"Einander offen begegnen": Welt-Alzheimertag im MGH
Anlässlich des Welt-Alzheimertages öffnete das Mehrgenerationenhaus Neuwied (MGH) seine Türen und lud zur offenen Begegnung mit einem weitreichenden Rahmenprogramm ein. Dies bestand aus Fachvorträgen, Beratungsmöglichkeiten, Anregungen zum Nachdenken sowie aus Alltagshilfen für Betroffene und pflegende Angehörige.
Neuwied. Demenzielle Erkrankungen sind allgegenwärtig, im Familienleben, Vereinsleben, dem beruflichen Kontext oder im Alltag beim Einkaufen. Dabei kann es hilfreich sein, das Krankheitsbild zu erkennen und mit Betroffenen richtig umzugehen. Da Alzheimer und andere Demenzerkrankungen rasant an Bedeutung zunehmen und den Angehörigen bzw. Betreuenden im Umfeld enorm viel abverlangen, stand im Fokus der Veranstaltung der fachliche und informelle Austausch unter Betroffenen.
Seinen besonderen Dank sprachen Bea Röder-Simon und Nils Zimmermann vom MGH der Lion Hilfe Neuwied Andernach und Landrat Achim Hallerbach für die Abteilung Psychiatriekoordination der Kreisverwaltung Neuwied aus. „Ohne deren Sponsoring für den Arbeitsbereich „Lokale Allianz für Menschen mit Demenz“ könnten wir solche Sonderveranstaltungen aus eigenen Mitteln nicht erbringen.“ führte der geschäftsführende Leiter des Trägervereins aus.
Susanne Isaak-Mans eröffnete die Ausstellung „Augen-Blicke“, eine Wanderausstellung zum Thema Demenz, mit lebensfrohen Bildern in Acryl und Öl die von Betroffenen gemalt wurden. Begleitet von Fotos und Texten zu den Künstlern und ihrem Leben ermöglicht die Ausstellung einen Blick auf das was trotz Krankheit noch möglich sind. Anschließend verteilten sich die Besucher auf die unterschiedlichen Angebote. Veranstaltungshighlight bildete der Demenzpfad von Humortherapeut und Demenzberater Markus Proske, der für so manches Aha-Erlebnis sorgte. Auf 30 Stationen konnten die Besucher im Selbstversuch in die Gefühlswelt eines Menschen mit Demenz eintauchen, dabei an die Grenzen ihrer körperlichen und geistigen Leistung kommen und für einen Moment empfinden, wie es ist, dement zu sein.
Zu Markus Proskes Rezept gehören Humor, Singen und vor allem viel Geduld. „Humor ist viel mehr als Heiterkeit. Humor ist eine Haltung zum Leben – und zum Sterben. Diese Art, das Leben zu nehmen, ist von Gelassenheit statt von Verzweiflung geprägt – und besonders wertvoll in der Pflege. Sie akzeptiert die Gegebenheiten und hadert nicht mit verfehlten Möglichkeiten.“ so Proske. Diesem Tenor schien auch Heidemarie Stollberg mit ihren kurzen, heiter, selbstironischen Alltagseinblicken verbunden, die den Zuhörern so manches Schmunzeln entlockte.
Mit leisen Tönen präsentierte Katharina Göbel ihr Buch „Eintauchen in Opas verwirrte Welt“. Die wahre Geschichte, erzählt aus dem Blickwinkel des an Demenz erkrankten „Opas“ und aus Sicht der Enkelin. Göbels Buch ist ein feinfühliges Plädoyer, die Ehre des Dementen bis zum Schluss aufrecht zu erhalten und zu versuchen, seine ganz eigene Welt zu verstehen.
Hochbetrieb herrschte an den Infotischen des Pflegestützpunktes Neuwied und des Malteser Hilfsdienstes Koblenz. Fachkräfte informierten über gesetzliche Leistungen, Entlastungsangebote, Ansprechpartner und gaben konkrete Tipps zur Bewältigung von Alltags-Herausforderungen. Julia Klippel, Koordinatorin der Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz zog abschließend eine sehr positive Veranstaltungsbilanz. „Es hat sich gelohnt. Mit unserem Info-und Mitmachtag haben wir den Bedarf genau getroffen und den Besuchern umfassend weiterhelfen können“, so Klippel, die Organisatorin der Veranstaltung. (PM)
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