Junger Syrer zeigt wie erfolgreiche Integration geht
Als Delgesh Alali (19) im Juli 2015 mit seiner Familie aus Syrien nach Deutschland kam, war erst einmal alles neu. Die Menschen, die Umgebung, die Sprache. Die Zukunft? Ungewiss. Dreieinhalb Jahre später hat der junge Mann erreicht, wovon andere nur träumen können: Er hat einen Ausbildungsplatz zum Anlagenmechaniker Sanitär – Heizung - Klima (SHK) bei der Firma Färber GmbH in Irlich, hat die Sprache erlernt und fühlt sich wohl in seinem neuen Leben.
Wie hat er das geschafft?
Neuwied. Die Geschichte von Delgesh Alali imponiert Jobcenter-Mitarbeiter Dirk Arenz mächtig. Denn nachdem der junge Syrer Mitte 2015 nach Deutschland gekommen ist, hat er sich intensiv bemüht, seinen Weg in Deutschland erfolgreich zu gehen. Zwei Jahre lang ist er in Niederbieber zur Schule gegangen, um die Mittlere Reife zu erwerben, anschließend besuchte er eine berufsvorbereitende Maßnahme bei der Handwerkskammer in Rheinbrohl.
„Nebenbei“ lernte er dann noch die deutsche Sprache - und das auf eigene Faust. „Er hat keinen Sprachkurs in Deutschland besucht, sondern sich selbständig die Sprache beigebracht“, sagt Dirk Arenz. Schule, Fernsehen und dass er zuhause mit seiner Schwester ausschließlich auf Deutsch spricht, das sei sein Erfolgsrezept, so Delgesh. Und das funktioniert so gut, dass er bei der letzten Deutscharbeit in der Berufsschule ein „Ausreichend“ erhielt, während alle seiner ausländischen Klassenkameraden schlechter abschnitten. Das Jobcenter unterstützt weiterhin seine Entwicklung mit der so genannten Assistierten Ausbildung, bei der Delgesh Alali jede Woche 4 bis 9 Stunden Förderunterricht erhält und eine Unterstützung, wenn Probleme oder Fragen auftauchen.
Seine Chefs, die Geschäftsführer Dipl.-Ing. Jürgen Büsch und Dipl.-Ing. Claus Boden, sind längst von ihrem 62. Auszubildenden seit Firmengründung überzeugt. Durch ein Praktikum während der Maßnahme lernten sie ihn kennen und erkannten sofort sein Potenzial. „Er zeigt sehr viel Interesse und leistet gute Arbeit. Allein seine sprachliche Entwicklung seit dem Vorstellungsgespräch bis heute ist enorm. Wir sind überzeugt, er kann das schaffen – und die Ausbildung ist wirklich komplex“, sagt Dipl.-Ing. Claus Boden. Die beiden Geschäftsführer haben ihm sogar ein Wörterbuch mit den syrischen Übersetzungen der beruflichen Fachbegriffe besorgt, damit er sie lernen kann. Und Delgesh macht seine Arbeit Spaß. „Ich mache jeden Tag etwas Neues, mein Beruf ist sehr vielseitig und interessant“, schwärmt er.
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Natürlich weiß Dirk Arenz, dass Delgesh Alali ein besonders positives Beispiel eines geflüchteten Menschen ist, der sehr viel Eigeninitiative und Motivation mitbringt. Dass es unter den Flüchtlingen im Kreis Neuwied nicht nur Erfolgsgeschichten gibt, liegt auf der Hand. Und dass die berufliche wie gesellschaftliche Integration nur mit ausreichenden Sprachkenntnissen möglich ist, und diese zu erwerben in vielen Fällen länger dauert als geplant. Die zu Beginn des starken Anstiegs der Flüchtlingszahlen 2015/16 gehegte Hoffnung, es kämen vor allem gut ausgebildete junge Menschen nach Deutschland, hat sich mittlerweile relativiert. Das liegt nicht nur daran, dass eben nicht alle Flüchtlinge tatsächlich über eine gute Schul- und Berufsausbildung verfügen, sondern ist auch ein Problem der Anerkennung von Abschlüssen. „Ein Rechtsanwalt aus Syrien kann zum Beispiel mit seinem akademischen Grad in Deutschland leider nichts anfangen, hier sind Berufsbild und die Gesetze völlig anders. Und das ist für die Betroffenen sehr hart – sie müssen ganz neu anfangen“, so Arenz.
Delgesh ist kein Einzelfall
„Die berufliche Integration von Geflüchteten in sozialversicherungspflichtigen Stellen auf dem ersten Arbeitsmarkt ist bei uns erfolgreicher als bei der Gesamtheit unserer Kunden“, sagt Dirk Arenz. Für Alali jedenfalls sind die Zukunftsaussichten rosig. Wenn er die Ausbildung erfolgreich abschließt, hat er gute Chancen auf eine Übernahme. Andernfalls ist er eine gesuchte Fachkraft und kann ohne Probleme eine neue Arbeit in seinem Beruf finden.
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