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Nachricht vom 31.03.2019    

Hallerbach: Umwelt- und Artenschutz ist nur mit Bauern möglich

Die Herausforderungen, denen sich der landwirtschaftliche Berufsstand stellen muss, nehmen immer weiter zu. Neben dem Futtermangel, bedingt durch den Dürresommer, belasten die Folgen der Blauzungenkrankheit die rinder- und schafhaltenden Betriebe stark. Der Marktwert von Bullenkälbern wird durch die erhöhten Untersuchungskosten nahezu aufgezehrt. Hinzu gesellt sich ein bürokratischer Mehraufwand durch die Umsetzung der Düngeverordnung.

(v.l.n.r.): Dominik Ehrenstein, Vorsitzender VLF Neuwied, Markus Harf, Beigeordneter der VG Asbach, Thomas Ecker, Geschäftsführer VLF Neuwied, Tobias Bensing, Landwirtschaftsverlag Münster, Achim Hallerbach, Landrat des Kreises Neuwied, Prof. Dr. Peter Heck, Umweltcampus Birkenfeld. Foto: privat

Neuwied. Dominik Ehrenstein, Vorsitzender des Vereins landwirtschaftlicher Fachbildung Neuwied e.V. machte dies Im Rahmen der traditionellen Lichtmesstagung mit zahlreichen Gästen aus Agrarverwaltung und dem landwirtschaftlichen Berufsstand deutlich. Den landwirtschaftlichen Betriebsleitern attestierte er eine hoch qualifizierte Ausbildung, die in der Öffentlichkeit leider immer häufiger in Frage gestellt werde.

Der Landrat des Landkreises Neuwied und zuständige Dezernent für die Untere Landwirtschaftsbehörde, Achim Hallerbach, griff diese Themen gerne auf und unterstrich die große Bedeutung der Landwirtschaft für die Erhaltung der Kulturlandschaft, die in dieser Form durch die landwirtschaftliche Nutzung erst entstanden sei. „Umwelt- und Artenschutz ist nur mit den Bauern möglich!“, lautet sein Credo. Dabei verwies er auf die zahlreichen gemeinsamen Initiativen des Landkreises mit dem landwirtschaftlichen Berufsstand, insbesondere im Naturschutz. „Diese Zusammenarbeit muss zum gegenseitigen Nutzen weiter ausgebaut werden“, so der Landrat und wusste auch gleich zahlreiche Beispiele der erfolgreichen Zusammenarbeit zu schildern.

„Die Ausweisung des Präventionsgebietes Wolf konnte nur durch gemeinsame Initiative von Landkreis und landwirtschaftlichem Berufsstand erreicht werden. Damit wurde die Grundlage für die Förderung eines wirksamen Herdenschutzes von Schafen und Gehegewild geschaffen. Darüber hinaus wurden zahlreiche Informationsveranstaltungen mit dem Veterinäramt und der Landwirtschaftsbehörde für die Landwirte organisiert. Die Veranstaltungsreihe „LANDreisen“, erfreut sich dabei nachhaltiger Beliebtheit und soll auch in diesem Rahmen fortgeführt werden“, erläuterte Hallerbach.

Mit dem nachfolgenden Referenten, Professor Dr. Peter Heck vom Umweltcampus in Birkenfeld, hat der Landrat bereits an einem Klimaschutzkonzept zusammen gearbeitet. „Hier sehe ich Impulse für eine Intensivierung der Zusammenarbeit von Bauleitplanung, Umweltschutz und Landwirtschaft. Denn die wirtschaftliche Weiterentwicklung des Landkreises wird auch in Zukunft landwirtschaftliche Nutzfläche verbrauchen. Um diese Eingriffe für die Landwirtschaft erträglich zu gestalten, müssen die unterschiedlichen Interessen miteinander abgestimmt werden“, machte Hallerbach deutlich.

Professor Dr. Heck präsentierte den anwesenden Landwirten auch sogleich ein Modell, mit dem sich auf Kompensationsflächen für die naturschutzrechtliche Inanspruchnahme durch Bau- und Industrielanderweiterung alternative Einkommensperspektiven für die Landwirtschaft entwickeln lassen. Dieser „MehrWert vom Hektar“ bedeutet für den Wissenschaftler, die Wertschöpfung durch Mehrnutzungskonzepte in der Region zu belassen, so wie es Friedrich Wilhelm Raiffeisen bereits vor fast zwei Jahrhunderten gemäß dem Motto „Das Geld des Dorfes dem Dorfe“ im Westerwald realisiert hatte.



Mit der Anpflanzung von Hecken oder „Durchwachsener Silphie“ (eine ausdauernde und mehrjährige Pflanze, die aufgrund ihrer großen Biomasseproduktion als Energiepflanze angebaut werden kann) auf Kompensationsflächen wäre zum einen der naturschutzrechtliche Ausgleich durch Steigerung der Artenvielfalt geschaffen und zum anderen könnte der Aufwuchs zur energetischen Nutzung vermarktet werden. „Wieso sollen wir das Geld in den Nahen Osten überweisen, wenn wir die Energie selbst erzeugen können?“ fragte er in die Runde. „Zudem verbessern wir die Kohlendioxyd-Bilanz und können am Rande von Gewässern und erosionsgefährdeten Lagen vorbeugenden Hochwasserschutz betreiben.“ Dabei konnte er auf zahlreiche Referenzprojekte im Hunsrück verweisen. „Mittlerweile beweisen rund 200 Bio-Energiedörfer in ganz Deutschland, dass diese Konzepte wirtschaftlich tragfähig sind. Es muss nur umgesetzt werden“, forderte der Professor kommunale Entscheider und Landwirte auf.

Tobias Bensing, praktizierender Landwirt und Redakteur beim Landwirtschaftsverlag Münster referierte zum Thema „Gülle – ein genialer Dünger auch nach 2025?“ Der Experte für „Alles was stinkt“ stellte dar, dass der Stickstoffsaldo pro Hektar (Differenz zwischen Stickstoffzufuhr und Stickstoffabfuhr) seit Jahren sinkt. Auch die Ammoniak-Emissionen sind durch verbesserte Ausbringungstechniken seit Jahren rückläufig.

Im Anschluss an die Jahreshauptversammlung referierte Thomas Ecker von der Unteren Landwirtschaftsbehörde der Kreisverwaltung Neuwied über Änderungen in den Agrarfördermaßnahmen und gab einen Ausblick auf die neue Förderperiode nach 2020.

Amtstierärztin Ilonka Degenhardt informierte über die aktuelle Tierseuchensituation. Besonders gravierend sind die Konsequenzen für Rinder- und Schafhalter aus der Blauzungenkrankenheit. Insbesondere der Handel mit Tieren unterliegt strengen und teuren Reglementierungen. Zudem seien Engpässe bei Impfstoffen zu erwarten. Darüber hinaus hält der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Belgien und Frankreich den amtstierärztlichen Dienst der Kreisverwaltung Neuwied in Atem. Degenhardt berichtete von der Einrichtung eines Krisenstabes aus Vertretern des Veterinäramtes, des Katastrophenschutzes, der Jägerschaft und des Bauern- und Winzerverbandes, um rasche Bekämpfungsmaßnahmen beim Seuchenausbruch einleiten zu können.





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