Neue Azubis gehen bei den Stadtwerken an den Start
Gleich 16 junge Leute beginnen ihre Ausbildung bei den Stadtwerken Neuwied (SWN), den Servicebetrieben (SBN) und der Deichwelle. Die Betriebe sehen darin das beste Mittel, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Doch die Zahl der geeigneten Bewerber sinkt. In der Personalabteilung geht man daher komplett neue Wege.
Neuwied. Nach wie vor halten die kommunalen Betriebe in der Hafenstraße ihre hohe Ausbildungsquote. „Wir liegen bei etwa zehn Prozent“, erklärt Personalchef Dirk Reuschenbach. Während früher die Zahl der Bewerber die der Ausbildungsstellen um mehr als das zehnfache überstieg, muss man heute um jeden Azubi intensiv werben: „Die Stellenanzeige allein reicht längst nicht mehr aus. Damit erreichen wir eher die Eltern.“
Weniger Azubis, das hieße auch weniger Fachkräfte: „Das können wir uns nicht leisten“, sagt Geschäftsführer Stefan Herschbach. „Die Anforderungen in der Energiewirtschaft und den kommunalen Services werden immer komplexer. Fachfremde Bewerber sind daher schwerer zu integrieren, daher bilden wir lieber selbst aus.“ Durch die geburtenschwachen Jahrgänge habe sich das Auswahlverfahren umgekehrt: „Gute Leute suchen sich den Betrieb genau aus. In der Konsequenz müssen wir im Konzert der Wettbewerber stärker herausstechen.“
Dabei stechen SWN und SBN schon heraus: 2018 war man laut Focus Money bei den Ver- und Entsorgern bester Ausbildungsbetrieb Deutschlands, dieses Jahr landete man auf Platz 2. Die Qualität der Ausbildung stimmt und wird von den Azubis im Haus auch anerkannt, sagt Dirk Reuschenbach: „Von Mentorensystem bis hin zu Schulbüchern, Seminaren, Workshops und Sonderurlaub vor Prüfungen und Prämien bei erfolgreichem Abschluss: Damit müssen wir uns nicht verstecken. Aber unsere Leistungen müssen sichtbarer und die Bewerbungswege einfacher und kürzer werden.“
Mehr Präsenz zeigt man zum Beispiel in den Schulen und auf Messen, so der Personalchef: „Wann immer es möglich ist, nehmen wir auch unsere Azubis mit: Gleichaltrige tauschen sich eben anders aus.“ Auch die Kommunikation nach außen wurde mit Pressesprecher Gerd Neuwirth verändert, um auf direktem Weg mehr Aufmerksamkeit zu erzielen: „Facebook ist nach wie vor das Flaggschiff in den sozialen Medien. Wir haben dort zudem eine Azubi-Gruppe einrichtet“, so Neuwirth. Selbst für erfahrungsgemäß schwer zu besetzende Ausbildungsstellen bekam man über Videobeiträge so mehr als ein Dutzend Bewerber. Für die Zielgruppe wird jedoch Instagram mehr und mehr der Kanal der Wahl. Seit einigen Wochen zeigen die Azubis daher auch dort Gesicht: „Mehr als 400 Abonnenten belegen, dass der Weg richtig ist.“
Der Weg, das ist vor allem der Kommunikationsweg. Formvollendete Bewerbungsschreiben, ohne die man früher keinen Fuß in die Tür eines Unternehmens bekommen hätte, sind längst nicht mehr das A und O: „Wir brauchen zunächst den Kontakt“, sagt Reuschenbach. So ist Ausbilderin Sarah Schmitz für Interessenten nicht nur per Mail oder per Anruf erreichbar: Man kann ihr auch eine SMS oder eine Nachricht per WhatsApp schicken. Sie vermittelt auch – wenn gewünscht – einen der Azubis, der Fragen eines möglichen Bewerbers beantwortet.
Neueste Idee: Mit VR-Brillen wird ein tieferer Einblick in die Ausbildungsberufe gewährt. Dreidimensional und nah dran. Und nicht zuletzt wurde die aktuelle Werbekampagne für die Ausbildungen komplett anders aufgesetzt: „Wir haben nicht zuerst die Werbeagentur, sondern die Azubis gefragt: Was würde Euch ansprechen? Wie können wir bei jungen Leuten besser punkten?“
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