Clemens Wenzeslaus und die Sayner Hütte
Seit 250 Jahren steht sie im Sayntal: Die Sayner Hütte – gegründet im Jahre 1769 durch den Trierer Erzbischof und Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen. Es gibt viele Publikationen zu dem bedeutenden Industriedenkmal. Dennoch fehlten zu den bisherigen Betrachtungen der kurtrierischen Zeit wesentliche Untersuchungen.
Bendorf. Der Freundeskreis Sayner Hütte e.V. hat daher zum 250-jährigen Jubiläum die Historikerin Dr. Hildegard Brog beauftragt, Quellen der Gründungszeit der Eisenhütte in Sayn einzusehen, vorhandene Dokumente näher zu beleuchten und Wissenslücken zu schließen. Im Rahmen der Schriftenreihe des Freundeskreis Sayner Hütte e.V. erscheint nun Band 5: „Clemens Wenzeslaus und die Sayner Hütte“.
Am Freitag, 19. Juli, um 20 Uhr laden die Stiftung Sayner Hütte und der Freundeskreis Sayner Hütte e.V. zu einem Vortrag auf dem Denkmalareal: Dr. Hildegard Brog stellt das Ergebnis ihrer umfassenden Recherchearbeit zur Gründungszeit der Sayner Hütte im Jahre des 250-jährigen Jubiläums der Öffentlichkeit vor. Der Eintritt ist frei.
Mit dem vorliegenden Werk hat Dr. Hildegard Brog umfassende Arbeit geleistet. Der Freundeskreis dankt ihr für intensives Quellenstudium, für die Beschäftigung mit historischen Schriften und zahlreichen Bau- und Konstruktionsplänen. Mit ihrer Arbeit schafft sie die spannende Darstellung der Übergangszeit von mittelalterlicher Eisenverarbeitung zur Entwicklung industrieller Fertigung. Zugleich beleuchtet die Schrift Fragen der Bautätigkeit, der Rohstoffbeschaffung, der Wirtschaftlichkeit und der Arbeitsabläufe und Arbeitsbedingungen jener Zeit.
In seiner fast 30-jährigen Regierungszeit versuchte der reform- und kunstfreudige letzte Trierer Kurfürst, Bildung und Wohlstand in seinem Kurstaat zu heben. Die Gegebenheiten für die Gründung einer Eisenhütte in Sayn, seit 1928 ein Stadtteil von Bendorf, waren strategisch ideal. Unmittelbar am Nordhang des Sayner Burgberges, boten das Wasser des Saynbachs, viel Wald und reiche Eisenerzvorkommen in der Umgebung und im unteren Westerwald alle Voraussetzungen für eine erfolgreiche Eisenverhüttung. Es entstanden zunächst ein Hochofen und ein Hammer. Sein auf Repräsentation angelegtes Ensemble Hammer versorgte schon bald das Rheinland mit Roheisen und einfachen Gusserzeugnissen.
Kurfürst Clemens Wenzeslaus hatte in Sayn in barocker Bauauffassung eine schlossartige Anlage mit axialer Symmetrie entstehen lassen, deren dominierende Mitte die Hüttenverwaltung darstellte. Das sogenannte „Erste Beamtenhaus“ oder „Comptoir“ blieb bis heute erhalten.
Im Rahmen der Neuausrichtung des Denkmalensembles Sayner Hütte seit 2010 kommt dem Comptoir besondere Bedeutung zu. Nach 250 Jahren wird das „Erste Beamtenhaus“ durch umfassende Erhaltungsmaßnahmen durch die Eigentümerin Stadt Bendorf auf seine künftige Aufgabe vorbereitet. Als Sitz der Stiftung Sayner Hütte soll es wieder das geistige Zentrum und der städtebauliche Mittelpunkt des herausragenden Denkmal-Ensembles werden. In diesem Gebäude werden die Kräfte gebündelt, die die kulturhistorische Arbeit leisten und die zugleich die kulturwirtschaftliche Aufgabe der Sayner Hütte in Zukunft gestalten und gewährleisten sollen.