Wenn das die Römer wüssten…
Die Römer wären sicherlich begeistert von den neuesten Entwicklungen in ihrer ehemaligen Provinz Germania, denn sieben Römermuseen im nördlichen Rheinland-Pfalz haben sich zu dem Verbund „Römerspuren“ zusammengeschlossen. Eine neue gemeinsame Homepage zeigt, welche Spuren sich heute noch finden lassen und wie sie einen umfassenden Eindruck vom Leben und Schaffen im Imperium vermitteln. Eine Entdeckungsreise digital und real. Die Römer hätten ihre Freude am Internet gehabt.
Rheinbrohl. Reiner W. Schmitz, kommissarischer Bürgermeister von Bad Hönningen und ehrenamtlicher Museumsdirektor, konnte zur Pressekonferenz am 20. März neben zahlreichen Pressevertretern auch seine Kollegen aus den benachbarten Römermuseen Remagen, Andernach, Boppard, Ahrweiler und Sinzig begrüßen.
Die Ortsgemeinde Rheinbrohl liegt am Beginn des Unesco Weltkulturerbes "Limes". Rheinbrohl lädt zum Wandern auf den Spuren der Römer auf dem Römer-Welt-Weg an, der den Besuch im Erlebnismuseum komplettiert, denn er führt zu den Originalresten und Rekonstruktionen am Limes sowie einem Aussichtsturm und dem Limes-Lehrpfad. Viele Schüler nutzen die interaktiven Angebote der Römer-Welt.
Es gibt noch vieles, das von der römischen Welt heute noch auf uns einwirkt. Jedes Römermuseum oder Bauwerk vermittelt einen Teilaspekt davon, daher beschlossen die Vertreter der sieben historischen Institutionen, sich unter dem Begriff „Römerspuren“ zu vernetzen und durch regelmäßige Treffen qualitäts-touristisch auszubauen.
In der Antike gehörten die heutigen Museumsstandorte zu einem komplexen Zivilisations- und Wirtschaftssystem. Die römischen Stadtgründungen mit mächtigen Stadtmauern, wie Remagen, Andernach und Boppard spiegeln die beeindruckenden Bautechniken der römischen Kultur wieder. Exemplarisch für unzählige römische Gutshöfe im ländlichen Raum steht die Römervilla in Ahrweiler, deren luxuriöse Ausstattung eindrucksvoll den Wohlstand des Anwesens vermittelt. Gutshöfe erwirtschafteten landwirtschaftliche Überschüsse zur Versorgung der Städte und der Industriestandorte, wie die Tuffbergwerke im Vulkanpark, oder die Keramikwerkstätten in Sinzig. Sowohl die Tuffbauquader als auch die Ziegel und das Essgeschirr dieser bedeutenden Produktionszentren sind in den römischen Fundplätzen entlang des Rheins und am Limes zu finden. Als Schutz vor feindlichen Übergriffen und zur Erhebung von Zöllen auf Waren diente der Limes, dessen Startpunkt in Rheinbrohl liegt.
Dr. Hubertus Ritzdorf, der das Museum Römervilla am Silberberg in Ahrweiler leitet, die zu den spannendsten römerzeitlichen Baudenkmälern nördlich der Alpen gehört, erläuterte, dass die Museen der Region zwar einen überregionalen Anspruch haben, aber nicht so groß und finanzstark sind wie die ganz großen Museen in den Zentren. Ahrweiler, Remagen, das einen Einblick in 400 Jahre römischer Geschichte an der Rheingrenze gibt und Boppard mit seinem großen spätrömischen Kastell ergänzen sich mit riesigem römischem Potential. Das Heimatmuseum Schloss Sinzig mit einer kleinen, aber sehr feinen römischen Abteilung zeigt Keramik, denn am Rheinufer bei Sinzig wurde zwischen 40 und 69 nach Christus von der V. römischen Legion eine Militärziegelei betrieben. Römisches Landleben und Gewerbe kommen zusammen im Vulkanpark mit seinen zwei Museen. Im Römerbergwerk Meurin mit der Antiken Technikwelt begibt sich der Besucher auf eine Reise in die Zeit des Kaisers Augustus. Hauptthema des Vulkan-Museums ist Vulkanismus, das vulkanische Gestein haben die Römer abgebaut und über den Andernacher Hafen verhandelt. Das Andernacher Stadtmuseum im „Haus von der Leyen“ zeigt Andernachs wichtige Funktion als Kastell und Umschlagplatz des Steinhandels zur Römerzeit.
Vom Limes bis tief ins Land hinein war alles von den Römern erschlossen. Einen großen Überblick gibt die dritte Auflage der gemeinsamen Broschüre „Auf den Spuren der Römer vor Ort“. Die nächste gemeinsame Idee war eine Internet-Plattform, die nun realisiert wurde: www.roemer-spuren.de. Darauf werden Hintergrundinformationen geliefert und eine Zeittafel, dazu hat jedes Museum eine eigene Seite. Aktuelles und eine Museen-Anfahrtskarte runden den Service ab.
Die Leiter der Museen sind überzeugt, dass die Touristen aus der großen Fülle das herausgefiltert haben wollen, was in dieser Region interessiert. Man will mit der gemeinsamen Homepage Synergieeffekte nutzen. Die Seite soll noch weiter ausgebaut werden mit technischen Neuerungen. Kein Wettbewerb, sondern Ergänzung ohne bürokratische übergeordnete Zwänge ist das Bestreben. Die regelmäßigen Treffen der Mitwirkenden finden offensichtlich in einer freundlich-kollegialen Atmosphäre statt, zum Nutzen der Museums-Besucher. htv
Kommentar der Redakteurin Helmi Tischler-Venter: Die Kooperation ist ein hervorragender Ansatz, die wunderbare und wanderbare Region gewinnbringend zu vermarkten. Es wäre wünschenswert, noch großräumiger zu denken und den Westerwald mit einzubeziehen: Der Hillscheider Limespfad bietet auf einem sechs Kilometer langen Rundweg zahlreiche Informationen sowie einen rekonstruierten Limesturm und ein Limeskleinkastell. Der 104,9 Kilometer lange Limeswanderweg läuft von Rheinbrohl durch das Kannenbäcker Land bis nach Bad Ems zum Limeskastel Holzhausen. Zu Chancen und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Cicerone oder Touristikfachleute.
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