Sehr lustiger Floh im Ohr im Schlosstheater Neuwied
Von Helmi Tischler-Venter
Bei der Premiere der Komödie „Floh im Ohr“ im Schlosstheater Neuwied am Sonntag, 1. Dezember hatten die Zuschauer wahrlich viel zu lachen, denn die Schauspieltruppe um den „Star“ Kalle Pohl in der Hauptdoppelrolle sprühte vor Spielfreude in der aktualisierten Inszenierung von Jan Bodinus.
Neuwied. Die rasante Verwechslungskomödie fordert von allen Schauspielern Höchstleistungen ab, die Bewunderung verdienen. Der „Floh im Ohr“ ist in dem 1907 uraufgeführten Lustspiel von Georges Feydeau der Verdacht der Madame Colette Chandebise (überzeugend gespielt von Petra Kalkutschke), ihr Mann sei untreu, denn mit der Post kamen seine Hosenträger, abgesandt von einem eindeutig zweideutigen Etablissement. Der Floh zwickt unentwegt, deshalb will Madame Gewissheit haben und ihren Gatten überführen. Sie bittet daher ihre Freundin Lucienne (Fabienne Hesse), einen Liebesbrief zu schreiben, mit dem sie als „unbekannte Verehrerin“ den untreuen Ehemann zu einem Schäferstündchen in dieses Hotel lockt.
Victor Chandebise seinerseits bittet seinen Freund und Hausarzt Dr. Finache (Stefan Gebelhoff), an seiner Stelle die Verabredung wahrzunehmen. Dieser Arzt ist allerdings in Madame Chandebise verliebt. Der Neffe der Chandebises (Sören Ergang spielt mit umwerfendem Sprachfehler) hat mit der Haushälterin Antoinette (Eva Nia Geese) im selben Haus ein Rende-Vous. Als Luciennes eifersüchtiger Ehemann Carlos Homenidés de Histangua (Dimitri Tellis) die Handschrift seiner Frau erkennt und bewaffnet in das Hotel stürmt, gefolgt von Victor Chandebise, der Lucienne retten will, befinden sich alle Bewohner des Hauses Chandebise gleichzeitig im Stundenhotel. Natürlich will keiner die anderen treffen.
Die Verwirrung eskaliert völlig, weil der ständig betrunkene Hoteldiener Poche – „Nüchtern bin ich schüchtern, aber voll bin ich toll!“ - Victor Chandebise zum Verwechseln ähnlich sieht. In dieser Doppelrolle brilliert Kalle Pohl, der mit irrwitziger Geschwindigkeit hinter den Kulissen jeweils hin und her rennen muss, weil er ständig im Wechsel als Victor Chandebise im Gehrock mit gekämmten Haaren und auf der gegenüberliegenden Seite als verstrubbelter Poche in Livree durch die Tür kommt.
Dreh- und Angelpunkt ist in dem plüschigen Etablissement ein drehbares Rundbett, das Christian Baumgärtel konstruierte und in dem jeder Protagonist mehr oder weniger willentlich landet und unvermutet wieder ausgespuckt wird. Das Möbel wird auch sehr gern von dem immer müden Zimmermädchen Ludmilla (Olga Siegwald) genutzt. Sehr zum Missfallen der schmusekatzigen Wirtin (Beatrice Kaps-Zurmahr). In deren „Auslage“ landet die vom Neffen intensiv gesuchte Gaumenplatte. Dadurch nehmen die Verwicklungen zu und das Chaos scheint sogar tragisch zu enden. Natürlich hat die Komödie ein Happy End.
Auch für die Zuschauer hatte der Theaterabend ein zusätzlich erfreuliches Ende, als Intendant Lajos Wenzel im Anschluss an die Aufführung zur Suppe und zur Unterhaltung mit dem Team einlud. Wenzel stellte bei der Gelegenheit neben den Bühnenschauspielern auch Regisseur Jan Bodinus, Regieassistent Felix Scheuer, Bühnenbildner Christian Baumgärtel und die hinter den Kulissen tätigen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Aline Hüttner, Axel Koltermann, Sylvia Rüger und Mario Clos vor.
Wegen der großen Nachfrage nach Karten wurde am 22. Dezember eine Zusatzvorstellung eingeplant. Information und Kartenbestellung: www.schlosstheater.de. htv
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