Jubiläums-Vielfalt der Gruppe 93 im Roentgen-Museum Neuwied
Strahlende Sonne und virtuos von András Orban am Klavier und Viktória Nyulász auf der Querflöte gespielte Musik waren das stimmungsvolle Entree der Vernissage zur 25. Jahresausstellung der Gruppe 93 Bildende Künstler Neuwied am Sonntagmittag, 22. April. Das Motto der diesjährigen Ausstellung lautet „Vielfalt“.
Neuwied. Achim Hallerbach, der zum ersten Mal in seiner Funktion als Landrat eine Ausstellung eröffnete, stellte sich vor als „alter Neuer“. Er bezeichnete Kunst und Kultur als Markenzeichen von Stadt und Landkreis Neuwied und die Arbeit der Künstler-Gruppe 93 als wesentlichen Beitrag hierfür. Seine Aufgabe als Landrat sieht er in der zuverlässigen Unterstützung der Kunst und des 90 Jahre jungen Schmuckkästchens Roentgen-Museum mit seinen Schätzen und Kunstwerken. Die Gemälde, Grafiken und Skulpturen, die von den Künstlern der Gruppe 93 in den letzten Monaten zum Thema „Vielfalt“ erarbeitet wurden, vermittelten einen guten Eindruck vom künstlerischen Wirken in der Region.
Die Sprecherin der Künstler-Gruppe, Sybille Lenz dankte den Organisatoren und Sponsoren für die Unterstützung und bat die Anwesenden, die Geldbeutel großzügig zu öffnen. Neben den ausgestellten Werken kann auch ein Kartenschuber mit 17 wunderbaren Motiv-Karten aller Künstler erworben werden.
Charlotte Fichtl-Hilgers gratulierte zu Beginn ihrer Einführungsrede den Künstlern für ihr Silberjubiläum, denn sie habe in der Anfangszeit der Künstlervereinigung nicht an deren langen Bestand geglaubt. Die Gruppe habe der Hartnäckigkeit ihres Gründers Otto Buhr viel zu verdanken. Dieser wollte ein Forum für die Neuwieder Künstler schaffen, wo sie einmal im Jahr ihre Werke präsentieren können. Stadt und Kreis boten an, den Ausstellungen im jährlichen Wechsel in der Stadtgalerie (ehemalige Mennonitenkirche von 1768) und im Roentgen-Museum Raum zu geben.
„Vielfalt“ sei ein guter und bedachter Titel, der bestens in das Raiffeisen-Jahr passe und zu Raiffeisens Kernsatz „Was einer nicht schafft, schaffen viele.“ Er passe ebenso zu dem Kultursommer mit seiner Vielfalt an Stilen, Techniken und Werkstoffen. Präsentiert werde jedes Mal ein abwechslungsreicher und ausgewogener Mix an Vielfalt auch der Motivwahl und des künstlerischen Ausdrucks.
Fichtl-Hilgers skizzierte kurz die teilnehmenden Künstler:
Gerhard Wienss besticht in seinen Gemälden durch Präzision der Formen und Farbigkeit. Norbert Bleidt präsentiert dagegen großformatige und kraftvolle Gemälde. Uta Weiler bearbeitet kraftvoll die Materialien Eisen, Glas, Stahl und Holz. Präzision und Können kennzeichnen die Aquarelle der Malerin Lilo Jaschik, sie hatdas Thema „Vielfalt“ in einem farbintensiven Aquarell mit Linien und Goldflächen erhöht. Helga Gans-Eichler sind in ihren Werken Farben, Formen und Linien wichtig. Sybille Lenz liebt realistische Darstellungen starker Frauen und des Meeres. Johanna Mohrs Leidenschaft gilt der Drucktechnik, in der sie Serien geschaffen hat, in der aktuellen Ausstellung zeigt sie „Zwischenräume“, einen Siebdruck auf Holz.
Marie Schäfer ist Fotografin mit leidenschaftlichem Blick für die Schönheit der Heimat. Ulrich Christian, der Spezialist für die Radierung, bearbeitet beeindruckende Themen, eine „Wellen“-Serie in Aquatinta-Technik ist aktuell ausgestellt. Ursula Voigt-Pfeil setzt in unterschiedlichen Techniken innere Bilder um, zum Beispiel „bedrohte Vielfalt“ und „bittere Vielfalt“. Hartmut Elfert hält immer wieder Stimmungen in ganz eigenen Techniken fest. Marianne Dick setzt gekonnt die Weiblichkeit, das Wachsen und die Veränderung in Keramik um. Franz von Stockert befasst sich mit Körper und Raum und dem lichtdurchlässigen Werkstoff Acryl. Sigrid Langert gestaltet Ton in neuen Formen, „Vernetzung“ ist ihr neuestes Thema.
Als Gäste stellen Christel Hermann und Frieda Wionzek aus. Hermann greift gern philosophische Themen auf, teils in zarter Weise mit sehr eigener Technik. Lang und groß sind dagegen Wionzeks Tierbilder.
Alle Künstler der Gruppe 93 entwickelten sich weiter in der Achtung vor dem Tun des Anderen. Das mache den Zusammenhalt der Vereinigung aus, stellte Fichtl-Hilgers fest. Jeder Künstler brauche genügend Phantasie und Verstand, um Kunstwerke gestalten zu können. Dem Künstler sei eigen, dass sein Tun zu einem Zeugnis seiner Seh- und Denkweise wird. Er liefert sich damit dem Publikum aus. Die Beurteilungen der Betrachter sind verschieden, sie werden durch Gefühl und Gefallen bestimmt. „Was bleibt von der Kunst, die wir erleben? Wir bleiben als Geänderte oder Veränderte zurück. Kunst ist Nahrung für die Seele!“, schloss die Rednerin.
Museumsleiter Bernd Willscheid wies auf das Begleitprogramm zur Ausstellung hin: Am Sonntag, 6. Mai um 15 Uhr findet eine Führung durch die Ausstellung durch Dr. Michaela Jordan statt. Am Sonntag, 13. Mai (Internationaler Museumstag), sind ab 14 Uhr Künstler bei der Arbeit und am selben Tag um 15.30 Uhr bietet der Künstler Franz K. von Stockert eine Lesung an. Am Sonntag, 3. Juni ist um 15 Uhr die Finissage der Ausstellung mit dem Gitarrenduo Klaus & Frank Krumscheid. htv
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