WW-Literaturtage: Mit Wein Staat machen?
Lässt sich „Mit Wein Staat machen“? Auf jeden Fall, behauptet der Autor des Buches, Dr. Knut Bergmann, der in Leutesdorf einen überaus amüsanten und zugleich informativen Blick auf die deutsche Geschichte bot. In der wunderschönen, vom Rhein nur durch die Uferpromenade getrennten Jugendherberge Kloster Leutesdorf wurde das Publikum vom Mitveranstalter Martin Sturm (Weingut Sturm am Rheinkilometer 614) mit einem ausgezeichneten Rieslingsekt empfangen, der sich nach dem Urteil des Autors bei Staatsempfängen nicht verstecken müsste.
Leutesdorf. Knut Bergmann verwies zu Beginn seines Vortrags auf das strenge historische Tafelzeremoniell, von dem in demokratischen Staaten nur noch die Sitzordnung geblieben sei. Undenkbar, dass bei heutigen Staatsbesuchen den Gästen weniger aufwändige Speisen und billigere Getränke serviert würden.
Trotz der Erkenntnis, dass gemeinsame Mahlzeiten befriedend und entspannend wirken, finden Staatsbankette wenig Beachtung in der Öffentlichkeit. Dabei sind sie ein bedeutendes Mittel staatlicher Repräsentation und sollen auch die Würde und die Identität des Gastgebers ins rechte Licht rücken. Dass sich Theodor Heuss bewusst vom Protz der Nazidiktatur abheben wollte, indem er - nicht immer zur Zufriedenheit seines Bundeskanzlers Adenauer, der ein ausgewiesener Weinkenner war - ein „Pathos der Nüchternheit“ propagierte, wirkt anscheinend bis heute nach. Deutschen Staatsmännern wird eine gewisse Bescheidenheit abverlangt, und ein allzu erlesener Weingeschmack oder der Verzehr von Foie gras kostet Sympathien in der deutschen Bevölkerung.
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Martin Sturm krönte den mit vielen Anekdoten bebilderten Vortrag, der bis in die Gegenwart reichte, mit einer feinherben Riesling-Spätlese. Im anschließenden Gespräch brachte Ulrich Schmalz mit viel Humor eigene Erfahrungen aus seiner Zeit als Bundestagsabgeordneter ein. Bei einem Pinot Noir wurden im Anschluss noch Fragen aus dem Publikum beantwortet, wovon eine den Autor besonders anregte: Wer sucht eigentlich die Weine für die Staatsbankette in Berlin aus? Alle waren sich mit Knut Bergmann einig, dass es eines Weinbotschafters bedürfe und er die richtige Person für eine solche Stelle sei.
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