80 Jahre Pogromnacht in Puderbach
Am 10. November jährt sich zum 80. Mal die grausige Erfahrung der jüdischen Mitbürger aus Puderbach, von den Schergen der SA und der damaligen Nazi-Verwaltung aus ihren Häusern getrieben worden zu sein, geschlagen, getreten und verhaftet; die Synagoge wurde wie andernorts auch geplündert, geschändet und in Brand gesteckt. Gerade weil sich heute der rechte Mob wieder lautstark auf die Straße wagt, hier und da noch ein wenig unter einem scheindemokratischen Mäntelchen der Teilnahme an Wahlen, ist es wichtig, zu zeigen, dass unsere Mitbürger aus der Zeit vor 1938 nicht vergessen sind.
Puderbach. Nur wer vergessen wird, ist wirklich tot. In diesem Sinne ruft die Projektgruppe Jugend Kultur und Soziales auf zur Teilnahme an der Gedenkstunde am 10. November um 18 Uhr an der Stelle der ehemaligen Synagoge hinter der Kreissparkasse. Die Organisatoren werden dabei die Erinnerung an die Menschen wach rufen, die sich seit knapp einem Jahr durch die ersten in Puderbach verlegten Stolpersteine ausdrückt.
Im Anschluss laden die Veranstalter in den Alten Bahnhof ein zu einer aktualisierten Aufführung des Ensembles „TheAttraktion“ zur Entstehung und Geschichte des Antisemitismus: „Christusmörder und Brunnenvergifter - zur Geschichte des Antisemitismus“. Regie Carl Gneist.
Vor über 2.000 Jahren tauchte in der Vielgötterwelt der mittelmeerischen Antike ein Volk auf, das nur einen einzigen Gott anerkannte, von dem es sich kein Bild machen durfte: Die Juden. Schon bald wurden sie von den anderen Völkern gerade wegen dieses Glaubens gehasst, gefürchtet und bekämpft. Sie waren die Fremdlinge unter den anderen. Das änderte sich auch nicht, als ihr Glaube sich immer stärker ausbreitete und schließlich die Wiege für die zwei anderen großen Eingott-Religionen wurde – das Christentum und der Islam. So zieht sich Judenhass und Judenfurcht durch die Jahrhunderte, wird immer wahnhafter und mündet schließlich in der Katastrophe des Holocaust. Und immer noch ist der Antisemitismus höchst lebendig.
In einer szenischen Lesung mit Musik blättert das Ensemble „TheAttraktion“ diese Geschichte des Judenhasses auf. Historische Augenzeugenberichte, Sagen, Gedichte wechseln sich mit Liedern und Bildprojektionen ab.
Schon 2013 hatte „TheAttraktion“ mit einer Aufführung am 10. November die Zuschauer im Alten Bahnhof zur Reichspogrom-Nacht in Puderbach gefesselt. Auch diesmal will das Ensemble das Publikum in einer aktualisierten Version informieren, erschüttern und zum Nachdenken bringen über das rätselhafte Phänomen des Antisemitismus. (PM Projektgruppe Jugend Kultur und Soziales)
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