Bestseller-Autorin Brigitte Glaser las in Großmaischeid
Einen besonderen Leckerbissen für die Literaturfans hatten die Veranstalter der Großmaischeider „LiteraTOUR“ am 24. August im Wasserturm vorbereitet. In einer kurzen Laudatio zu Beginn begrüßte Bürgermeister a.D. Uwe Engel die Bestseller-Autorin Brigitte Glaser mit ihrem aktuellen Werk „Rheinblick“.
Großmaischeid. Die in Offenburg geborene Schriftstellerin studierte nach dem Abitur zunächst Pädagogik und arbeitete dann in Köln in der offenen Jugendarbeit und der Erwachsenenbildung, bevor sie um die Jahrtausendwende das Schreiben für sich entdeckte und neben einigen Krimis und Jugendbüchern mit „Bühlerhöhe“ und dem aktuellen Folgeband „Rheinblick“ sich auf das Terrain des politisch-historischen Krimis begab.
„Rheinblick“ spielt im Jahr 1972 in Deutschland – einem Jahr, in dem Deutschland Fußballweltmeister wurde, die Olympiade in München stattfand und Juliane Werding mit ihrem Song „Am Tag, als Conny Kramer starb“ die Charts eroberte. Die Geschichte beginnt in Bonn am 18. November 1972 – einem Tag vor der anstehenden Bundestagwahl, die auf Grund des Misstrauensvotums von Rainer Barzel gegen den damaligen Kanzler Willy Brandt überhaupt erst nötig wurde. Politisch standen die Zeichen im Land auf Aufbruch und es gab mit 91 Prozent Wahlbeteiligung die höchste Wahlbeteiligung, was unter anderem auch der Tatsache geschuldet war, dass das Wahlalter von 21 auf 18 Jahre heruntergesetzt wurde und sich somit sehr viele Jungwähler beteiligten.
Insgesamt bestimmen vier Erzählstränge den Roman. Im ersten Teil der Lesung stellte Glaser mit Hilde Kessel, der Wirtin vom „Rheinblick“, eine der vier Hauptpersonen vor, deren Wege sich im Verlauf der Geschichte mit den realen politischen Personen kreuzen. Hilde Kessel ist Mitte Vierzig und betreibt eine Kneipe, die ein politisch neutrales Gelände für alle Gäste ist und an der B9 steht, ungefähr dort, wo sich heute das Haus der Geschichte befindet. Der Charakter der Hilde Kessel ist der realen Wirtin Ria Maternus nachempfunden. Hilde hat wie schon 1969 den richtigen Ausgang der Wahl vorher geahnt und ihre Bekannten Tibulski und Bömitz tauchen einen Tag nach der Wahl bei ihr auf. Ein großes Thema des Romans ist Verrat, der immer nur in einem Beziehungsgeflecht entstehen kann, denn verraten werden kann nur der, der vorher jemandem sein Vertrauen geschenkt hat.
Nach der Pause führte Glaser einen weiteren Charakter ihres Romans ein – Sonja Engel ist Krankenschwester in der Uniklinik am Venusberg, sie hofft jedoch, irgendwann eine Stelle als Logopädin zu bekommen. Sonja kommt aus einer Kölner Großfamilie mit einem gewalttätigen und strengen Vater und ist froh, diesem Leben durch den Job in Bonn entkommen zu sein. Nach einem Wochenende zu Hause erfährt sie am Montag nach der Wahl, dass Willy Brandt sich an den Stimmbändern operieren lassen musste und für die nächsten vierzehn Tage, in denen er nicht sprechen darf, ihr Patient sein wird. Doch dieser Patient erweist sich als nicht besonders kooperativ. Und auch wenn Brandt nicht in seiner Funktion als Kanzler, sondern als Patient im Krankenhaus ist, hält es ihn nicht davon ab, schriftlich die Koalitionsverhandlungen zu leiten. Tibulski, der durch Zufall davon erfahren hat, dass Sonja viel Zeit im Krankenzimmer von Brandt verbringt, versucht er, über sie an Interna zu kommen, denn er kennt ein Geheimnis, mit dem er Sonja erpresst.
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Im Anschluss an die spannende und sehr informative Lesung, die den Gästen viele Einblicke in Hintergrundwissen aus dieser Zeit und natürlich auch in die Entstehung des Buches gab, hatte Uwe Engel noch einige Danksagungen. Zunächst bedankte er sich bei seinem Bruder Dr. Harald Engel, der anlässlich seines Geburtstages eine beträchtliche Summe für den Kulturverein gespendet hatte.
Auch Marion Gutberlet, die Koordinatorin der LEADER-Bürgerprojekte war an diesem Abend eingeladen, denn dank einer Nominierung des Projektes Wasserturm stehen jetzt Stühle für die Veranstaltungen zur Verfügung, die sonst immer angemietet und die engen Treppen hoch und hinunter getragen werden mussten. Dass viele helfende Hände die Organisation der LiteraTOUR mittragen, wurde an diesem Abend wieder einmal mehr als deutlich. Last but not least dankte Uwe Engel auch noch Theresa Jochim, die gemeinsam mit ihrem Freund, unter anderem das neue Logo des Wasserturms entworfen hat und auch immer bei der Gestaltung der Flyer aktiv mitarbeitet. Der Schreibwarenladen Gifts & More aus Dierdorf sorgte für den Verkauf der Bücher, die natürlich von der Autorin auch sehr gerne signiert wurden. Im Anschluss an die Lesung beantwortete Brigitte Glaser auch noch die Fragen der Gäste und es entwickelte sich ein reger Austausch zu politischen, kulturellen und sozialen Themen. Ulrike Puderbach
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