Kunst-Projekt ION: Sich durch die Leere inspirieren lassen
Ein ungewohntes Bild bietet sich dem Besucher in den letzten Wochen, wenn er die Sankt-Matthias Kirche in Neuwied betritt: 19.000 Quadratmeter leerer Kirchenraum, keine Bank, kein Stuhl. Dafür aber: Fünf Künstler, die den Raum mit ihren Ideen und ihrer Kreativität füllen, mit Malerei, Tanz, Performance, Wort und Klang. Seit dem 1. September beheimatet das Gotteshaus im Herzen von Neuwied das Projekt ION, das die unterschiedlichsten Formen von Kunst direkt in der Kirche zusammenführt.
Neuwied. Dabei wurde das Gotteshaus in der Neuwieder Innenstadt zunächst bewusst eine Woche lang leer gelassen, während die Besucher nun den Künstlern beim Schaffensprozess über die Schulter schauen können, bevor in der letzten Septemberwoche die Ausstellung der fertigen Werke ansteht. Auch Bischof Stephan Ackermann hat dem innovativen Projekt am 18. September einen Besuch abgestattet. Nach der Besichtigung diskutierte er mit rund 150 Männern und Frauen über Glaube und Religion und bezog auch Stellung zu den aktuellen Entwicklungen innerhalb der katholischen Kirche.
„Den Raum auf diese Weise mit Leben zu füllen, ist eine gelungene Idee“, sagte Ackermann, der sich von Pastor Thomas Darscheid und Kaplan Oliver Seis zunächst das Projekt erklären ließ und die einzelnen Werke bewunderte. Bereits seit dem 9. September arbeiteten die Künstler daran, dem Kirchenraum unter anderem durch Malerei, Druckwerke und Klangarrangements Leben einzuhauchen. Ackermann zeigte sich beeindruckt und inspiriert von den teilweise meterhohen Installationen.
Entstanden war die Idee, ein Kunstprojekt in der St. Matthias Kirche zu initiieren, durch Zufall. So hatte die Neuwieder Künstlerin Stefanie Schmeint vor einiger Zeit ihre Werke in der Kirche präsentiert. Daraus entwickelte sich schließlich das Projekt: „Wir wollten etwas Neues machen, groß denken und religiöse sowie künstlerische Impulse setzen“, erklärt Pfarrer Thomas Darscheid. Dies sei bisher schon gut gelungen, denn die Kunstwerke – obgleich noch nicht fertiggestellt, schafften es, die Atmosphäre der Kirche gut einzufangen.
Auch die Besucher meldeten das zurück und seien inspiriert von der neuen Perspektive des Raums. Nach einem Rundgang und einer Schilderung des ersten Eindrucks stand dann eine zweiteilige Gesprächsrunde mit Ackermann auf dem Programm. Kirchen- oder Glaubenskrise, die Art und Weise sich Gott zu nähern oder aktuelle Themen rund um Entwicklungen innerhalb der katholischen Kirche: Bischof Ackermann erklärte, bezog Stellung und rückte damit die Bedeutung von Gott und Glaube in den Mittelpunkt.
„Wir müssen mit Gott in Berührung kommen“, sagte der Trierer Bischof. Sei es durch Reden, Schweigen oder einfach nur durch Staunen. Und damit schließe sich der Kreis, der das Kunstprojekt in der St. Matthias Kirche mit dem gemeinsamen Gespräch verbinde. Schließlich gehe es auch bei ION um das Miteinander, um den Austausch und die Kommunikation untereinander und um ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Wie alle Veranstaltungen rund um das Kunstprojekt endete auch der Besuch des Bischofs mit einem sogenannten Nachklang, der auch dieses Mal aus einem geistlichen und künstlerischen Impuls bestand.
Weitere Informationen zum Projekt und das Programm finden sich im Internet unter www.projekt-ion.org .
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