IHK-Bericht: Konjunkturlokomotive verliert weiter an Fahrt
Es besteht wohl kein Grund zur Schwarzmalerei, mehr denn je jedoch Handlungsbedarf, um die Unternehmen zu entlasten und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, blickt man auf die Ergebnisse des IHK-Konjunkturbericht Rheinland-Pfalz im Frühsommer 2019. Der Bericht basiert auf einem repräsentativen Querschnitt der Wirtschaft mit Antworten von mehr als 1.000 Betrieben mit insgesamt über 200.000 Beschäftigten.
Koblenz/Region. Die wirtschaftliche Dynamik in Rheinland-Pfalz gerät zum Frühsommer 2019 weiter ins Stocken. Das belegt die aktuelle Konjunkturumfrage der rheinland-pfälzischen Industrie- und Handelskammern (IHKs), die auf einem repräsentativen Querschnitt der Wirtschaft mit Antworten von mehr als 1.000 Betrieben mit insgesamt über 200.000 Beschäftigten basiert.
Stimmung verhalten
Insgesamt zeigen sich sowohl bei der gegenwärtigen Lagebeurteilung als auch der Erwartungshaltung der befragten Unternehmen für die kommenden Monate verhaltene Stimmungswerte. Damit setzt sich die seit einem Jahr anhaltende Abkühlung des Konjunkturklimas – wenn auch ausgehend von Boomwerten – fort. „Die andauernden handelspolitischen Auseinandersetzungen und die aufgeschobene Brexitentscheidung machen insbesondere der exportorientierten Industrie zu schaffen. Entsprechend vorsichtig schauen die Unternehmen auch auf kommende Geschäftsentwicklungen“, so Arne Rössel, Sprecher der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz.
Der IHK-Konjunkturklimaindikator, der sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen an die kommenden zwölf Monate zusammenfasst, verharrt unverändert auf dem Niveau von 119 Punkten. „Angesichts des fehlenden Wachstums und der angespannten weltwirtschaftlichen Lage ist das ein solider Wert, der allerdings im Kontext der Gesamtentwicklung nachdenklich stimmt“, sagt Rössel. Mit Blick auf die Wirtschaftszweige bestätigt sich der konjunkturelle Trend: Insgesamt zeigt sich über alle Branchen hinweg eine ähnliche Dynamik wie bei der Vorumfrage zum Jahreswechsel 2018/19.
Leichter-Export-Optimismus
Eine zwar nur geringfügige, aber dennoch auffällige Bewegung ist bei den Exporterwartungen der Industrie zu beobachten: Trotz der Anspannungen im internationalen Umfeld und entgegen der Bewertung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Geschäftsrisiko (41 Prozent) sind die Betriebe hier vorsichtig optimistisch. Der entsprechende Saldenwert zeigt mit plus drei Prozentpunkten wieder eine positive Tendenz. Allerdings schätzen die Unternehmen zunehmend den Inlandsabsatz, üblicherweise eine tragende Stütze der Konjunktur, als Gefahrenquelle für ihre wirtschaftliche Entwicklung ein (40 Prozent).
Entsprechend der zurückhaltenden Stimmung der Betriebe sind nur begrenzt konjunkturelle Impulse durch wachsende Investitions- oder Beschäftigungsabsichten zu erwarten. Als drohendes Wachstumshemmnis sehen die Unternehmen nach wie vor eine Verschärfung der Fachkräfteproblematik (59 Prozent); aber auch die steigenden Arbeitskosten stehen weiterhin oben auf der Sorgenliste der regionalen Wirtschaft (39 Prozent).
Kein Grund zur Schwarzmalerei
„Die nach wie vor guten Konjunkturwerte dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns in einem kritischen wirtschaftlichen Umfeld bewegen“, so Rössel. „Es besteht kein Grund zur Schwarzmalerei – mehr denn je aber Handlungsbedarf, um die Unternehmen zu entlasten und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Die Politik ist gefordert, in den dringlichsten Themenfeldern rasch aktiv zu werden. Das sind neben der Fachkräftesicherung etwa der Bürokratieabbau und die Stärkung der Verkehrsinfrastruktur.“ (PM)