Werbung

Nachricht vom 14.01.2019    

Ausweitung der Meisterpflicht: „Weltfremd und unrealistisch“

MEINUNG | „Ich rechne fest mit Widerstand der Verbraucher. Weder private noch gewerbliche Kunden haben von einem restaurierten Meisterzwang etwas Gutes zu erwarten.“ Der das sagt, ist Jonas Kuckuk. Er ist Vorstandsmitglied im Berufsverband der unabhängigen Handwerkerinnen und Handwerker e.V. (BUH e.V.). Als Reaktion auf die beim Neujahrsemfpang der Handwerkskammer (HwK) Koblenz geforderte Ausweitung der Meisterpflicht veröffentlichen wir seine Sicht der Dinge als Meinungsbeitrag.

Die von der Koblenzer Handwerkskammer geforderte Ausweitung der Meisterpficht im Handwerk findet nicht nur Befürworter. (Symbolfoto: Archiv Kuriere/IG Bau)

Region. Da regt sich Widerspruch: Die Kuriere haben über den Neujahrsempfang der Handwerkskammer (HwK) Koblenz berichtet. HwK-Präsident Kurt Krautscheid hatte dabei die Ausweitung der Meisterpflicht zu einem Top-Thema der Kammer für 2019 erklärt. Die Argumente für eine Ausweitung der Meisterpflicht nannte er „unübersehbar“, sie seien „eigentlich erdrückend“, die „Meisternovelle“ von 2004 sei „ein großer politischer Fehler“ gewesen. Jonas Kuckuk aus Bremen sieht das entschieden anders: Er ist Vorstand des Berufsverbands der unabhängigen Handwerkerinnen und Handwerker e.V. (BUH e.V.). Der Verband tritt seit mehr als 20 Jahren für die Gewerbefreiheit im Handwerk ein, berät Handwerker im Reisegewerbe und bietet Seminare für Existenzgründer im Handwerk an – mit und ohne Meisterbrief. Kuckuk hält die Erweiterung und das Festhalten am Meisterzwang für weltfremd, unrealistisch und auch nicht zielführend:

„Der Gruß der Handwerksmeister ist die Klage. Klagen über den Fachkräftemangel und die schädlichen Folgen der teilweisen Befreiung vom Meisterzwang. Die Bundesregierung hat den Begehrlichkeiten des deutschen Meisterstandes erstmals die rote Karte gezeigt. Der Wunsch, aus dem Handwerk wieder eine geschlossene Gesellschaft zum Wohle des Meisterstandes zu machen, ist wachstumsfeindlich und wird unserer Wirtschaft schaden.

Ich rechne fest mit Widerstand der Verbraucher. Weder private noch gewerbliche Kunden haben von einem restaurierten Meisterzwang etwas Gutes zu erwarten. Die Zahlen belegen, wie erfreulich sich befreite Branchen wie die Gebäudereinigung entwickelt haben. Von diesem verbesserten Angebot profitieren auch Handel und Industrie. Niemand will sich in Zeiten des Fachkräftemangels ein ohnehin knappes Angebot zum Wohle einiger privilegierter Meisterbriefinhaber weiter einschränken lassen.



Die Bundesregierung und die Koalitionsarbeitsgruppe sind gut beraten, sich durch eine voreilige Rückabwicklung befreiter Handwerksberufe nicht allseitiger Kritik auszusetzen. Es wäre tollkühn, für den Wunschkatalog der Standesorganisationen des Handwerks die Konjunktur zu belasten, auf die Zoll- und Handelskriege bereits erste Schatten werfen.

Die Standesorganisationen der Meister werden weder arm noch müde, Gutachten zu beauftragen, die jeden ihrer Wünsche erfüllbar erscheinen lassen. Es wird der Bundesregierung nicht gelingen, das Verfassungsgericht von der Notwendigkeit und der Zulässigkeit dieser Grundrechtseingriffe in die Berufsfreiheit zu überzeugen. Die von der Bundesregierung gegebenen Antworten und präsentierten Zahlen lassen das deutlich erkennen.

Der Relaunch des Meisterzwangs wird juristisch scheitern. Das wäre für eine Bundesregierung noch kein Grund darauf zu verzichten, aber der zu erwartende Aufruhr und die Unsicherheit in den betroffenen Branchen werden dem Markt schaden. Eine Reregulierung wird der Bundesregierung auf die Füße fallen. Die Wähler werden eine neue Exklusivität handwerklicher Dienstleistung jedenfalls nicht honorieren." (Jonas Kuckuk)



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Neuwied mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.




Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Politik


Auf ein Wort: Bürgersprechstunde mit OB Jan Einig in Oberbieber

Neuwied. Zur letzten Sprechstunde des Jahres sind am Mittwoch, 11. Dezember, die Bürger aus Oberbieber eingeladen. Abgehalten ...

Diedenhofen (SPD) kandidiert mit viel Rückenwind erneut für Bundestag

Region. In seiner Rede schwor der Abgeordnete seine Partei auf den anstehenden Wahlkampf ein und nahm Stellung zum Aus der ...

Brigitte Neumann ist neue Vorsitzende des Neuwieder Seniorenbeirates

Neuwied. Bürgermeister Peter Jung, der seit den Stadtratswahlen im Juni den Seniorenbeirat interimsweise geleitet hatte, ...

Kreis Neuwied hat Klimaschutz-Instrument für Unterricht entwickelt

Kreis Neuwied. Folgerichtig hat der Landkreis Neuwied für seine Schulen und über seine Stabsstelle Energie, Klima, Umwelt ...

Union und SPD einigen sich auf Termin für Neuwahlen zum Bundestag

Region. Nach dem Bruch der Ampelkoalition gab es zunächst ganz unterschiedliche Auffassungen, wann Bundeskanzler Olaf Scholz ...

Auch Monate nach der Kommunalwahl: Viele Ortsbürgermeisterstellen unbesetzt

Mainz/Region. "Die kommunalpolitischen Ehrenämter bilden das Rückgrat unserer Demokratie vor Ort, und es ist besorgniserregend, ...

Weitere Artikel


Selbsthilfegruppe für Angehörige von psychisch Kranken in Raum Mayen

Westerburg/Mayen. Das wollen sich diese aber nicht anmerken lassen. Dabei tauchen viele Fragen auf: Was kann ich für den ...

Barabara Ruscher klärte Waldbreitbach auf

Waldbreitbach. „Ruscher hat Vorfahrt“ heißt das neue Programm der Blondine Barabara Ruscher, in dem sie spitzfindig und spitzzüngig ...

37-Jähriger durch Faustschläge schwer verletzt

Bad Honnef-Aegidienberg. Gegen 17:25 Uhr, so der bisherige Ermittlungsstand der Polizei Bonn, überquerten drei augenscheinlich ...

Bären gehen 60 Minuten Vollgas und siegen souverän

Neuwied. Die Leistung gegen Lauterbach am Freitag hatte Neuwieds Coach Daniel Benske nicht zufrieden gestellt, gegen die ...

Verunreinigung durch Öl bei Werlenbach im Grenzbachtal

Dürrholz. Unter einem Waldweg floss durch eine Verrohrung bedingt durch die starken Regenfälle ein kleiner Bach hindurch ...

Der Freizeitplaner 2019 ist erhältlich

Neuwied. Der Planer informiert über eine Vielzahl von Freizeitangeboten, Feriencamps, Musikveranstaltungen, Workshops im ...

Werbung