Wanderung mit Revierförster im Stadtwald Dierdorf
Am Samstag, 28. April, fand bei bestem Wanderwetter die diesjährige Wanderung im “Brückrachdorfer Teil” des Stadtwalds statt. Start und Ziel war das ehemalige Schützenhaus. Zur Freude von Stadtbürgermeister Thomas Vis und Revierförster Harald Schmidt zeigten dreiundzwanzig Menschen mit sieben Hunden Interesse am Wald. Mit dabei war auch Forstdirektor Kurt Milad.
Dierdorf. Schmidt erklärte, dass es in der Region Dierdorf mehrere Waldbesitzer gibt: Stadt, Märkerschaft und der Fürst zu Wied. Dem Revierförster obliegt die Aufgabe planmäßigen Wirtschaftens, das wiederum strengen gesetzlichen Regelungen unterliegt. Oberstes Prinzip ist in unserem Land die Nachhaltigkeit, das heißt: Es wird nie mehr Holz genutzt als nachwächst. Ziel ist ein naturgemäßer Wald. Von dem aufgrund von Erfahrungen im Stadtwald ermittelbaren Zuwachs von jährlich 3.567 Erntefestmetern werden etwa 65 Prozent genutzt, denn Forstwirtschaft unterliegt Risiken wie Windwurf, Krankheiten und Wildschäden.
Harald Schmidt erläuterte die Schönheit des Holzbachtals mit Weideland, Pappelwald, großflächiger Feldwirtschaft (Rapsfeld), Stallung Janson, vernetzten Hecken und feuchten Wiesen, die ein wertvolles Biotop bilden. Kurt Milad ergänzte, dass früher die feuchten Wiesen per Hand bearbeitet wurden, weil das Gras benötigt wurde, heute jedoch als Ausgleichsfläche unbearbeitet liegen bleiben.
An der etwa 250-jährigen Grenzeiche von Brückrachdorf lernten die Wanderer, dass an markanten Stellen oft ein Grenzbaum gepflanzt wurde, der „Metze“ genannt wurde, daher stammt der Straßennamen „Metzenbäumchen“. In der Wiese daneben wies Milad auf Metallhütchen hin. Sie markieren ein großes unterirdisches Abwasserbecken.
Revierförster Schmidt bedauerte das deutlich sichtbare Eschentriebsterben, das seit etwa zehn Jahren im ganzen Land die wertvollen Eschen schädigt. Das langfaserige und elastische Holz lässt sich vielfältig nutzen, das Eschenlaub trägt zur Bodenverbesserung bei und die Wurzeln stabilisieren Hänge. Ursache des Eschentriebsterbens, bei dem die Krone langsam von außen nach innen abstirbt, ist ein aus Ostasien stammender Schlauchpilz, das falsche weiße Stengelbecherchen. Befallene Bäume werden nur soweit nötig entnommen, man hofft auf eine resistente Naturverjüngung.
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Auf einer Windwurffläche aus dem Jahr 2010 wurde eine Wildäsungsfläche angelegt, damit das Wild, das natürlich in den Wald gehört, gesichtet und zielgerichtet gejagt werden kann, denn Rehwild setzt jüngeren Pflanzen zu. Milad, der auch Kreisjagdmeister ist, warb für den Genuss des gesunden Wildbrets, das bei den Förstern erwerbbar ist. Auch das Wild wird nachhaltig bewirtschaftet. Zurzeit sind die Jäger bemüht, wegen der drohenden Afrikanischen Schweinepest den Wildschweinbestand zu reduzieren.
Eine Totholzfichte an der Grenze zwischen Fürstlich-Wiedschem Wald und Stadtwald bleibt stehen als Lebensraum für eine Vielzahl von Individuen. Vor allem Spechte brauchen Nadelholz, daher ist eine gesunde Laub- und Nadelwaldmischung am besten. Die menschliche Einwirkung sorgt laut Revierförster Schmidt für die Vielfalt der Natur, denn die Licht- und Schattenwirkung wird gesteuert.
Milad wies außerdem auf die vielen Arbeitsplätze hin, die der Wirtschaftswald bietet: An jedem Festmeter Holz hängt 4.000 Euro Wertschöpfung dran, von der Baumschule bis zum hölzernen Produkt wie Möbel. Die Forst- und Holzwirtschaft ist in Rheinland-Pfalz mit rund 50.000 Beschäftigten der zweitgrößte Arbeitgeber und weist nach der Auto- und der chemischen Industrie den drittgrößten Umsatz auf.
Der informative Rundgang durch den Brückrachdorfer Teil des Stadtwalds endete wie gewohnt mit Kaffee und Kuchen. Im nächsten Jahr wird wieder der Wald in Elgert das Wandergebiet sein. htv
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