Fachtagung: Gewalt – alles eine Frage der Einschätzung?
„Eine Ohrfeige hat noch keinem geschadet!" Diese Einschätzung ist bis heute weitverbreitet. Bis weit in die 70er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts waren Ohrfeigen, den Hosenboden versohlen, der Klapps auf den Hintern akzeptierte erzieherische Maßnahmen – auch in Deutschland. Erst nach und nach wurden Schläge als körperliche Übergriffe gewertet, die viel mit Macht(-losigkeit) zu tun haben, wenig zielführend sind und Kinder und Jugendliche lernen lassen, dass Gewalt als Konfliktlösungsstrategie funktioniert.
Neuwied/Linkenbach. Und auch in der Ehe und Partnerschaft hatte der Mann bis zum Ende des letzten Jahrhunderts als Ernährer, als Herr im Haus, ein Gewaltmonopol gegenüber Frau und Kind. Selbst die Vergewaltigung in der Ehe wurde erst 1997 als Straftat ins Bürgerliche Gesetzbuch aufgenommen.
Die Geschichte zeigt, dass es auch in Deutschland ein weiter Weg zur Wahrung der körperlichen und geistigen Integrität des Individuums war. Noch heute gibt es viele Gesellschaften, Nationen und Staaten, die sich noch auf diesem Weg befinden. Dies wird in den Beratungsstellen immer wieder deutlich, wenn Angriffe auf die körperliche und geistige Unversehrtheit nicht als Gewalt empfunden werden und eine Ohrfeige als „nicht so schlimm" bewertet wird.
Es verdeutlicht, dass die Frage was Gewalt ist, einer kulturellen, gesellschaftlichen und individuellen Definition unterliegt, verbunden mit einem entsprechenden (Un-) Rechtsbewusstsein.
Wie mit diesen unterschiedlichen Definitionen umgegangen werden kann, wie Handlungskonzepte gegen Gewalt angesichts dieser Unterschiedlichkeit aussehen können, werden auf der Fachtagung des Runden Tisches gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen zum Thema. Der Runde Tisch konnte Sandra de Vries, Ethnologin und Trainerin für interkulturelle Kompetenz, Beratung und Konzepte gewinnen, um diese Fragen zu beantworten.
Die Fachtagung am 21. November um 14 Uhr im Außerschulischen Lernort der Kreisverwaltung Neuwied, Deponiestraße 1, 56317 Linkenbach richtet sich an Berater und Beraterinnen und Erzieher sowie Erzieherinnen sowie am Thema Gewalt Interessierte.
Rückfragen und Anmeldung: Doris Eyl-Müller, Telefon: 0 26 31 – 803 410, Email: doris.eylmueller@kreis-neuwied.de. (PM)
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