EHC Neuwied landet Coup mit Smith
Mehr als 2.000 Bars gibt es in der US-Metropole San Francisco. Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei „Seelenverwandte" am gleichen Abend in ein und derselben direkt nebeneinander sitzen, ist verschwindend gering. Aber es gibt diese Zufälle, weil die Welt dann eben doch kleiner ist als man häufig denkt. Mai 2016, Halbfinal-Abend in der Western Conference der NHL.
Neuwied. Die Nashville Predators und die San Jose Sharks spielen gegeneinander, als zwei Herren beginnen darüber zu diskutieren, ob das gerade erzielte Tor denn nun gültig sei oder nicht. Die Meinungen gehen auseinander, man kommt ins Gespräch. Der eine hört am „Slang", dass der andere von außerhalb kommt. Der andere gibt seine Herkunft preis und da macht der eine große Augen. „I know Deutschland." Er spiele in der Oberliga Süd für die Eisbären Regensburg Eishockey. Da macht auch der andere große Augen. „Ist ja interessant. Ich bin Teammanager in der Oberliga Nord."
Gut drei Jahre sind seitdem vergangen, und der Kontakt zwischen dem einen – Angreifer Jeff Smith – und dem anderen – EHC-Neuwied-Manager Carsten Billigmann – ist nie abgerissen. „Wir hatten ihn schon damals für die Oberliga auf der Agenda", sagt Billigmann heute. Damals funktionierte es nicht mit einer Verpflichtung des US-Boys mit Wurzeln in Spokane, Washington, weil der EHC wenige Monate später insolvenzbedingt den Schritt zurück machen musste – dafür aber jetzt. Der 30-jährige Torjäger ist ein Top-Transfer des West-Regionalligisten. „Für mich ist der einer der besten Stürmer der Liga, wenn nicht sogar der beste", freut sich Billigmann über die Zusage des 1,83 Meter großen Linksschützen, der zuletzt 20 Partien für die EG Diez-Limburg absolvierte und in diesen 44 Punkte verbuchte.
Seine überragenden Qualitäten bekamen auch die Neuwieder in der Saison 2018/19 zu spüren. Beim 6:5-Derbysieg des EHC in eigener Halle bereitet Smith zwei Tore vor und erzielte zwei selbst. Trotz Sonderbewachung. „Einen Mann wie ihn kannst du in unserer Liga nicht komplett ausschalten", ist sich Billigmann bewusst. Diese Hausaufgaben müssen künftig die Gegner lösen. „Ich bin es gewohnt, dass sich die Gegner auf mich konzentrieren. Das war schon in der Oberliga so. Ich habe gelernt, dass ich mit meiner harten Arbeit und meinem Schwung dorthin kommen kann, wo ich auf dem Eis sein muss", erklärt der neue Bär.
Seine Neuwied-Premiere im gegnerischen Trikot nahm Smith als besonders wahr: „Ich habe die Unterstützung der Fans wirklich genossen, auch wenn es damals gegen mich war. Ich freue mich wirklich, in der nächsten Saison in der lautesten Halle der Regionalliga vor diesen großartigen Fans zu spielen."
Über den Sommer weilt der Mann, der 2010 mit dem Rochester Institue of Technology die US-Collegemeisterschaft gewann, in seiner nordamerikanischen Heimat, aber Deutschland ist für ihn längst mehr als ein „Arbeitsplatz". Der EHC wird nach Regensburg, Lindau und Diez-Limburg bereits seine vierte Station in „Germany". Seine bisherigen Zahlen: 148 Oberligapartien, 106 Tore, 82 Assists plus 20 Regionalliga-Einsätze mit 22 Treffern und 22 Vorlagen. „Deutschland ist mein zweites Zuhause geworden. Wir lieben die Gegend von dem, was wir bislang gesehen haben", sagt Smith. Hier ist im Frühjahr sein Sohn geboren, hier will er nun mit den Bären erfolgreich sein. „Meine Familie und ich sind gespannt, ein Teil von Neuwied zu werden."
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