EHC kann am Sonntag den Sack zumachen
3, 2, 1 – Feierabend. Es war der Moment, in dem den Neuwieder Bären und ihren Anhängern am Freitagabend eine zentnerschwere Last von den Schultern fiel. Das bis zur letzten Sekunde hochdramatische dritte Play-off-Viertelfinale zwischen dem EHC und den Dinslakener Kobras ging mit 5:4 haarscharf an die Gastgeber, die sich somit für den vierten Vergleich am Sonntagabend in der Dinslakener Schlangengrube ihren Matchball für den möglichen Einzug ins Halbfinale erspielten.
Neuwied. Sollten die Giftschlangen dann vor heimischem Publikum den Ausgleich schaffen, käme es am Dienstagabend voraussichtlich ab 21 Uhr im Icehouse zum finalen Showdown im entscheidenden fünften Spiel. „Wir haben uns heute einen ganz wichtigen Vorteil erarbeitet, aber diese Serie ist so eng, intensiv und nervenaufreibend - da kannst du im Vorfeld nicht sagen, wahrscheinlich geht schlägt das Pendel jetzt in unsere Richtung aus. Wir hoffen natürlich, dass wir am Sonntag die Serie für uns entscheiden", sagte EHC-Teammanager Carsten Billigmann nach dem Krimi vor 805 Zuschauern.
Play-offs sind Nervenschlachten, in denen Hauptrundenplatzierungen hinter dem Pflug liegen und nur noch in der Erinnerung existieren. Welche Mannschaft sich im Vergleich zwischen Neuwied und Dinslaken im Endeffekt durchsetzt, ist trotz 2:1-Führung für Neuwied ungewiss. „Das ist alles nichts für schwache Nerven, zumal ein immenser Druck auf jedem lastet. Jeder sagt, Neuwied ist hier der Favorit und muss sich durchsetzen. Eine schwierige Situation fürs Team", so Billigmann. Das musste neben den Ausfällen von Sven Schlicht und Tobias Etzel auch noch den fiebrigen Deion Müller ersetzen. „Ich habe versucht, irgendwie eine dritte Reihe zusammenzubasteln", schildert Billigmann die schwierigen personellen Voraussetzungen.
Ähnlich wie schon im ersten Spiel hatte der EHC über 60 Minuten gesehen Vorteile, ähnlich wie schon im ersten Spiel gaben Kleinigkeiten den Ausschlag. Zwei Powerplay-Tore zum Beispiel oder die Disziplin, mit der man dem Gegner begegnete. Auch schon während der Aufwärmphase, als Gästekeeper Marvin Frenzel von hinten Maximilian Wasser die Beine wegschlug. Die Bären hatten im ersten Spielabschnitt zwar mehr Torabschlüsse und gute Möglichkeiten durch Robin Schütz oder Maximilian Wasser, leisteten sich im Spielaufbau jedoch immer wieder Fehler, weil die Abstände zwischen Verteidigern und Angreifern nicht passten. Dass Dinslaken in Führung ging, war verdient. Stefan Dreyer markierte in Überzahl das 0:1. „Wir hätten nach 20 Minuten auch 0:3 liegen können", gab Billigmann zu bedenken. Aber Felix Köllejan parierte großartig und Dreyer scheiterte mit einem gefährlichen Schuss an der Torlatte. Ein 0:3-Rückstand hätte einen weiten Weg für die Neuwieder bedeutet, das 0:1 hielt hingegen alle Chancen offen.
Der EHC kam mit viel Schwung aus der Kabine und drehte das Ergebnis durch Kevin Wilson (23.) sowie Dennis Appelhans (27.) zu seinen Gunsten. Die Einheimischen rissen das Geschehen an sich, waren dem 3:1 eigentlich näher als die Kobras dem Ausgleich. Aber die Mannschaft von Milan Vanek darf man nie abschreiben. Sie kontert gefährlich und egalisierte inmitten der Neuwieder Drangphase durch einen von Philipp Heffler verwandelten, äußerst umstrittenen Penalty (28.). Drei Minuten später stellte Leon Taraschewski die Deichstädter mit dem 2:3 vor den nächsten Charaktertest. Neuwied bestand diesen. Sieben Sekunden vor Drittelende schoss Michael Jamieson in Überzahl ein zum erneuten Ausgleich und mit dem 4:3 in Minute 45 brachte der US-Amerikaner sein Team wieder in die Spur. „Es war im letzten Drittel die Frage, wer den ersten Fehler macht", analysierte Carsten Billigmann. Ein Fehler war's seitens der Kobras nicht zwangsläufig, der zum 4:3 für Neuwied führte, viel mehr der Zug zum Tor, der Vorbereiter Stephan Fröhlich und Vollstrecker Jamieson so wichtig macht für den EHC.
Die Gäste drängten auf den Ausgleich, der genauso gut hätte fallen können wie das vorentscheidende 5:3, das Daniel Pering und Christian Neumann auf der Kelle hatten. Erst das „Empty-Net-Goal" durch Kapitän Fröhlich verschaffte den Einheimischen ein Polster. Das brauchten sie auch, denn 23 Sekunden vor dem Spielende kamen die Niederrheiner noch einmal heran. Pascal Behlau traf aus dem Getümmel heraus zum 5:4, das einmal mehr zeigt, wie ausgeglichen diese Serie ist, am Neuwieder Matchball jedoch nichts mehr veränderte.
Neuwied: Köllejan (Allendorf) – Pering, Hellmann, Schütz, Richter, D. Schlicht, Morys, Lehnert, Neumann – Fröhlich, Asbach, Appelhans, Wilson, Jamieson, Brabec, Horvath, Litvinov, Wasser.
Dinslaken: Frenzel (Kohl) – Hüsken, Hofschen, Zaslavski, Cornelißen, Linse – Heffler, Menzel, Dreyer, Harrison, Behlau, Taraschewski, Müller, Dambacher, Goldmann, Parker.
Schiedsrichter: Jan Breckenfelder/Marc Stromberg.
Zuschauer: 805.
Strafminuten: 12 + Disziplinarstrafe gegen Pering – 24.
Tore: 0:1 Stefan Dreyer (Hofschen, Heffler) 10', 1:1 Kevin Wilson (Brabec) 23', 2:1 Dennis Appelhans (Fröhlich, Jamieson) 27', 2:2 Philipp Heffler 28', 2:3 Leon Taraschewski (Heffler) 31', 3:3 Michael Jamieson (Hellmann, Fröhlich) 40', 4:3 Michael Jamieson (Fröhlich) 45', 5:3 Stephan Fröhlich (Jamieson) 59', 5:4 Pascal Behlau (Heffler) 60'.
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