Werbung

Nachricht vom 11.07.2019    

Nicht alle Vollzeitbeschäftigte können von ihrer Arbeit leben

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist statistisch betrachtet nach wie vor gut, doch die Statistik hat einen gravierenden Schönheitsfehler, denn Deutschland hat einen der größten Niedriglohnsektoren in Europa. Über 6.500 Vollzeitbeschäftigte können im Landkreis Neuwied nicht von ihrer Arbeit leben und damit sind Urlaubsreisen unmöglich.

Quelle: Statistik der BA, 2019

Neuwied. Der Bruttolohn von 10,80 Euro ist die nach internationalen Standards in Deutschland geltende Grenze für Niedriglohn. In Rheinland-Pfalz waren 2017 im Jahresdurchschnitt 146.885 Menschen in Vollzeit beschäftigt zu Stundenlöhnen von weniger als 10,80 Euro. Das entspricht 18,6 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten.

Ähnlich sieht es im Landkreis Neuwied aus: 17,1 Prozent Menschen, die in Vollzeit arbeiten, bekommen Niedriglohn. Das sind 6.612 Menschen. „Es ist ein Skandal, dass Menschen in Vollzeit arbeiten und nicht davon leben können, geschweige denn es sich erlauben können, mal in Urlaub zu fahren. Hier stimmt etwas nicht und der Verdienst muss angehoben werden", betont Rüdiger Hof, Vorsitzender des DGB-Kreisverbandes Neuwied.

Besonders hoch ist der Anteil bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ohne Berufsabschluss (34,7 Prozent), bei Frauen (29,1 Prozent) und damit fast dreimal so viele wie bei den Männern (11,6 Prozent). Bei Menschen, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, sind es 33,4 Prozent, wie die Grafik zeigt. Niedriglöhne schüren soziale Ängste und Unsicherheiten und verhindern eine fundierte Daseinsvorsorge für das Rentenalter.

Zentraler Punkt ist die Stärkung der Tarifbindung, denn immer mehr Arbeitgeber sind ohne Tarifvertrag – auch durch so genannte Mitgliedschaften ohne Tarifbindung – in den Arbeitgeberverbänden. Stärkung heißt vor allem Erleichterung von Erklärungen zur Allgemeinverbindlichkeit, Verbesserung der Nachwirkung von Tarifverträgen, sowie Einführung von umfassenden Tariftreueregelungen im Rahmen der öffentlichen Auftragsvergabe.

Zugleich muss die Erklärung der Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen erleichtert werden. Denn gerade in den Branchen, die Niedriglöhne zahlen, ist die Tarifbindung extrem gering, wie zum Beispiel in der Gastronomie. Außerdem muss der gesetzliche Mindestlohn perspektivisch auf ein existenzsicherndes Niveau angehoben werden.

Notwendig ist auch ein deutlich verbessertes Anreiz- und Unterstützungssystem, welches geringqualifizierten hilft, einen beruflichen Abschluss zu erwerben. Denn zu oft gehen niedrige Löhne einher mit niedriger Qualifikation.

Daher fordert Hof alle handelnden Akteure in den Jobcentern, Arbeitsagenturen, aber vor allem auch die Arbeitgeber dazu auf, geringqualifizierten Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten, um ihnen damit den beruflichen Aufstieg und eine anständige Entlohnung zu ermöglichen. (PM)




Lokales: Neuwied & Umgebung

Jetzt Fan der NR-Kurier.de Lokalausgabe Neuwied auf Facebook werden!


Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Wirtschaft


HwK-Vollversammlung: Präsidium und Vorstand gewählt

Koblenz. Bei der konstituierenden Sitzung am 19. November 2024 standen unter anderem die Wahlen des Kammerpräsidenten und ...

IHK-Regionalgeschäftsstelle Neuwied bietet Digitaler Rechtsanwalt-Sprechtag für Existenzgründer

Neuwied. Gemeinsam mit der Rechtsanwaltskammer Koblenz bietet das Starterzentrum der IHK-Regionalgeschäftsstelle Neuwied ...

Treffen in Wissen zum Thema "Verkaufsoffener Sonntag im Dezember"

Wissen. Das Thema scheint ein Dauerbrenner in Rheinland-Pfalz und damit auch in der hiesigen Region zu sein: Seit Jahren ...

Millionen-Investition in Neuwied: Calderys stärkt Wirtschaftsstandort und Arbeitsplätze

Neuwied. 50 Niederlassungen und 18 Produktionsstätten auf fünf Kontinenten, 6.800 Angestellte mit mehr als 50 Nationalitäten: ...

Ausgezeichnet: Die meisten "Landesbesten" kommen von der HwK Koblenz

Koblenz. Den Preis hat jetzt die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt an die erfolgreichsten Absolventen ...

Wirtschaftsförderung ist zeitgemäß im Bilde

Kreis Neuwied. Was direkt auffällt: Die neue Webseite der WFG zeigt sich multimedialer und moderner. Vielfältige Kooperationen, ...

Weitere Artikel


Deichstadtfest feiert 40. Geburtstag

Neuwied. Oberbürgermeister Jan Einig begrüßte die vielen Geburtstagsgäste, darunter auch die zahlreiche Prominenz aus Politik ...

SPD Erpel lädt zu Sommerfest ein

Erpel. Alle Speisen und Getränke werden von der Erpeler SPD kostenlos zur Verfügung gestellt, man freut sich aber über eine ...

Sommeraktionen in der Römer-Welt

Rheinbrohl. Am 21. Juli sowie am ersten und zweiten Sonntag im August ist von 12 bis 16 Uhr im Handwerkshaus am Kräutergarten ...

Eichenprozessionsspinner: Barmer schaltet Hotline

Region. Die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler rät: „Vorsichtig sollten vor allem Besucher ...

Abfallgebühren schon bezahlt? Mahnung vermeiden

Neuwied. Bevor in der letzten Juliwoche die ersten Mahnungen verschickt werden und Mahngebühren und Säumniszuschläge berechnet ...

The Harvard Krokodiloes auf Welttournee

Bendorf. Ihre feine Musikalität und jugendliche Energie, kombiniert mit ihrer einzigartigen Mischung aus lebhafter Choreografie ...

Werbung