Geht Weihnachtsrockfestival in Bendorf auch in die 34. Runde?
Halleluja und Amen, Santa Claus hatte seinen Jutesack mit prall gefüllter Rockmusik in Bendorf ausgeschüttet. Das 33. Bendorfer Weihnachtsrock-Festival brachte alles mit, was die Fans von einem solchen Festival erwarten. Doch leider gibt es neben der guten Nachricht, auch eine schlechte zu berichten. Veranstalter Michael Enchelmaier hört auf. Ein Nachfolger ist noch nicht da.
Bendorf. Michael Enchelmair, der Mastermind der Veranstaltung, begrüßte die erwartungsfrohen Besucher in der sehr gut gefüllten Stadthalle von Bendorf und stimmte sie auf den Abend ein. Das Publikum repräsentierte einen Querschnitt durch alle Altersgenres, da waren junge „Popper“, gesetzte Rocker und ergraute Hippies anzutreffen. So feierte zum Beispiel ein 16-jähriges Mädchen, zusammen mit ihren besten Freundinnen, in Begleitung ihrer Eltern, ausgelassen ihren Geburtstag. Die Eltern waren aber nicht zum Aufpassen anwesend, sondern sie wollten selbst feiern. Um bei dem zu erwartenden Lärm keine Gesundheitsschäden davonzutragen, hatten sie sich prophylaktisch Ohrenstöpsel besorgt.
Nach der Einstimmung durch Michael Enchelmaier ging es endlich los. Den schwierigen Part des Warm-ups hatte die aus dem Raum Mainz/Bingen stammende Urban Pop-Band „Lilli Rubin“ übernommen, diese Aufgabe wurde bravourös gelöst, immerhin hatten sie beim diesjährigen Rockbusterfinale in Koblenz den 2. Platz belegt. Die Künstlernamen der Band sagen alles über den fantasievollen Stil ihrer Musik aus: Lucia Saphir, Tim Diesel, East Clintwood und Sexy Mäxi Reason. Die Stilrichtung von Lilli Rubin ist beim Indie-Urban-Pop einzuordnen. Sie begeisterten mit mal einfühlsamen Texten, unterfüttert mit urbanen Vibes und klaren Gitarrenlines, gepaart mit elektronischen Sounds. Alle Songs sind deutschsprachig und selbst komponiert. Blickfang der Formation ist die Frontfrau Lucia, die mit ihrer leicht rauchigen Stimme ihre Jungs voll im Griff hat. Sie wird von den übrigen Bandmitgliedern vollständig unterstützt, deshalb kann Lucia sich komplett auf ihren Gesang konzentrieren, der mal leise, und im nächsten Moment laut und funkelnd erklang. Im Song „Veronika“ beschrieb die Sängerin das Verhältnis zu ihrer besten Freundin, natürlich durfte auch ihr Erfolgstitel „Falsches Ich“ nicht fehlen, ergänzt mit „Wortlos“, „Galaxie“, Nacht“ und „Wachs auf Beton“. Ein rundum gelungener, gefeierter Auftritt, der Lust auf mehr erweckte.
Tja, nach dem eher etwas ruhigeren Auftritt von „Lilli Rubin“ war es an der Zeit, die Ohrstöpsel zu benutzen. Ohne lange rumzuzicken, legte die schwedische Heavy-Metal-Hard-Rock-Mädchen-Band „Thundermother“ los, der Name der Band ist Programm, denn frei übersetzt heißt das „Donnermütter“ oder noch besser, „Donnerweiber“, was wohl eher den Nagel auf den Kopf traf. Was die Girls in Bendorf boten, das war Schwerstarbeit, aber dargeboten mit einer wahnsinnigen Spielfreude, getragen von dem begeistert mitgehendem Publikum. Ohne Rücksicht auf die Besucher, und schon gar nicht auf sich selbst, wurden die Grenzen der Belastbarkeit ausgetestet. Deshalb durfte es nicht verwundern, dass Guernica, Filippa, Sara und Emlee 2018 einen Gig auf dem Wacken-Open-Air vor über 10.000 Fans absolvieren konnten.
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Mit Krachern, im Sinne des Wortes, wie „Rip your heart out“, „Hellevator“, „Fire in the rain“, „Shoot to kill“ und „Give me some lights“ räumten sie ab. Filippa litt anscheinend unter Bewegungsarmut, denn sie begab sich zweimal von der Bühne, einmal bahnte sie sich den Weg durch die begeisterten Massen, dabei voll ihre Gitarre „quälend“, dann wurde sie auf den Schultern eines Roadies erneut durch die Halle getragen. Eine Show, die enthusiastisch bejubelt wurde. Die übrigen Girls der Band standen Filippa jedoch in nichts nach, Gesang, Drums und Gitarren passten zusammen, erzeugten so ein donnerndes Ganzes. Erst nach mehreren Zugaben durften die Rock-Ladies sich von der Bühne verabschieden.
„Thundermother“ hatten für den Headliner des Abends, „The New Roses“, große Fußspuren hinterlassen, in die diese aber problemlos hineintraten. Von Beginn an prasselte ein wahres Feuerwerk der Genres Hard Rock, Rock und Rock’n Roll erbarmungslos auf das Publikum nieder. Obwohl sich Timmy, Norman, Urban und Hardy an den Stil von Kid Rock, Metallica, AC/DC und Guns N’Roses anlehnen, überzeugen sie doch durch ihre eigene Machart, die man musikalisch als explosiven Sprengstoff beschreiben kann. Die Jungs aus dem Raum Wiesbaden, covern keine Songs, sie schreiben und arrangieren natürlich alle ihre Songs höchstpersönlich.
„Wild heart“, „Dead man’s voice“, „Life ain’t easy“, „Gimme your love“ und „Without a trace“ sind nur einige Titel, die ein leichtes Beben in der Stadthalle erzeugten. „The New Roses“ gelten als zurzeit Deutschlands erfolgreichste Hardock Band. Gefeierte Auftritte bei großen Festivals im In- und Ausland haben den Ruf der Band bestätigt. Auch in Bendorf gaben sie Vollgas bis zum letzten Ton, holten bis zur Erschöpfung alles aus sich heraus, natürlich getrieben von dem feierwütigen Publikum.
Jubel, Trubel, Heiterkeit bis zum bitteren Ende, welches nun in Gestalt des Veranstalters Michael Enchelmaier nahte, der dem fassungslosen Publikum erklärte, dass die 33. Auflage des Bendorfer Weihnachtsrocks für ihn auch die letzte war. Verständlich, denn nun ist es nach 33 Jahren an der Zeit, sich mehr um Familie, Freunde und Beruf zu kümmern. Zudem würde es immer schwieriger, die passenden Bands für das Event zu finden, weil alles auch seinen Preis habe. Michael betonte aber, dass er hoffe, die Veranstaltung könne fortgeführt werden, wenn die Verantwortung in neue Hände gelegt würde. Riesiger Beifall belohnte Michael Enchelmaier als Dank für das, was er für die Fans und die Stadt Bendorf geleistet hat.
Zum krönenden Abschluss des denkwürdigen Festivals kamen nochmals die Girls von „Thundermother“ auf die Bühne, und brachten zusammen mit „The New Roses“ mit einem fetzigen Rock’n Roll die Halle zum Wackeln. wear
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