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Nachricht vom 04.02.2019    

Die Winterreise von Franz Schubert zog viele Zuhörer an

Rund hundert Konzertfreunde wollten die „Die Winterreise“ von Franz Schubert, gesungen von Bariton Björn Adam mit Klavierbegleitung von András Orbán hören. Sie füllten die Gute Stube der Stadt Dierdorf in der Alten Schule Am Damm am Sonntag, dem 3. Februar. Die Veranstalter - Stadt Dierdorf in Zusammenarbeit mit dem Dierdorfer Kulturkreis – wurden von dem Ansturm positiv überrascht.

Bariton Björn Adam und András Orbán am Klavier. Fotos: Helmi Tischler-Venter

Dierdorf. Karl-August Heib vom Kulturkreis skizzierte kurz den Komponisten: Franz Peter Schubert wurde am 31. Januar in Wien geboren. Er bewies bereits als Kind eine überragende musikalische Begabung. Mit 16 Jahren begann er zu komponieren. Sein rasches Schaffenstempo machte möglich, dass er, obschon er bereits 1828 im Alter von nur 31 Jahren starb, ein reiches und vielfältiges Werk hinterließ. Er komponierte rund 600 Lieder, weltliche und geistliche Chormusik, sieben vollständige und fünf unvollendete Sinfonien, Ouvertüren, Bühnenwerke, Klaviermusik und Kammermusik.

Franz Schuberts bedeutendstes Werk aus dem Jahr 1827 ist der Liederzyklus „Die Winterreise“. Er gilt sogar als der bedeutendste Liederzyklus der Welt. Die 24 Gedichte stammen von Wilhelm Müller. Sie handeln von Sehnsucht, untröstlichem Schmerz, verschmähter Liebe, Einsamkeit, Bitterkeit, Unglück eines einzelnen Menschen, ziellosem Wandern und Tod. Insgesamt verbreiten die Lieder eine düstere Stimmung, als habe der Künstler seinen frühen Tod geahnt. Tatsächlich war Schubert zu der Zeit bereits sehr krank.

„Winterreise“ ist ein Liederzyklus, bestehend aus 24 Liedern für Singstimme und Klavier. Franz Schubert wurde von Müllers romantischen Gedichten unmittelbar angesprochen und vertonte sie im Todesjahr Wilhelm Müllers, ein Jahr vor seinem eigenen Tod. Schubert und Müller sind sich persönlich nicht begegnet und ob Müller vor seinem Tode 1827 von Schuberts Vertonungen erfuhr, ist nicht nachweisbar.

Bariton Björn Adam interpretierte die tragischen Lieder sehr einfühlsam und unterstrich dramatische Passagen mit traurigem Blick und kräftiger Stimme. Sehr angenehm und sensibel war auch die Klavierbegleitung von András Orbán.

Der Zyklus handelt von einzelnen Eindrücken eines jungen Wanderers. Das erste Lied „Gute Nacht“ richtet sich melancholisch an „mein Liebchen“, von dem der Wanderer Abschied nimmt. „Die Wetterfahne“ verrät, dass der Standesunterschied die Ursache für die Trennung ist, sodass im dritten Lied „Gefrorene Tränen fallen“. Der Text im vierten Lied „ Erstarrung - Ich such’ im Schnee vergebens“ wird durch sehr schnelle Achteltriolen auf dem Klavier hektisch. „Der Lindenbaum – Am Brunnen vor dem Tore“ ist sicherlich das bekannteste Lied, das zum Volkslied avancierte. In „Wasserflut“ will der Wanderer tränenreich Kontakt zu seiner Liebsten aufnehmen. In „Auf dem Flusse“ wird sein Herz mit dem Bach verglichen, der an der Oberfläche zugefroren ist, aber darunter völlig aufgewühlt. Die hektischste Komposition ist Lied acht: “Rückblick - Es brennt mir unter beiden Sohlen“, weil der Wanderer die Stadt seiner Liebsten verlässt, von Krähen verjagt. Von einem „Irrlicht“ getäuscht, verirrt sich er Wanderer. „Rast“ ist ein Lied in c-Moll: „Nun merk’ ich erst, wie müd’ ich bin“, der seelische Schmerz meldet sich nun, da das Wandern nicht mehr als Ablenkung vorhanden ist, umso stärker zurück. „Frühlingstraum“, der Traum von bunten Blumen ist die Erinnerung an die Liebste, ein Traum, der zerplatzt. Mit einer einzelnen Wolke vergleicht sich der Wanderer in „Einsamkeit“.



Lied Nummer 13 „Die Post“ klingt positiv. Erfreut hört der Wanderer ein Posthorn, er möchte umkehren zu seiner Liebsten. Doch „Der greise Kopf“ steht für Raureif auf dem Kopf und den Wunsch nach weißen Haaren und baldigen Tod. Tiefe Depression befällt den Wanderer auf seiner Reise. „Die Krähe“, Symbol des Todes, wird gebeten als Begleiter da zu bleiben bis zum Grabe. „Letzte Hoffnung“ ist das Blatt eines Baumes, das abfällt und stirbt. „Im Dorfe“: „Es bellen die Hunde, es rasseln die Ketten“, der Wanderer flieht hoffnungsleer. In „Der stürmische Morgen“ wird der Zustand des Herzens mit dem Wetter verglichen. Die Hoffnung auf Licht und Wärme erweist sich als „Täuschung“. Den Weg ohne Rückkehr zum ersehnten Tod sucht der Wanderer in „Der Wegweiser“. Er begibt sich auf einen Totenacker, wo er „Das Wirtshaus“ sieht, in dem aber keine Kammer/Grab frei ist für ihn. Da will er seinen Schmerz unterdrücken: „Mut!“ Doch „Die Nebensonnen“ sind nur Illusion, Liebe und Leben sind verwirkt. Schließlich trifft der Wanderer im letzten Lied auf den alten „Leiermann“, der barfuß hinter dem Dorf auf dem Eis wankt. Niemand beachtet ihn, seine Musik stößt auf absolutes Desinteresse; nur die Hunde knurren ihn an. Dennoch dreht er weiter an seiner Leier, und der Wanderer überlegt sich mit ihm zu gehen und zu seiner Drehleier zu singen. Endlose Wiederholung: Hoffnungslosigkeit schließt so den Gedichtzyklus ab.

Das Auditorium in der Alten Schule spendete den beiden Musikern stehenden Applaus. So ergänzte Ulrich Christian vom Dierdorfer Kulturkreis nur die Überlegung, dass die heute so verklärte Zeit der Romantik wohl doch nicht nur schön romantisch war, dass aber die anrührenden und gleichzeitig eingängig-schlichten Lieder Schuberts die Menschen heute noch bewegen. htv


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