Bären Neuwied sind bereit für den Vizemeister
Der Unterschied zwischen einem Eishockeytrainer und einem -spieler besteht darin, dass der Trainer zwar auch die Stärken seiner Mannschaft hervorhebt, aber dann doch eher bemüht ist, den Ball (oder Puck) flachzuhalten. Und der Spieler? Der geht da schon eher in die Offensive.
Neuwied. Kostprobe gefälligst? „Ich bin nicht nach Neuwied gekommen, um das fünfte Halbfinale gegen Herford zu verlieren", sprach Jeff Smith auf der Saisoneröffnungsfeier des EHC „Die Bären" 2016 ins Mikrofon und erntete tosenden Beifall der Neuwieder Fans. Oder Sam Aulie, der kanadische Neuzugang der Deichstädter: „We wanna beat them all." „Wir wollen sie alle schlagen." Kurz, trocken, humorlos. Alle Spiele gewinnen werden die Bären mit Sicherheit nicht, dafür ist die Regionalliga West auch in der Saison 2019/20 zu stark besetzt. „Aber wir haben eine Mannschaft zusammengestellt, die wieder in der Lage sein sollte, eine gute Rolle zu spielen.
Unser Ziel ist zunächst einmal wieder das Halbfinale. Und dann werden die Karten ohnehin wieder komplett neu gemischt", sagt Carsten Billigmann, seit wenigen Wochen Manager und Trainer der Bären in Personalunion. „Meine neue Aufgabe ist ganz gut angelaufen. Mit Andreas Halfmann und Jeff Smith habe ich zwei erfahrene Leute an meiner Seite. Wir ergänzen uns gut", schildert Billigmann seine Eindrücke nach vier Trainingswochen und sechs Vorbereitungsspielen.
Die boten Tiefs wie die Niederlage gegen Lüttich, aber auch Hochs wie das respektable 4:6 in Herne oder den überzeugenden abschließenden 4:1-Sieg gegen den Oberligisten Krefeld. „Wir haben auch daheim gegen Herne trotz der 2:7-Niederlage zwei Drittel lang gut gespielt, aber gegen Krefeld waren wir über die gesamte Spielzeit hinweg konstant. Im Bereich der Abstimmung gibt es zwar noch etwas zu tun, aber insgesamt hat man am Sonntag gesehen, dass wir fit sind für die neue Saison", sagt Billigmann vor dem Heimspiel am Freitag ab 20 Uhr gegen Vizemeister Hamm und der Partie beim Neusser EV am Sonntag ab 20 Uhr. Hamm, im Finale 2018/19 dem Herforder EV unterlegen, ist direkt ein dickes Brett, das die Bären bohren müssen.
„Ich hoffe, dass die Fans nach der Vorbereitung jetzt wieder richtig Bock auf Eishockey haben und die Bärenhöhle für den Gegner zur Hölle machen", setzt Billigmann auch auf die Unterstützung von der Tribüne. „Gegen Hamm benötigen wir besondere Rückendeckung." Die Eisbären hatten in der Vorbereitung zwar große personelle Probleme, konnten das Testspiel bei den Hamburg Crocodiles nur mit 14 Spielern bestreiten, aber Trainer Ralf Hoja nahm trotz der 3:7-Niederlage beim Oberligisten aus der Hansestadt ein gutes Gefühl mit in die letzte Vorbereitungswoche: „Wir sind optimistisch für das Spiel in Neuwied." Der Vizemeister hat bis auf Lukas Novacek keine schwerwiegenden Abgänge zu verzeichen, konnte sich dafür in der Abwehr mit Aaron Reckers (Herford) weiter festigen.
„Die Mannschaft hat in der letzten Saison die Hauptrunde dominiert, sich im Sommer personell kaum verändert - da frage ich mich, warum bei der Favoritenfrage in der Liga zunächst immer nur Diez-Limburg und Herford genannt werden", hat Billigmann auch die Eisbären wieder auf dem Zettel. Der erste Auswärtsgegner des EHC zählt in der neuen Siebener-Liga zu den kleineren Fischen. „Neuss ist zwar der Underdog, gegen den aber der eine oder andere auch stolpern wird. Ich will das am Sonntag nicht sein. Wir erwarten eine ganz andere Partie, in der wir das Spiel machen müssen. Auf jeden Fall brauchen wir die richtige Einstellung, weil du in Neuss ganz schnell einmal schlecht aussehen kannst", sagt Billigmann über den NEV.
Der wird in der neuen Runde wieder vom letztjährigen Neuwieder Trainer Daniel Benske trainiert, der sich Neuwieds Testspiel gegen Herne im Icehouse ansah: „Ich weiß, was da am Sonntag auf uns zukommt. Carsten hat gute Reihen zusammengestellt, bei denen etwas passiert, aber natürlich werden wir in diesem für mich natürlich besonderen Spiel alles versuchen. Ich freue mich auf die Neuwieder Fans und die Mannschaft, aus der ich noch sehr viele Spieler kenne." Mit Frankfurt, Lauterbach und Soest sind drei Mannschaften, die sich mit Neuss auf Augenhöhe befanden, aus der Liga verschwunden.
„Uns ist allen bewusst, dass es ein ganz schweres Jahr wird. Und in der Vorbereitung hatten wir zudem großes Pech mit Krankheiten sowie Verletzungen, mussten Trainingseinheiten und sogar ein Spiel deshalb absagen. Da standen uns die beiden Imports aber auch noch nicht zur Verfügung", lässt Benske wissen. Unter anderem fällt bis auf weiteres Torben Beeg mit einer gebrochenen Rippe aus, Kapitän Holger Schrills hat sich am Knie verletzt. Trotzdem habe man sich qualitativ um eins, zwei Schritte verbessert. Aus Lauterbach kam der erfahrene Nikolai Varianov, zudem zog Neuss mit dem US-Amerikaner Brett Lucas (EC Bergisch Land) und den Letten Sergejs Piskunovs (ECW Sande, Regionalliga Nord) zwei Importspieler an Land, die die Mannschaft verstärken sollen.
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