Es kann gelesen werden: Schöwer Bücherschrank ist gefüllt
Von Helmi Tischler-Venter
Ein Kindheitstraum wurde wahr: Ein ständig voller Bücherschrank zur freien Benutzung steht ab sofort an der Ecke Hintergasse/Hochgasse, langjährigen Bewohnern als „Sahm’s Platz“ ein Begriff, der lesewilligen Öffentlichkeit zur Verfügung. Das übliche Schicksal eines Buches ist es, einmal gelesen zu werden, um anschließend auf einem Regalbrett zu verstauben. Dafür sind die Druckerzeugnisse zu schade, Bücher brauchen viele Leser.
Dierdorf-Giershofen. Der freie Platz des ehemaligen Bauernhofs Sahm war schon lange mit einer steinernen Sitzgruppe sowie Wackelspielgeräten ausgestattet, er wurde jedoch von der Bevölkerung kaum genutzt. Das soll sich ab heute ändern.
Die Initiative zu dem Bücherschrank ging von Elke Jungbluth aus, die einen ähnlichen Bücherschrank sah und die Idee auf ihren Heimatort übertrug, mit Hilfe von Fördermitteln und der aus der Dorfmoderation hervorgegangenen sehr aktiven „Wandergruppe“. Nach Fotovorlage wurde das besondere Möbel von der Schreinerei Werz ohne Berechnung der Arbeitsleistung gezimmert, die Männer der Wandergruppe bauten den Schrank in Jungbluths Scheune zusammen, stellten den von Elke Jungbluth gestrichenen Schrank fachgerecht auf dem Platz auf und pflasterten den Zugang. Nachbar Dachdecker Martin Schmidt erstellte das im Westerwald dringend benötigte Dach gegen Erstattung der Materialkosten und sponserte die Arbeitskraft seiner Mitarbeiter Tobias Weise und Leon Schmidt.
So wurde das seit November mit seiner schwarzen Plastikabdeckung an ein großes Geschenkpaket erinnernde Objekt zu einem nutzbaren Schrank, der am Samstag, dem 11. Januar ausgepackt und mit Büchern bestückt wurde. Zwölf Helfer stellten Kinderbücher auf das niedrigste Brett, Romane, Sachbücher und Krimis weiter oben ein. Man findet Rezeptbücher und Ratgeber, Foto-Bände, Gedichte und Thriller ebenso wie Bestseller und Bilderbücher. Das Inventar deckt eine große Interessensbandbreite ab. Entfeuchtersäckchen sollen die Bände vor Schimmel bewahren. Beleuchtung mit Bewegungssensor macht das Suchen nach der Bettlektüre auch am Abend möglich.
Eine Benutzerordnung erklärt, dass der Schrank zu jeder Zeit genutzt werden kann. Man kann sich ein Buch aussuchen, es lesen und zurückbringen oder auch behalten und ein anderes Exemplar einstellen. Bücher sollte man natürlich pfleglich behandeln, damit mehrere Leser daran Freude haben können. Für Hinweise steht die Telefonnummer von Elke Jungbluth zur Verfügung.
Die Wandergruppe entwickelte bei der Einweihung viele Ideen zur weiteren Optimierung des Bücherschranks und des Platzes: eine hübsche Bepflanzung und ein Mülleimer sollen den Ort wohnlicher machen, vielleicht auch zusätzliche, bequemere Sitzgelegenheiten. Dann könnten auch literarische Aktionen durchgeführt werden. Der Tatkraft der engagierten Schöwer Bürger sind kaum Grenzen gesetzt, vorausgesetzt, der Bücherschrank wird achtsam behandelt. Dann ist der Dierdorfer Stadtteil Giershofen um eine Attraktion reicher. htv
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