Werbung

Nachricht vom 30.09.2019    

„Heimat ist, was man vermisst“ mit Sebastian Schnoy

Wo Sebastian Schnoy mit dem Zeigefinger auf Stereotypen zeigt, da bleibt kein Auge trocken. Das durften die rund einhundert Gäste im „Hotel zur Post“ in Waldbreitbach am Sonntagabend live erleben, denn dort war der Autor und Kabarettist im Rahmen der Westerwälder Literaturtage mit seinem aktuellen Programm „Heimat ist, was man vermisst“ zu Gast.

Sebastian Schnoy nimmt gerne Stereotype auseinander. Foto: UP

Waldbreitbach. Passend zum Oberthema dieses Jahres „Heimat/en“ brannte der Kabarettist ein Feuerwerk an Gags ab, bei dem die Zuhörer aus dem Lachen nicht mehr herauskamen. Schnoy kennt keine Gnade und sein fundiertes Wissen über deutsche und europäische Geschichte versetzt so manchen Gast in Erstaunen, wenn er auch über die durchaus dunklen Punkte in unserer Geschichte schonungslos spricht und den Finger in die Wunde legt.

Als Kind der 70er einer Arbeiterfamilie, das aus gespülten Senfgläsern zum Abendessen Milch oder Hagebuttentee getrunken hat, erzählt er in seiner unnachahmlichen Art von harmonischen Urlauben in einer Ferienwohnung in Gorleben – in unmittelbarer Nähe der Atomgegner, ohne diese Bedrohung bewusst wahrzunehmen. Im Angesicht der aktuellen Klimadiskussion zeigt Schnoy schonungslos auf, dass seine Generation, was die Nachhaltigkeit angeht, schon vor Jahrzehnten die Dinge getan hat, die die Klimaaktivisten heute fordern. Denn damals gab es keine Coffee to go-Becher und statt Plastiktüten wurde das Picknick am See in Brotdosen gepackt.

Schnoys Kernaussage in seinem Programm ist einfach, dass wir Deutsche den Mut haben müssen, vielleicht manchmal nicht „typisch deutsch“ zu sein und einfach mal statt Frühstück mit Müsli und Vollkornbrot unserem Bedürfnis nach Weißbrot und Croissant nachzugeben. Mit dieser Metapher ermutigt er seine Zuhörer, nicht mehr völlig sinnlose Dinge bis zum bitteren Ende durchzuziehen, sondern sich ein Beispiel an den anderen Europäern nehmen und das Leben ein wenig mehr genießen. Er sieht als größtes Problem in Deutschland die Selbstverleugnung der eigenen Kultur.



Und wenn man schon von Geschichte spricht, dann sollte man sich der Tatsache bewusst sein, dass der Grundstein des Volkswagen-Werkes 1939 von Adolf Hitler persönlich gelegt wurde und dass Ferdinand Porsche in großem Stile Zwangsarbeiter angefordert hat, denen ihre Kinder weggenommen und mit einer Sterblichkeitsrate von 70-100% in Heimen untergebracht wurden.

Schnoy bringt mit Hilfe von Tatsachen genau die Dinge auf den Punkt, über die dringend nachgedacht werden muss, ohne mit erhobenem Zeigefinger zu drohen.
Seine Zuhörer haben an diesem Abend viel gelacht, aber auch einige Denkanstöße mit nach Hause genommen – das Erfolgsrezept, mit dem Schnoy die Menschen zum Nachdenken anregt. Heimat ist eben das, was zu Hause unsichtbar ist und was man erst vermisst, wenn es auf einmal nicht mehr da ist. (UP)


Lokales: Rengsdorf & Umgebung

Jetzt Fan der NR-Kurier.de Lokalausgabe Rengsdorf auf Facebook werden!


Anmeldung zum NR-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Neuwied.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus der Kultur


Himmlische Weihnacht in Altenkirchen: Late-Night-Shopping mit Musik und Kulinarik

Altenkirchen. Am Donnerstag, dem 5. und Freitag, den 6. Dezember 2024, lädt der Aktionskreis Altenkirchen ab 16 Uhr zur "Himmlischen ...

Adventskonzert in Unkel

Unkel. Die Veranstaltung wird organisiert von der Heidelberger Kulturvereinigung piano international eV in Zusammenarbeit ...

Galerie Blattwelt lädt nach Niederhofen ein

Niederhofen. In dem Druckereimuseum werden großformatige Prachtbände der Vergangenheit gezeigt. Höhepunkt ist hier die Lüneburger ...

Buchtipp: "Von Aschenputtel bis Zwerg Nase - Märchen in politischen Karikaturen" von Horst Haitzinger

Dierdorf/Oppenheim. Der 1939 geborene Österreicher Horst Haitzinger denkt nach eigenem Bekunden in Bildern und der übliche ...

Kleinkunstbühne präsentiert: Kunst gegen Bares KGB

Neuwied. Das Motto von Kunst gegen Bares ist: Kunst hat einen Wert! Abgestimmt wird am Ende über Geld, das in Sparschweine ...

Einladung zur Finissage der Ausstellung Peter Nagel

Linz. Noch einmal haben zur Finissage, am 24. November um 15 Uhr Kunstinteressierte die Gelegenheit, die großartigen Gemälde ...

Weitere Artikel


FW Asbach: Tag der Feuerwehr gegen Blutkrebs

Asbach. Vier Stunden lang präsentierten sich die neun Einheiten mit Vorführungen und Demonstrationen ihrer Ausrüstung und ...

Yachthafen Neuwied: SGD Nord genehmigt Flächennutzungsplan

Neuwied. Nach den Plänen der Stadt soll es im besagten Bereich – neben der Nutzung als Hafen – künftig auch möglich sein, ...

Historisch: Wirtgen begrüßt 1.000sten Auszubildenden

Windhagen. Den Nachwuchs im eigenen Betrieb nachhaltig zu qualifizieren, ist für Wirtgen ein gleichsam erfolgreiches wie ...

Lehrtafel des Bad Honnefer Bienenwegs enthüllt

Bad Honnef. Außerdem war am Tag der Einweihung der Tafel genug Streuobst gereift, so dass sich Schülerinnen und Schüler entschlossen ...

Marienhausen verliert knapp gegen Oberlahr

Marienhausen. Quasi mit dem Halbzeitpfiff gelang Semi Rihani der Ausgleichstreffer zum 2:2. Nach der Pause war das Spiel ...

Ellingerjungs zeigen Comeback-Qualitäten

Straßenhaus. Doch die Pausenansprache zeigte Wirkung und man spielte in Halbzeit 2 besseren Fußball. So kam man nach einem ...

Werbung