Ein Meisterwerk mittelalterlicher Goldschmiedekunst
Der Simonsschrein in der Abteikirche in Sayn ist ein Meisterwerk mittelalterlicher Goldschmiedekunst. Am Sonntag, 15. Dezember, 11 Uhr stellt der Förderkreis Abtei Sayn ein Buch vor, das die bedeutende Reliquie in ihre kirchenpolitischen und frömmigkeitsgeschichtlichen Zusammenhänge einordnet und ihn in den Kontext verwandter Werke stellt.
Bendorf. Die Abteikirche Sayn war früher einmal ein viel besuchter Wallfahrtsort. Heutige Besucher, von denen viele als Touristen nach Sayn kommen, sind überrascht, wenn sie an dem zugänglichen Chorbereich stehen, wo in einem sichtbaren Tresor im Hochaltar eines der bedeutendsten Werke mittelalterlicher Schatzkunst aufbewahrt wird: der Schrein des Apostels Simon. Das nur wenigen Fachleuten bekannte Kunstwerk wurde 2014/15 in der Ausstellung "Caspar, Melchior, Balthasar" in der Kölner Domschatzkammer ausgestellt.
Dabei zeigte sich, dass der Schrein in den letzten Jahrhunderten und vor allem auch durch die hohe Luftfeuchtigkeit im Brexbachtal erheblich gelitten hat. Unter Federführung des Amtes für kirchliche Denkmalpflege/Trier erfolgte eine umfassende Restaurierung, deren Ergebnisse 2016 der Fachöffentlichkeit vorgestellt wurden.
Leider kam die geplante Veröffentlichung der Vorträge nicht zustande und so ist es als Glücksfall anzusehen, dass einer der Referenten, der an der Universität Trier lehrende Historiker Prof. Dr. Wolfgang Schmid, seinen Vortrag zu einem umfangreichen Buchmanuskript ausarbeitete. Er untersucht im ersten Kapitel die erstaunliche Karriere der Grafen von Sayn und rekonstruiert im zweiten Teil die komplizierte Gründungs- und Baugeschichte der Prämonstratenserabtei. Ausführlich wird danach ein Translationsbericht von 1258 untersucht, der berichtet, dass ein armenischer Bischof im Jahre 1204 auf seiner Wallfahrt zu den Heiligen Drei Königen nach Köln die Apostelreliquie verlor.
Die Suche nach dem Bischof führt mit den Kreuzfahrerheeren und den Grafen von Sayn ins Heilige Land, nach Armenien und Indien. Ein großes Kapitel ist den kunsthistorischen Befunden und Problemen des Simonsschreins gewidmet. Anhand mehrerer historischer Abbildungen und der Befunde der Restauratoren lässt sich nachweisen, dass der Simonsschrein ab etwa 1220 angefertigt wurde und von Anfang an 18 Bergkristallfenster besitzen sollte. Dadurch nimmt er eine Schlüsselposition in der mittelalterlichen Kunst- und Frömmigkeitsgeschichte ein.
Ein weiteres umfangreiches Kapitel stellt den Schrein in den Kontext der rheinischen Kunstgeschichte. Eine ganze Reihe vergleichbarer Stücke wird in die Analyse einbezogen, es ergibt ein ganzes Panorama der romanischen Schatzkunst in den Bistümern Trier und Köln, wo damals gerade der Dreikönigsschrein entstand. Das letzte Kapitel ist der barocken Heiligenverehrung gewidmet. Um 1740 wurde der Simonsschrein tiefgreifend umgestaltet und ein Pilgerdruck veröffentlicht, der sich als weiteres Schlüsseldokument zur Geschichte der Wallfahrt zum heiligen Simon erweist.
Der Förderkreis der Abtei Sayn kann nicht nur ein grundlegendes und umfangreiches wissenschaftliches Werk im Umfang von 352 Druckseiten der Öffentlichkeit übergeben, sondern auch eine Augenweide. Der großformatige, eindrucksvoll gestaltete Band ist mit 246 hervorragenden Farbabbildungen ausgestattet, die hier zum Teil erstmals publiziert werden.
Das Buch wird am Sonntag, 15. Dezember um 11 Uhr im Anschluss an das Hochamt in der Abteikirche in Bendorf-Sayn vorgestellt. Dabei besteht die Möglichkeit, den Simonsschrein zu besichtigen. Bei der Buchvorstellung findet ein Sonderverkauf statt.
Das Buch kann anschließend im Bendorfer Buchladen, beim Imprimatur-Verlag Rudolf Kring und beim Förderkreis der Abtei Sayn zum Preis von 19,50 Euro erworben werden.
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