Verdi kritisiert Entwurf der Pflegekammer für eine Berufsordnung
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat sich auf einer Konferenz in Kaiserslautern gegen den Entwurf der rheinland-pfälzischen Pflegekammer über eine Berufsordnung der Pflege ausgesprochen. „Man wird zur Fortbildung verpflichtet, aber niemand sagt, wer das bezahlt und ob die Einrichtung einen dafür freistellt“, lautet ein Kritikpunkt. Insbesondere der fehlende Realitätsbezug zu den tatsächlichen Anforderungen einer Pflegekraft stößt bei Verdi auf Ablehnung.
Kaiserslautern/Region. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat sich auf einer Konferenz in Kaiserslautern gegen den Entwurf der rheinland-pfälzischen Pflegekammer über eine Berufsordnung der Pflege ausgesprochen, welche im September veröffentlich werden soll. Hauptkritikpunkt ist der fehlende Realitätsbezug zu den tatsächlichen Anforderungen einer Pflegekraft. Laut Michael Quetting, Pflegebeauftragter von Verdi, enthält das Papier: „Allerwelts-Weisheiten und Aneinanderreihung von nichtssagenden Worthülsen.“ Bereits im Vorfeld kam es zu einem regelrechten öffentlichen Schlagabtausch zwischen Quetting und Dr. Markus Mai, Präsident der Pflegekammer RLP.
Fortbildung: Ja – Aber wer zahlt?
Quetting betont in Bezugnahme auf das Papier: „Man wird zur Fortbildung verpflichtet, aber niemand sagt, wer das bezahlt und ob die Einrichtung einen dafür freistellt. Auch der Passus, dass Kammermitglieder sich nicht öffentlich negativ über das Berufsbild äußern dürfen, ist mehr als fraglich.“
Mehr Personal, bessere Arbeitsbedingungen
Die ehrenamtliche Präsidentin des Verdi-Pflegerates Rheinland-Pfalz-Saarland, Silke Präfke, Personalrätin am Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz, betont: „Wir als Pflegende engagieren uns, weil uns die soziale und ökonomische Lage der Pflegenden als auch der zu Pflegenden nicht egal ist. Pflege und das Sich-Einsetzen für die Rechte der Menschen sind für uns zwei Seiten einer Medaille. Die berufsrechtlichen Regelungen ergeben nur dann einen Sinn, wenn die Arbeitgeber sich an diese halten müssen. Juristische Person müssen mittelbar an das pflegerische Berufsrecht gebunden sein.“ Quetting ergänzt: „Unmenschliche Verhältnisse, die zur schlechten Pflege führen, hoher Arbeitsdruck, Überstunden, Einspringen an freien Tagen, zu wenig Zeit für Patientinnen und Patienten und vor allem fehlendes Personal sind die Kernprobleme. Wir brauchen mehr Personal, bessere Arbeitsbedingungen und nicht zuletzt die Wertschätzung aller."
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Verdi fordert eine Woche Bildungsurlaub
Professionell zu pflegen bedeute stets den aktuellen Erkenntnisstand zu kennen und sich kritisch mit Fragen des Berufes auseinanderzusetzen. Deswegen müssten alle Einrichtungen verpflichtet werden, jedes Jahr eine Woche Bildungsurlaub für selbstbestimmte, unabhängige und kompetenzerhaltende Maßnahmen zu gewähren und zu bezahlen. „Nur so würde aus einer Pflicht ein tatsächliches Recht," stellt der Verdi-Pflegebeirat fest.
Pflegekräfte sollen mitreden
Verdi lehnt den Entwurf der Pflegekammer ab und verlangt eine Diskussion unter allen Pflegekräften im Land. „Vor einer solchen Diskussion darf keine Verabschiedung durch die Pflegekammer erfolgen", sagt Präfke abschließend. (PM)
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