Zwei visionäre Projekte verändern die Innenstadt von Selters
Die Stadt Selters will mit dem „Quartier Saynbachaue“ städtebauliche Ideen umsetzen. Eng darauf abgestimmt geht ein weiteres Projekt an die Öffentlichkeit: Ein privater Investor plant umfangreiche Veränderungen rund um die Alte Mühle. Anhand von 3-D-Animationen, die fast wie Fotografien aus der Zukunft wirken, gab Friedrich Hachenberg vom Planungsbüro Stadt-Land-plus bei einer Einwohnerversammlung erste Einblicke in das städtebauliche Konzept.
Selters. Große städtebauliche Veränderungen stehen in Selters an. Mit dem „Quartier Saynbachaue“ stellte Stadtplaner Friedrich Hachenberg bei einer Einwohnerversammlung ein visionäres Projekt vor, dass die Stadt in den kommenden Jahren umsetzen will. Eng darauf abgestimmt geht ein weiteres Projekt an die Öffentlichkeit: Ein privater Investor plant umfangreiche Veränderungen rund um die Alte Mühle. Anhand von 3-D-Animationen, die fast wie Fotografien aus der Zukunft wirken, gab Friedrich Hachenberg vom Planungsbüro Stadt-Land-plus erste Einblicke in das städtebauliche Konzept.
Wertiger Wohnraum
Mit dem Vorhaben beabsichtigt die Stadt Selters wertigen und barrierefreien Wohnraum im Ortskern zwischen der Rheinstraße und dem Saynbach zu schaffen und den Saynbach selbst in die städtische Fläche einzubeziehen. Die vorgestellte Planung tut genau das: So wird es künftig einen Gehweg entlang des Baches geben, der Teil eines durch Selters führenden bachbegleitenden Weges ist. Das Ufer wird durch neue Gestaltung erlebbar. Der Mühlengraben als Zulauf des Saynbaches soll geöffnet und Blickfang einer zentralen neuen Brücke werden. An dieser Stelle soll Gastronomie für Belebung sorgen. Eine weitere Fußgängerbrücke verbindet das Quartier Saynbachaue mit dem Mühlenweg. Die neuen Wohngebäude, die auf dem Gelände des heutigen Parkplatzes entstehen, sind fingerartig angeordnet, so dass der Raum dazwischen durchlässig ist und der Saynbach so mehr ins Bewusstsein rückt. „Uns ist es wichtig, dass wir immer wieder Freiräume schaffen und keine geschlossene Fassadenfront“, erklärt Hachenberg seine gestalterisch-strategischen Idee.
Eine zentrale Idee der Planung ist das Schaffen einer Achse vom Verbandsgemeindegebäude über den Marktplatz bis zur evangelischen Kirche. Diese optische Achse wird im derzeitigen Plan geschaffen durch einen sich aufweitenden Weg – ähnlich einer Fußgängerzone – am Nachbarschaftsplatz vorbei, entlang der neu zu schaffenden Gebäudelinien im Raum zwischen Rheinstraße und Bahnhofstraße und über die neue Saynbachbrücke. Diese und auch andere Bauten werden mit Trachyt als regionalem Baustoff gebaut oder sind diesem farblich angepasst.
Die wegfallenden Parkplätze sollen aufgefangen werden durch ein Parkdeck und vielleicht auch durch eine Tiefgarage. Das Parkdeck in zwei oder drei Ebenen entsteht in der Nähe der heutigen Bushaltestelle. Nach Vorstellung des Stadtplaners ist es als Portal in die Stadt und als Mobilitätsstation zu verstehen und soll viele Funktionen vereinen: Parkplätze, Bushaltestelle, Fahrradboxen, Elektromobilitätsladepunkte und eine Photovoltaik-Anlage. Ziel ist es, mehr Parkfläche zu schaffen als bisher, weil durch die Neukonzeption eine höhere Nutzung erwartet wird.
Viele Gespräche
„Bevor der erste Stein gesetzt wird, müssen noch viele Gespräche mit Eigentümern, Investoren und Behörden geführt werden“, sagt Stadtbürgermeister Rolf Jung, „jetzt ist uns wichtig, dass klar wird: Dieses Projekt wird langfristig umgesetzt, auch wenn die Details noch nicht geklärt sind.“ Das sieht auch der Stadtrat so, der in seiner Sitzung große Zustimmung signalisierte.
„Selters liegt verkehrsgünstig, hat eine gute Infrastruktur und Nahversorgung sowie eine attraktive Kulturlandschaft. Auf gezielt ausgewiesenen Wohnbauflächen konnten insbesondere Neubürger angesiedelt werden“, erklärt Stadtplaner Hachenberg. „Das hat alles zu einer seit 30 Jahren wachsenden Einwohnerzahl mit vergleichsweise jungen Bevölkerungsstruktur geführt.“ Durch diese Entwicklung sei die Ortslage stark in den Außenbereich gewachsen, während der Strukturwandel in Teilen des Stadtkerns sichtbare negative Spuren – sanierungsbedürftige Bausubstanz, Geschäftsaufgaben, Teilleerstände – hinterlassen habe. Dem soll das städteplanerische Konzept „Quartier Saynbachaue“ entgegenwirken. Man möchte den Standort Selters als Wohn-, Arbeits- und Lebensort qualifizieren und gerade junge Bewohner und Familien anziehen und halten. Gleichzeitig sollen damit die Voraussetzungen verbessert werden, dass ältere Bewohner möglichst lange und selbstbestimmt in vertrauter Umgebung leben und städtische Vielfalt genießen können.
Backfabrik nutzen
Auf diese Planung abgestimmt ist das private Investitionsvorhaben von Thomas Schütz. Er möchte rund um die Alte Mühle privaten und öffentlichen Raum schaffen. In der Planung spielt das „Wassermotiv“ als ortsprägendes Gestaltungsmittel eine wichtige Rolle. „Wasser prägte von frühester Zeit das Schaffen der Menschen an diesem Ort“, sagt Thomas Schütz. Auf dem derzeit brach liegenden Gelände sollen Gebäude entstehen für Wohngruppen, Betreutes Wohnen und für das „Stiftungsprojekt Jugendhilfe Selters“. Auch die alte Mühle soll künftig verschiedene Wohnformen ermöglichen. Die ehemalige Backfabrik soll für vielfältige kulturelle, öffentliche und Festanlässe nutzbar gemacht werden aber auch den täglichen Aktivitäten der Bewohner der Anlage dienen. Mit diesem Vorhaben bekommt eine bisherige Leerstelle im Stadtraum eine völlig neue Funktionalität, auch als Bindeglied zwischen Wohngebiet, Innenstadt und Saynbachcenter. (PM)
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