, Etzel, Hamann, Schug.
Dinslaken: Zerbe (Frenzel) – Linda, Hüsken, Hofschen, Linse, Giesen, Tsvetkov – Heffler, Menzel, Essery, Dreyer, Wilson, Spazier, Tanke, Plichta, Brinkmann, Schöche.
Schiedsrichter: Markus Eberl.
Zuschauer: 861.
Strafminuten: 12:20.
Tore: 0:1 Kevin Wilson (Essery) 7', 0:2 Michal Plichta (Heffler) 10', 1:2 Moritz Schug (Fröhlich, Hohmann) 13', 2:2 Moritz Schug (Jamieson, Etzel) 18', 3:2 Martin Brabec (Jamieson, Fröhlich) 25', 4:2 Moritz Schug (Jamieson, Fröhlich) 26', 4:3 Kevin Wilson (Giesen, Essery) 28', 5:3 Moritz Schug 44', 5:4 Michal Plichta (Schöche) 52', 6:4 Daniel Pering (Hohmann) 58'.
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