„Kunst im Karree“ Teil der Kultursommer-Eröffnung in Neuwied
Die neunte Auflage der Kultveranstaltung „Kunst im Karree“ erfuhr besondere Beachtung, da sie als Teil der Kultursommer-Eröffnung vom Land und der Stadt Neuwied gefördert und beworben wurde. Rund um den Marktplatz, im Herrnhuter Viertel und in den umliegenden Innenhöfen in der Pfarrstraße und Rheinstraße präsentierten rund 80 Künstlerinnen und Künstler aus Neuwied und der Region ihre Werke.
Neuwied. Es herrschte eine heitere Atmosphäre in der Stadt. Sehr viele Menschen nutzten die Gelegenheit, die Attraktionen der Kultursommer-Eröffnung und die Kunst im Karree zu besuchen. Die beiden Kunsthöfe in der Rheinstraße boten Kunsthandwerk kombiniert mit Frühlingsidylle: Nana-Figuren unter einem blühenden Kastanienbaum, Schmuck neben einer Hortensie und leuchtende Aquarelle von Karin Delaitre begleiteten den Efeu die Treppe hinauf. Fotografin Marie Schäfer war am Sonntagmittag bereits ausverkauft, denn ihr Bildband mit Neuwieder Motiven fand reißenden Absatz.
Dagegen hatte Heinz Scholz, der schon mehrfach seine akribisch ausgearbeiteten Intarsienbilder im Historischen Rathaus angeboten hatte, diesmal noch gar nichts verkauft. Im selben Raum lief nebenan am Stand des Museums Monrepos das Geschäft besser. An der ehemaligen Bäckerei Lohner liefen etliche Leute vorbei, weil das Hinweisschild etwas abseits stand. Es lohnte ein Blick hinein, denn man konnte Goldschmiedemeister Axel-E. Hoffmann bei der Herstellung erlesenen Schmucks zuschauen.
Auf der gegenüberliegenden Marktplatzseite ließ sich auch Bildhauerin Waltraud Hillen bei der Arbeit über die Schulter schauen. Sie raspelte und schmirgelte an einem Herz aus Speckstein, denn diese Form erfordert wenig Konzentration, sodass sie nebenbei mit den Besuchern reden konnte. Es sei denn, ein musikalischer Walk Act hatte gerade an der Marktkirche einen Auftritt. Das Mademoiselle Orchestra sammelte durch seine schwungvolle Blasmusik hunderte Zuhörer um sich. Abgelöst wurden die Damen von den uniformierten Bläsern „La Barronade“.
Um die Marktkirche herum und im Café Auszeit waren Bilder, Skulpturen, Schmuck, Mosaikbilder und Keramik ausgestellt. Ein hölzerner Junge mit Drachenschnur in der Hand ließ die Blicke an der Schnur entlangwandern zum Baum, in dem der bunte Drache hing. Sein „Vater“, Bildhauer Paul Pütz hätte am liebsten einen Film gedreht mit den Blicken und dem Lächeln der Betrachter. Sein weißer Riesenfrosch blieb starr zu Füßen der vielen Menschen sitzen, die zum Gartencafé des Weinhauses Adam strebten. Dort leuchteten Acrylgemälde in der Sonne und im Restaurant drinnen zierten großformatige Fotografien mit Details aus dem Süden die Wände.
Sezai Danis Kunsthof teilten sich wieder mehrere Künstlerinnen und Künstler. Neben duftigen feinen Aquarellen von Utta Didierlaurant hingen großformatige Acrylgemälde mit Industriemotiven von Birgit Kühlborn und Gemälde aus der Kunstwerkstatt Sabine Artel. Sezai Dani selbst war mit zahlreichen Bildern vertreten. Zum optischen Kunstgenuss gab es Kaffee und Kuchen sowie akustische Kunst auf zwei Gitarren.
Im Kunsthof Schmitt waren vor allem Kunsthandwerker mit alten und neuen Techniken bei der Arbeit: Aus Holz und Metall gefertigte Gartendekoration, Stein-Collagen und Keramikarbeiten, nebenan wurde Schaf- und Alpakawolle gesponnen und verwebt. Die fertigen Textilprodukte standen ebenfalls zum Verkauf.
Im Kunst-Loft war Vielfalt angesagt. Handwerklich gekonnt überzeugten die Bilder des Künstlers Christoph Kirmse im Stil der Maler Max Ernst und Salvator Dali. Wie Letzterer stellt auch Kirmse oft seine Träume im Bild dar.
Im Kunsthof des Herrnhuter Viertels nutzte Hildegard Luttenberger die Gelegenheit, mit einem Mini-Karton-Haus auf ihr Projekt „Gemeinschaftlich wohnen Neuwied e.V.“ aufmerksam zu machen. Sie habe viele gute Gespräche geführt und viele Denkanstöße vermittelt, meinte die Initiatorin.
Mit dem Abriss der „vergänglichen Stadt“ ab 17 Uhr kam der sehr gelungene dreitägige Kulturevent in der Stadt Neuwied zu einem Ende. Veranstalter, Künstler und ehrenamtliche Helfer waren mit dem großen Besucherinteresse zufrieden. htv
Video vom Abriss des Karton-Rathauses von Engers. Video: Josef Dehenn
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