Gedenkfeiern 80 Jahre Reichspogromnacht
80 Jahre nach der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 gab es auch im Kreis Neuwied eine Reihe von Erinnerungs- und Gedenkveranstaltungen. Die zerstörten jüdischen Geschäfte und Gotteshäuser waren das weithin sichtbare Fanal für die beginnende systematische Verfolgung der deutschen Juden, die in den nationalsozialistischen Völkermord an Millionen europäischer Juden mündete.
Kreis Neuwied. Am Freitag, dem 9. November, jährte sich zum 80. Mal die Reichspogromnacht. Zerstörte Geschäfte, geplünderte Wohnungen, brennende Synagogen, 30.000 Juden wurden verhaftet, viele in den Tod getrieben. Es war nicht – wie die Nationalsozialisten behaupteten – spontaner Volkszorn, der sich gegen das jüdische Volk entlud, es war ein gezielter Pogrom der Partei. Die zerstörten jüdischen Geschäfte und Gotteshäuser waren das weithin sichtbare Fanal für die beginnende systematische Verfolgung der deutschen Juden, die in den nationalsozialistischen Völkermord an Millionen europäischer Juden mündete.
In Neuwied trafen sich Politiker, Bürger und Schüler des Werner-Heisenberg-Gymnasiums in der Synagogengasse am Mahnmal, um zu gedenken und innezuhalten. In Dierdorf kamen die Bürger an der Stadtmauer zusammen. Dort erinnert eine Gedenktafel an die ehemalige Synagoge, die zerstört wurde. In Dierdorf mahnt Bürgermeister Thomas Vis an, dass es wichtig sei sich zu erinnern, zu besinnen und die junge Generation zu informieren. In vielen weiteren Orten im Kreis wurde an diese schreckliche Nacht gedacht.
Buch zur Pogromnacht erschienen
Zusammen mit Astrid Köppe hat Michael Ruetz mehr als tausend lokale, regionale und internationale Archive kontaktiert, um eine konkrete Vorstellung davon zu gewinnen, was an jenem Tag des Jahres 1938 geschehen ist: Was der „ganz normale“ Bürger getan, gebilligt und gesehen hat bzw. gewusst haben muss. Die Recherche förderte eine ungeahnte Fülle an Bildern und Zeitzeugenberichten zutage, die eine weitreichende Komplizenschaft von Tätern und Mitläufern zeigen: hier die Zerstörungswut und triumphierende Häme des entfesselten Mob, dort die feige Neugier der Zuschauer mit den Händen in den Taschen. Die Fotos aus ganz Deutschland dokumentieren, wie leicht auch und gerade in der „Provinz“, wo jeder jeden kannte, die Gewaltbereitschaft zu entfesseln war – und wie wenig Mut und Zivilcourage sich dagegen erhob. So markiert der 9. November 1938 den Probelauf und Anfangspunkt des Holocaust – unter aller Augen.
Pogrom 1938, „Das Gesicht in der Menge“, 156 Seiten, 80 Illustrationen, ab 9. November im Buchhandel erhältlich. ISBN 978-3-03850-050-6. Erschienen in Kooperation mit der Akademie der Künste, Berlin, 29 mal 22 Zentimeter, Halbleinen mit Fadenbindung zum Preis von 29,80 Euro. (woti)
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